Back to Blood
who der Verlierer hätte herausbringen können. Aber sie hatten im Laufe ihres Lebens so viel von diesem … Zeug aufgeschnappt, das man brauchte, um Konversation zu machen. Magdalena hatte das immer »dieses ganze Museumszeug« genannt, und genau das war jetzt sein Problem. Er wusste nichts von — er unterbrach diesen Gedankengang, weil er es einfach nicht ertrug, an Magdalena zu denken. Im Moment ging ihm nur eins im Kopf herum, nämlich dass Ghislaine ihn zurechtgewiesen hatte … zwar in der mildesten Form, die ihr eingefallen war, aber sie hatte ihn zurechtgewiesen, und er wollte verflucht sein, wenn er stumm wie ein bußfertiger, zurechtgewiesener kleiner Junge vor diesem Scheißgemälde stehen blieb.
Und plötzlich hörte er sich sagen, »Nun ja, ich bin ja nicht als Kunstliebhaber hier, sondern weil ich an einem Fall arbeite.«
»Sie sind hier, weil — haben Sie gerade Fall gesagt?« Ghislaine wusste nicht recht, wie sie es ausdrücken sollte. »Ich dachte, Sie wären …«
»Sie haben gedacht, ich wär vom Dienst suspendiert, stimmt’s? Bin ich auch noch, aber das hier ist eine private Ermittlung. Es geht um diese Bilder.« Er machte eine weit ausholende Handbewegung, als wollte er sagen, dass er damit alle Bilder in dem Museum meinte. Er wusste, dass er das besser für sich behalten hätte, aber so konnte er Ghislaines hochtrabendes Meilenstein -Gerede ein für alle Mal im Keim ersticken. Er beugte sich zu ihr vor und sagte ihr leise ins Ohr, »Die sind alle nicht echt, keins von den Bildern in diesen beiden Räumen.«
»Was?«, sagte Ghislaine. »Was meinen Sie damit, nicht echt? «
»Ich meine, das sind Fälschungen. Ziemlich gute, habe ich mir sagen lassen, aber Fälschungen. Jedes einzelne.«
Nestor genoss die Bestürzung, die sich auf Ghislaines Gesicht ausbreitete. Das war ein Schuss vor den Bug. Ob er nun ein palurdo war oder nicht, spielte plötzlich keine Rolle mehr. Er hatte das ganze Thema auf eine unendlich höhere Ebene gehievt … auf der Kunsthistoriker kleine Schmetterlinge oder Insekten waren.
»Ja«, sagte er. »Leider ist das die Wahrheit. Es sind Fälschungen, das ist klar. Ich weiß, wer sie für Koroljow gemacht hat, und ich war in dem geheimen Atelier, wo er sie gemacht hat. Jetzt muss ich es beweisen. Wenn es Fälschungen sind —« Er zuckte mit den Achseln, als wollte er sagen: Dann brauchen wir auch keine Zeit mehr mit diesem Meilenstein-Gerede verplempern. Na also! Im Licht seiner Arbeit, seiner Kompetenz als Privatermittler erschien ihre Zurechtweisung nur noch albern und kindisch — und erst jetzt wurde ihm klar, dass er ihr nichts von seinen Untersuchungen hätte verraten dürfen. Allein aus verletzter Eitelkeit hatte er all das einem College-Mädchen anvertraut, das er kaum kannte.
Nein! Er kannte sie. Sie war arglos, und sie war ehrlich. Er konnte ihr vertrauen . Das hatte er von Anfang an gespürt. Trotzdem … da er sich zu einer Dummheit hatte hinreißen lassen, war es jetzt an der Zeit, Tacheles zu reden.
Er schaute sie an. Es war fast sein CopBlick. »Das bleibt unter uns, okay? Verstanden?«
Er behielt den CopBlick bei, bis er ihre Zusicherung hatte. »Ja«, sagte sie mit leiser, fast wimmernder Stimme. »Verstanden.« Jetzt hatte er ein schlechtes Gewissen. Die schnellste Methode, sie zu verprellen — und ihr Vertrauen zu verlieren — war die, weiter diese Macho-Masche zu fahren. Also schenkte er ihr das sanfteste und liebenswerteste Lächeln, zu dem er fähig war. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht … erschrecken. Wenn es jemanden gibt, dem ich vertrauen kann, dann Ihnen. Da bin ich mir absolut sicher — ich weiß es einfach. Ich habe es von Anfang an gewusst, und —«
Er verstummte. Von Anfang an von was eigentlich? Jetzt übertrieb er es wieder in die andere Richtung.
»Egal, Sie wissen jedenfalls, was ich meine … Das ist der eigentliche Grund, warum ich herkommen wollte. Ich dachte, ich sollte mir das alles mit eigenen Augen anschauen — und ich dachte, es ist eine gute Gelegenheit, Sie zu sehen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass Sie hier sind.«
Sein liebevoller Blick war jetzt vollkommen aufrichtig. Sie an seiner Seite, das war wie ein kleines Stück vom Himmel. Zum ersten Mal formte er im Geiste die Worte: »Ich bin in sie verliebt!«
¡Mierda! — sein iPhone! Er hatte von Klingelton auf Vibration umgestellt, und jetzt hüpfte das Handy in seiner Ho sentasche herum. Das Display zeigte
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