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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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›einer glaubhaften Gefährdung‹ — so nennen die das, ›eine glaubhafte Gefährdung‹ — aus Kuba geflohen ist, dann bekommt sie Asyl. Dieser Mann sagt, dass sein Name Hubert Cienfuegos ist und dass er Mitglied einer Untergrundorganisation mit dem Namen El Solvente ist, Die Lösung. Ich war gestern Abend bis elf im Büro, Mr. Topping, und habe alle möglichen Leute angerufen, aber niemand hat jemals von einem Hubert Cienfuegos oder von El Solvente gehört.«
    »Sprechen Sie Spanisch?«
    »Ja, Sir, oder jedenfalls ziemlich gut.«
    »Okay, wie entscheiden die über diese ›glaubhafte Gefährdung‹ und ob einer Asyl bekommt?«, fragte Ed.
    »Das entscheidet allein dieser eine Mann, der Anhörungsbeamte. Entweder glaubt er der Person oder er glaubt ihr nicht. Passiert alles an Deck des Kutters. Das ist das ganze Verfahren, Mr. Topping. Ist ruck, zuck erledigt.«
    »Und wie kommt er zu seiner Entscheidung?«
    »Allzu viel weiß ich nicht darüber, Mr. Topping. Ich weiß nur, dass zwei Sachen zur Ablehnung führen können. Erstens, wenn die Person zu vage ist, wenn sie keine Daten liefern kann oder der zeitliche Ablauf unklar ist oder sie nichts darüber sagen kann, von wem genau ihr diese ›Gefährdung‹ droht. Das Zweite ist, wenn ihre Geschichte zu, na ja — zu glatt ist. Wenn sich alles wie einstudiert und auswendig gelernt an hört und sie alles wie auf Knopfdruck runterrattern kann. Der Anhörungsbeamte kann keine Zeugen vorladen. Schätze, man kann sagen, es ist eine Ermessensentscheidung.«
    »Warum veranstalten die das auf dem Schiff?«, fragte Ed. »Wie bei diesem Burschen gestern — diesem Cienfuegos. Warum bringen sie ihn nicht an Land und machen die Anhörung da — ich meine, nach dem ganzen Chaos da draußen?«
    »Wenn die Person aus Kuba kommt und sie bringen diese Person auf ein Polizeirevier oder stecken sie in eine Arrestzelle oder ins Gefängnis oder sonst wohin, dann bekommt sie automatisch Asyl. Denn damit hat die Person amerikanischen Boden betreten. Wenn sie in amerikanischen Gewässern ein Verbrechen begangen hat, wird sie belangt, aber man kann sie nicht nach Kuba zurückschicken.«
    »Das ist ein Witz, oder?«
    »Nein, Sir. Wenn die Person nur versucht hat, illegal ins Land zu kommen, wird sie zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt und ist frei. Das ist alles. Personen aus Kuba sind so eine Art Meistbegünstigungsmigranten.«
    ::::::Person Person Person …… So eine Scheiße, ich will einfach nicht glauben, dass sie meinen Mann hier in Yale zu so einem gottverdammten Sprachvergewaltiger gemacht haben. Obwohl Meistbegünstigungsmigranten ein ganz hübsches Wortspiel auf Meistbegünstigungsklausel ist:::::: Stattdessen sagte er:
    »Das heißt, dieser Cienfuegos ist geliefert und praktisch schon wieder draußen?«
    »Ja, Sir. Aber meine Quelle sagt, dass sie womöglich vier, fünf Tage, vielleicht eine ganze Woche nichts darüber rauslassen. Die Demonstranten sollen sich erst mal wieder ein bisschen abkühlen.«
    »Das wäre ja fantastisch! «, sagte Stan, der so elektrisiert war, dass er sich tatsächlich gerade hinsetzte. »Wenn wir da dranbleiben, dann haben wir die Geschichte für uns allein.« Stan stand auf und richtete sich … für seine Verhältnisse … kerzengerade auf. »Okay, John, los geht’s. Wir haben einen Haufen Arbeit!«
    Stan ging auf die Tür zu. John Smith stand auch auf, blieb aber noch vor seinem Stuhl stehen und sagte zu Stan, »Hätten Sie was dagegen, wenn ich Mr. Topping noch kurz von der Koroljow-Story erzähle?«
    Stan hob die Augen zur Decke, stieß einen überdrüssigeren als nur einfach überdrüssigen Seufzer aus, drehte sich um und schaute Ed an. Ed zeigte wieder sein breitestes Lächeln, das Lächeln eines Mannes, mit dem es das Schicksal gut meint. »Klar«, sagte er zu John Smith. »Lassen Sie mal hören. Dieser Koroljow ist wahrlich eine Persönlichkeit. Ein wahrlich schillernder …«
    Ed bemerkte den skeptischen, offenbar nur für ihn bestimmten Blick, der wie ein Schatten über Stans Gesicht huschte. Aber was scherten einen glücklichen Mann die Schatten anderer Leute?
    »Also, ein wahrlich schillernder Charakter«, fuhr er fort. »Habe fast neben ihm gesessen, letztes Jahr bei dem Dinner, das die Stadt und das Museum ihm zu Ehren gegeben haben. Mein Gott, Gemälde im Wert von siebzig Millionen Dollar hat er denen gestiftet, und sicher die Hälfte davon hat damals in dem Festsaal gehangen. Das war eine Show … all diese russischen Gemälde

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