Back to Blood
an den Wänden … Kandinsky, Malewitsch … ähhh …« Mehr Namen fielen ihm nicht ein.
»Ein paar Larionows«, sagte John Smith, »Gontscharowas, Chagalls, ein Pirosmanaschwili und —«
Ed verzog das Gesicht. »Piro — we r ? «
»Das war so eine Art russischer Henri Rousseau«, sagte John Smith. »1918 gestorben.«
::::::Jesus Christus, Pirowatschawili?:::::: Ed beschloss, die Gefilde der Einzelheiten zu verlassen. »Egal, jedenfalls sind die Bilder mindestens siebzig Millionen Dollar wert, und das ist nur die niedrigste Schätzung. Sicher, Koroljow ist ein klasse Thema. Aber wir haben doch schon vor gar nicht so langer Zeit ein großes Porträt von ihm gebracht. Was soll denn der Aufhänger sein?« Schatten um Schatten umwölkte das Gesicht von Stan, der hinter John Smith stand.
»Nun ja, Sir, zum Ersten sind die Kandinskys und Malewitschs nicht echt.«
Ed neigte den Kopf zur Seite, hob eine Augenbraue so hoch, dass der Augapfel so groß wie ein Türknopf aussah, senkte die andere so weit, bis das Auge vollkommen geschlossen war, und sagte, »Die Kandinskys und Malewitschs sind nicht echt.« Kein Fragezeichen. »Und mit ›nicht echt‹, nehme ich an, meinen Sie, es handelt sich um Fälschungen.« Wieder kein Fragezeichen. Aber in seinem Gesicht stand die unausgesprochene Frage: »Haben Sie tatsächlich gesagt, was ich glaube, dass Sie gerade gesagt haben?«
»Ja, Sir«, sagte John Smith. »So lauten meine Informationen.«
Ed neigte den Kopf noch mehr zur Seite und sagte scheinbar gleichmütig, »Fälschungen … alles Fälschungen.« Wieder kein Fragezeichen. Seine verzerrten Augenbrauen stellten die Frage ausdrücklicher, als Worte es gekonnt hätten: »Was haben Sie geraucht? Glauben Sie ernsthaft, dass Ihnen das jemand abnimmt?« Laut sagte er, »Und ich nehme an, dass sich Koroljow, als er sie dem Museum gestiftet hat, dessen bewusst war.« Kein Fragezeichen — diesmal hatten seine Worte einen unverhohlen höhnischen Beiklang.
»Er hat sie in Auftrag gegeben und auch bezahlt, Sir.«
Ed war sprachlos. ::::::Was ist das für ein Bursche? Er hat so gar nichts von einem investigativem Journalisten. Er sieht eher wie ein zu groß geratener Sechstklässler aus, der dauernd aufzeigt, weil er dem Lehrer unbedingt beweisen will, wie schlau er ist.::::::
»Noch etwas, Sir«, sagte John Smith, »Ich weiß sicher, dass die beiden Larionows Fälschungen sind.«
Ed sprach überhastet weiter. »Dann hat also einer der großzügigsten und … und … dem Gemeinwohl in höchstem Maße verpflichteten und … und … verehrtesten und angesehensten Bürger von Miami das Museum betrogen.« Ein Fragezeichen war hier vollkommen überflüssig. Die Feststellung versank ohne ein Blubbern in ihrer eigenen Absurdität.
»Nein, Sir«, sagte John Smith. »Ich glaube nicht, dass es sich um Betrug handelt. Die Gemälde waren ein Geschenk, und soweit ich weiß, hat er als Gegenleistung weder Geld noch irgendetwas anderes verlangt. Und die Begünstigten kann man auch nicht als leicht zu täuschende Tölpel bezeichnen. Das sind angeblich Experten auf ihrem Gebiet.«
Eine sehr unerfreuliche Ahnung, noch kein fertiger Gedanke, breitete sich wie Gas in Eds Hirnwindungen aus. Langsam begann ihn diese dürre Bohnenstange von Querulant zu ärgern, persönlich wie professionell, Yalie hin oder her. Bei diesem Dinner im letzten Jahr hatte kein Mann so nah neben dem Ehrengast Sergej Koroljow gesessen wie Ed. Die Person, die zwischen ihnen saß, war Bürgermeister Cruz’ mausgraue Frau Carmenita, die klein und qualvoll schüchtern war, kurz, ein Nichts. Also saß Ed am Haupttisch so gut wie Ellbogen an Ellbogen neben dem illustren Oligarchen. In null Komma nichts waren sie bei »Ed« und »Sergej«. Tout le monde war bei dem Dinner, jeder, vom Bürgermeister und seinen Rathausgranden … bis zum Milliardär und Kunstsammler Maurice Fleischmann, der seine Finger in so vielen Geschäften hatte, dass man ihn nur den Großmeister nannte — klingt fast wie Bürgermeister. Fleischmann saß vier Plätze von Ed entfernt. Ed hatte die Szene noch so vor Augen, als wäre es erst gestern gewesen. Physisch war Fleischmann nicht so groß, wie er aussah … was aber keine besondere Rolle spielte, wenn man aussah wie ein wütender Bär, massiger Körper, stark behaartes Gesicht. Als Ausgleich für seinen kahlen Kopf trug er den momentan im Trend liegenden »Double Stubble«, einen Dreitagebart, der das Gesicht an Schläfen, Backen, Kinn und unter
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