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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolfe
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sollten Sie sie denn schreiben?«
    »Was meinen Sie, Sir?«
    Wieder war Ed sprachlos. Er wusste genau, was er damit meinte, aber er hatte keine Ahnung, wie er es in Worte fassen sollte. Wie sollte man einem jungen Reporter in die Augen schauen und sagen, »Also, mein Junge, verstehst du das nicht? Wir wollen keine solchen tollen Geschichten. Journalismus? Kapierst du nicht? Da ist der Journalismus, und da ist der Profit. Und sei bitte so nett, geh mal kurz zur Seite, wir müssen jetzt nämlich auch mal einen kleinen Blick auf den Profit werfen. Tut uns leid, aber im Augenblick können wir keinen Woodward und keinen Bernstein gebrauchen. Ach, noch was, nimm doch bitte zur Kenntnis, dass die beiden hinter Leuten her waren, die nicht klagen konnten. Richard Nixon war der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, aber er konnte nicht klagen. Die hätten schreiben können, dass er im Rock Creek Park die Enten vögelt, aber er hätte nicht klagen können.«
    Mühsam, mühsam erlangte Ed schließlich seine Sprachfähigkeit wieder. »Ich meine, dass man in so einem Fall strategisch vorgehen muss …«
    Er machte eine Pause, hauptsächlich um Zeit zu gewinnen. Diesmal wusste er wirklich nicht, was er damit meinte.
    »Strategisch? Wie meinen Sie das, Sir«, sagte John Smith.
    Ed plagte sich weiter ab. »Also … Wir haben es hier nicht mit Bürgermeister Cruz oder Gouverneur Slate oder dem Tallahassee Round Ring zu tun. Man hat jede Menge Spielraum, wenn es um politische Geschichten oder Politiker … Politiker …« Mit Bedacht vermied er den Ausdruck klagen . John Smith sollte nicht wissen, dass die Betonung in diesem Zusammenhang auf dem Wort klagen lag. »Über einen Politiker können Sie alle möglichen Spekulationen in die Welt setzen, und selbst wenn Sie falschliegen, wird das wahrscheinlich keine schlimmen Auswirkungen haben. Das gehört in der Politik einfach dazu, wenigstens in diesem Land. Aber bei einem Privatmann wie Koroljow, ohne jede Vorgeschichte …«
    »Sir, so wie ich das sehe, ist Koroljow wie die meisten sogenannten Oligarchen, die zu uns kommen. Er ist gebildet, kultiviert, charmant, er ist attraktiv, spricht sehr gut Englisch, Französisch, Deutsch und natürlich Russisch. Er kennt sich mit Kunstgeschichte aus — ich gehe davon aus, dass er sich auskennt — und mit dem Kunstmarkt — aber er ist ein Krimineller, Mr. Topping. Viele von diesen Russen sind Kriminelle, und sie heuern die übelsten Schläger der Welt an, russische Schläger, und die sind unglaublich brutal. Ich könnte Ihnen da ein paar Geschichten erzählen.«
    Ed schaute John Smith wieder an. Fast rechnete er damit, dass er sich vor seinen Augen häutete und in etwas vollkommen anderes verwandelte, einen Falken, einen Skorpion, ein Delta Commando, einen Stachelrochen. Aber all diese Worte waren aus dem Mund des gleichen Gesichts gekommen … hatte der gleiche unauffällige Junge mit den perfekten Manieren und der perfekten Haltung gesprochen. Und dann das Erröten. Als er sah, wie Ed ihn anstarrte, hatte der unauffällige Junge es wieder getan. Er war leuchtend scharlachrot angelaufen.
    ::::::Jesus Christus:::::: sagte Ed Topping zu sich selbst ::::::Dieser Junge ist ein Klassiker … Was haben die Menschen doch für ein schillerndes Bild von Zeitungsreportern? Etwa nicht? All diese wagemutigen Typen, die Geschichten »aufreißen« und Korruptionsfälle »enthüllen« und sich selbst in gefährliche Situationen bringen, um einen »Knüller« zu landen. Robert Redford in Die Unbestechlichen , Burt Lancaster in Das Schicksal in meiner Hand …. Genau — und im wirklichen Leben sind sie ungefähr so schillernd wie dieser John Smith hier. Wenn Sie mich fragen, werden Zeitungsreporter im Alter von sechs Jahren geboren, wenn sie in die Schule kommen. Auf dem Schulhof teilen sich Jungen sofort in zwei Lager. Sofort! Die, die den Willen zu Kühnheit und Dominanz haben, und die, die diesen Willen nicht haben. Letztere, wie unser John Smith, verbringen die Hälfte ihrer Kindheit damit, einen Modus Vivendi zu finden mit denen, die diesen Willen haben … wobei alles außer Unterwürfigkeit in Ordnung geht. Aber auch im Lager der Schwächeren gibt es Jungen, die die gleichen Träume haben wie die in dem der Stärkeren … und wenn ich etwas hundertprozentig weiß, dann, dass genau so ein Junge gerade vor mir steht, John Smith war einer von denen. Auch sie träumen von Macht, Geld, Ruhm und schönen Frauen. Solche Jungen erkennen in ihrer

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