Back to Blood
gafften ihn an. Besser, er stieg in seinen Camaro und verdrückte sich. Er stieg ein, aber anstatt sofort loszufahren, lehnte er sich auf dem Sitz zurück. Erst jetzt merkte er, wie schnell er atmete, dass er fast nach Luft rang und das Herz in seinem Brustkorb so raste, als verspürte es den dringenden Wunsch, an einem anderen, besseren Ort zu sein …
Jenseits der Windschutzscheibe sah er alles, was er zurückgelassen hatte … eine winzige Hütte neben der anderen … röstend auf einer endlosen, ausgedörrten Prärie aus Beton … die Schuld, der Gedanke daran, was er weggeworfen hatte, die Hoffnungslosigkeit; all das, Hoffnungslosigkeit, mutwillige Verschwendung und Schuld; aber das Schlimmste war die Schuld.
5
Der Pissende Affe
Maurice Fleischmann, dieser große Bär von Milliardär, knöpfte die Manschettenknöpfe auf und schob den Ärmel so weit wie möglich nach oben, damit sie ihm die Injektionsspritze setzen konnte … und wie immer spannte er seine Muskeln an, um Magdalena zu zeigen, dass sich unter all dem Fleisch die Stärke und Kraft eines Bären verbarg … Und wie immer sagte Magdalena, »Ganz locker, Mr. Fleischmann, entspannen Sie sich«, und wie immer entspannte er sich und war sich dabei gar nicht bewusst, wie oft sie dieses Vorspiel schon hinter sich gebracht hatten.
Oft fügte er dann noch eine anzügliche Bemerkung hinzu, keine unerhörte Anzüglichkeit … nur um das Eis zu brechen. Diesmal sagte er, »Sie sind so jung und schön, Magdalena. Erzählen Sie doch mal von Ihren Abenteuern, seit ich das letzte Mal hier war.«
Und wie immer versuchte Magdalena, seine Bemerkungen als launiges Geplänkel aufzufassen.
»Oh, ich bin mir nicht sicher, ob Sie das verkraften würden, Mr. Fleischmann.«
Er lachte. Oh, diese Frotzelei! »Versuchen Sie es mal mit mir«, sagte er. »Möglich, dass Sie ziiiiiemlich überrascht wären!« Gelächter, Gelächter.
Oh, diese Frotzelei! Und wie gereizt sie dann immer wurde — weil das der Moment war, in dem sie ihm die Spritze in den fetten Arm jagte und eine Ladung Deprovan in den Blutkreislauf pumpte, einen »Libidohemmer« zur Unterdrückung … seiner grenzenlosen Lust nach jedem hübschen Mädchen und seiner sexuellen Obsession … der Pornografie.
Und weil sie das mindestens ein halbes Dutzend Mal am Tag machte, langweilte es Magdalena so sehr, dass sie unbewusst die Vor- und Nachteile ihres neuen »Jobs« gegeneinan der aufzurechnen begann. Nach ihrem Abschluss als Kranken schwester an der EGU , der Everglades Global University, war sie drei Jahre im Jackson Memorial Hospital gewesen. Im letzten Jahr hatte sie in der Kinderchirurgie gearbeitet. Wie hatte sie da widerstehen können, als einer der bekanntesten Ärzte dieses Krankenhauses, das eines der größten und bekanntesten im Süden war — Dr. Norman Lewis, der berühmte Psychiater — sie unbedingt für seine Privatpraxis hatte haben wollen? Der Glamour hatte sie umgehauen. Er hatte sie aus Hialeah herausgeholt, dem »Ghetto«, als das sie das Viertel jetzt betrachtete, und eingeführt in die Pracht und den Trubel der wirklichen Welt außerhalb von Hialeah. In weniger als einer halben Stunde würde 60 Minutes — und nicht nur 60 Minutes, sondern der Star der Sendung, Ike Walsh — hier in der Praxis ein Interview mit ihm führen. Thema: die Pornoplage.
Kaum war hinter Maurice Fleischmann die Praxistür, die zum Parkplatz der Lincoln Suites führte, ins Schloss gefallen, da kam Dr. Norman Lewis aus seinem Büro und ging auf sie zu. Sein Gesicht glühte wie das Gesicht eines Mannes, der sich das Lachen nicht mehr länger verkneifen konnte. Als er sie erreichte — die Explosion . Er fing so heftig an zu lachen, dass er kaum zum Luftholen kam, um ein paar keuchende Worte an Magdalena zu richten.
»Maurice Fleischmann!«, rief er und legte seinen Arm um ihre Taille. » Moe the First! … das hochherrschaftliche Gesicht von Mia-m iiii ii ii ii iiaahhah AHHHH hock hock hock hock hock « — keuch — »hat einen seidenen Achttausend-Dollar-Maßanzug an, frisch aus der Jermyn Street gleich um die Ecke von der Savile Row oh oh oh ohhahhh HHHH hock hock hock hock musste er mir unbedingt erzählen! musste mir unbedingt das Etikett zeigen nnnnnahhahha HAHH hock hock hock hock « — keuch — und mit jeden Keuchen verstärkte er den Druck um Magdalenas Hüften ein bisschen mehr — »Damit schießt er den Vogel der Woche eehhh HHHH ab hock hock hock hock « — keuch — drückte er sie noch ein
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