Back to Blood
Haut wie die ihre, wunderschöne Weißer-als-weiß-Haut, würde in der Sonne ruck, zuck dunkel werden! In null Komma nichts würde sie aussehen wie ein Neg … ruck, zuck. Ihre Haare hätten schwärzer nicht sein können, aber Gott sei Dank kräuselten sie sich nicht. Sie hätten ein bisschen weicher sein können, aber sie waren glatt. Louisette konnte sich nicht dazu durchringen, ihr auch noch Vorträge über ihre Lippen zu halten, obwohl diese im Rotspektrum weniger zum arteriellen Rot als zu Bernsteinbraun tendierten. Trotzdem waren es wunderschöne Lippen. Die Nase war makellos. Nun ja … das fettig fibröse Gewebe, das die Alarknorpel bedeckt und an beiden Seiten der Nasenlöcher die kleinen runden Hügel bildet — ja, ja, Alarknorpel , ganz genau! Er wusste so gut wie jeder Anatom, worüber er redete. Und ob! Jedenfalls, ihre Nasenlöcher wölbten sich um einen Hauch zu weit auf, aber dann doch nicht so weit, dass sie nicht wie eine Weiße ausgesehen hätte. Das Kinn hätte ein bisschen größer sein können, der Kiefer ein bisschen breiter, das hätte für ein besseres optisches Gleichgewicht zwischen der Unterlippe und den kleinen runden Hügeln gesorgt. Die Augen waren schwarz wie Holzkohle, aber sehr groß und fun kelnd. Natürlich lag das Funkeln hauptsächlich in ihrer Persön lichkeit begründet. Sie war ein glückliches Mädchen. Louisette hatte ihr alles Selbstvertrauen der Welt mitgegeben ::::::Oh, Louisette! Ich denke an dich und möchte weinen! Es gibt jeden Tag so viele Augenblicke wie diesen — und dann möchte ich einfach weinen! Liebe ich Ghislaine deshalb so sehr — weil ich sie anschaue und dich sehe? Nein, schließlich habe ich sie schon genauso geliebt, als du noch bei uns warst. Das Leben eines Mannes beginnt mit seinem ersten Kind. Man sieht in den Augen der anderen Person seine eigene Seele, und man liebt sie mehr als sich selbst, ein erhebendes Gefühl!:::::: Ghislaine hatte die Art Selbstvertrauen, die ein Kind nur dann bekommt, wenn die Eltern viel Zeit mit ihm verbringen — sehr viel Zeit. Manche behaupten, ein Mädchen wie Ghislaine, das seiner Familie so nahestehe, solle in einer anderen Stadt aufs College gehen, um schon früh zu lernen, sich in fremder Umgebung zurechtzufinden und eigene Strategien für ihr Leben zu entwickeln. Lantier war anderer Meinung. Dieses ganze Gewese um »Umfeld« und »Lebensstrategien« und fremd hier und fremd da — für Lantier war das ein Konzept ohne Substanz. Das war alles pseudo psychologisches Wischiwaschi. Für ihn war die Hauptsache, dass der Campus der University of Miami nur zwanzig Minuten von seinem Haus entfernt war. Irgendwo anders wäre sie ein »haitianisches Mädchen«. Es würde sicher herauskommen. Hier war sie nicht »das haitianische Mädchen, mit dem ich zusammenwohne«, und sie konnte nicht in Fallen tappen, wie: »Tja, wenn du sagst, ich bin soundso, kann ich logischerweise nicht anders sein.« Hier kann sie sein, was sie ist und geworden ist. Sie ist eine sehr gut aussehende junge Frau … Noch während dieser Satz in seinem Kopf Gestalt annahm, wusste er, dass sie für ihn nur zweite Liga war. Sie war nicht so schön wie eine nordeuropäische Blondine, eine Estin, Litauerin, Norwegerin oder Russin, und mit einer Latina-Schönheit würde man sie auch nicht verwechseln, auch wenn sie einige Züge mit einer Latina gemein hatte. Nein, sie war sie selbst. Allein das Bild, das sie mit ihrer perfekter Haltung auf dem kleinen Stuhl abgab — ach, Louisette! — du hast Ghislaine und Philippe das alles mitgegeben, als sie noch viel zu jung waren, es infrage zu stellen! Er verspürte den Drang, von dem namenlosen französischen Drehstuhl aufzustehen und Ghislaine jetzt sofort in die Arme zu schließen. South Beach Outreach! Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
Wer ist das?
Lantiers Bürotür war geschlossen, er und Ghislaine schauten zu der Seitentür, die sich zur Küche öffnete. Sie hörten, wie zwei Personen die vier oder fünf Außenstufen zur Gartentür hinaufgingen. Philippe? Aber Lee de Forest, Philippes Highschool, schickte ihre Schüler erst in frühestens zwei Stunden nach Hause. Die Stimme klang nach Philippe — aber sie sprach kreolisch. Kreolisch!
Eine zweite Stimme sagte, »Eske men papa ou?« (Ist dein Vater da?)
Die erste Stimme sagte, »No li inivèsite. Pa di anyen, okay?« (Nein, an der Uni. Pass auf, wir reden mit keinem über die Sache, okay?)
Die zweite Stimme sagte, »Mwen konnen.« (Ich
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