Back to Paradise (German Edition)
möchte, brodelt es. So gern ich auf Distanz bleiben würde, so gern würde ich gleichzeitig herausfinden, wie weit ich gehen kann. Sie auf die Probe zu stellen, ist eine schlechte Idee, das weiß ich. Ich sollte froh sein, wenn sie tatsächlich über mich hinweg ist. Aber ich kann nicht widerstehen – ich muss es einfach mit Sicherheit wissen. »Wovor hast du Angst? Wenn du wirklich fertig mit mir bist, wird unser Kuss nichts bedeuten, und du kannst nach vorn gucken.«
»Ich gucke längst nach vorn, Caleb. Aber wenn du wirklich willst, dass ich es dir beweise, werde ich es tun.«
Ich zaubere mir ein schiefes Lächeln aufs Gesicht. »Na los.«
Die alte Maggie wäre errötet und hätte zu Boden gestarrt, wenn man sie auf diese Weise herausgefordert hätte. Die alte Maggie hätte sich umgedreht und wäre weggerannt. Sie war vorhersehbar. Diese hier ist es nicht und das bringt mich aus dem Konzept.
Die neue Maggie, die Maggie, die mich in meine Schranken verweist und mir unter die Haut geht, streckt die Hand aus und legt sie auf meine Brust, um sich an mir festzuhalten. Sie neigt den Kopf nach hinten und blickt zu mir hoch, ihre Chamäleonaugen schimmern dunkelgrau im Mondlicht. »Du solltest mich nicht herausfordern«, sagt sie.
»Ich weiß«, erwidere ich, sorgfältig darauf bedacht, meine Stimme unbewegt und kalt zu halten.
Sie so nah bei mir zu haben, verleiht meinem Körper eine Wachheit und Lebendigkeit, die meine Selbstkontrolle ins Wanken bringt. Mein Herz rast, und meine Sinne sind dermaßen geschärft, dass ich über die kurze Entfernung ihr blumiges Parfüm riechen kann. Ich hoffe und bete, ihr ist nicht klar, welche Macht sie noch immer über mich hat. So habe ich mich nicht mehr gefühlt, seit, na ja, seit jener Nacht in Mrs Reynolds Pavillon, als ich sie mehr begehrte als je ein Mädchen zuvor. Es endete unschuldig, aber Mann, ich wollte den nächsten Schritt gehen … oder sogar noch weiter.
Obwohl ich mir sicher bin, dass Maggie in diesem Moment spürt, wie schnell und fest mein Herz unter ihrer Handfläche schlägt, versuche ich, es zu ignorieren, als sie nach oben greift und ihre Hand in meinen Haaren vergräbt.
»Bist du so weit?«, frage ich heiser.
»Klar«, sagt sie zögernd, als ich meinen Kopf senke. Ich möchte meine Hand an ihre Wange legen und ihre zarte Haut unter meinen Fingern spüren, oder die Haarsträhne beiseitestreichen, die ihr in die Augen gefallen ist. Aber ich mache es nicht. Es wäre zu intim und würde mir das bisschen Kontrolle rauben, das mir noch geblieben ist. Meine Lippen schweben über ihren, locken. Ich möchte, dass sie das hier ebenso herbeisehnt wie ich.
»Wehe, du hängst es an die große Glocke«, sagt sie warnend und rückt eine Idee von mir ab.
Diese Worte löschen mein Begehren ebenso schnell, wie es aufgeflammt ist.
Wehe, du hängst es an die große Glocke? Okay, um ehrlich zu sein, überrascht es mich nicht, dass sie niemandem von unserem kleinen privaten Wahrheit-oder-Pflicht-Spielchen erzählen möchte. Aber gleichzeitig versetzen mir ihre Worte einen Stich. Will sie nicht, dass jemand davon erfährt, weil sie auf einen anderen steht? Oder weil es ihr plötzlich peinlich ist, mit einem Exsträfling in Verbindung gebracht zu werden? Verflucht, vielleicht ist sie tatsächlich über mich hinweg. Die Realität schlägt über mir zusammen wie eine Flutwelle.
Was zum Teufel mache ich hier? Ich kann das nicht. Als wir damals in Paradise zusammenkamen, war nichts abgekartet. Es ist einfach passiert. Aber jetzt geht es nur um eine Mutprobe, nichts daran ist echt. Mich emotional auf ein Mädchen einzulassen, womöglich gar auf Maggie, ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Und das führt mich zu meinem nächsten Gedanken.
Vielleicht brauche ich es einfach mal wieder. Vielleicht brauche ich einfach nur einen One-Night-Stand mit einer Tussi wie Trish, um Maggie aus meinem Kopf zu verbannen. Ein One-Night-Stand würde mir in diesem Moment wahrscheinlich den Verstand retten.
Ich lasse Maggie los und weiche einen Schritt zurück. Dann zucke ich mit den Achseln und werfe ihr ein großspuriges Grinsen zu. »Du hast recht«, sage ich, »es ist dämlich. Du musst mir nichts beweisen.«
Ich kann nicht erkennen, ob sie eher erleichtert oder enttäuscht ist. Eigentlich spielt das auch gar keine Rolle. Ich will nicht abwarten, bis sie analysiert, was gerade passiert ist und was nicht. Und mir selbst sollte ich die Analyse erst recht sparen.
Ich lasse sie
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