Back to Paradise (German Edition)
nicht gefallen.«
17 Caleb
Maggie setzt sich auf und beißt sich auf die Unterlippe. Sie hat Holzspäne in den Haaren und ihre Augen sind blutunterlaufen. »Meinst du nicht, wir sollten den Plan besprechen?«
»Nein«, sage ich stoisch.
»Wieso nicht?«
»Weil du nicht vernünftig an die Sache herangehst.«
»Entschuldige mal«, sagt sie, und bei jedem Wort segeln Holzspäne aus ihren Haaren. »Ich bin diejenige, die letzte Nacht zumindest etwas geschlafen hat. Du hast überhaupt keinen Schlaf bekommen. Ich bin dafür, dass ich die Vernünftige von uns beiden bin und wir darüber reden.«
Ich stehe auf und halte ihr die Hand hin. »Du warst noch nie besonders vernünftig. Und bevor du wieder entschuldige mal sagst, denk daran, dass du diejenige bist, die mitten in der Nacht mit nicht mehr als einem Rucksack in der Hand mit mir davongerannt ist.«
Sie nimmt meine Hand und lässt sich von mir aufhelfen. Ich kann sehen, wie sie darum kämpft, das Gleichgewicht zu wahren, daher packe ich sie an der Taille und gebe ihr Halt, während ihr Körper austariert.
Als sie sicher steht, lasse ich sie los. Sie kreuzt die Arme vor der Brust und reckt ihr gerades, aristokratisches Näschen in die Luft. Es ist nicht viel Platz in diesem Schloss, daher streifen unsere Körper sich. »Das war nicht unvernünftig. Mit dir mitzugehen, war ein kalkulierbares Risiko.«
»Kalkulierbar?«, sage ich mit einer großen Portion Skepsis in der Stimme.
»Vergiss es einfach.« Sie hebt ihren Rucksack auf und greift Halt suchend nach meiner Hand, während sie sich aus dem Schloss windet. Es ist noch früh, aber es sind schon ein paar Mütter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz. Sie werfen uns abfällige Blicke zu, als wären wir in flagranti innerhalb der Schlossmauern ertappt worden.
»Also, was ist das für ein Plan, den du da hast, der mir nicht gefallen wird?«
»Erzähl ich dir später«, sage ich.
»Du zögerst nur das Unvermeidliche hinaus.«
»Ich weiß. Darin bin ich gut.«
An der Art, wie langsam sie geht und wie vorsichtig sie den linken Fuß aufsetzt, kann ich ablesen, dass Maggies Bein steif ist. Mann, ich wünschte, ich könnte ihr den Schmerz abnehmen. Es kotzt mich an zu wissen, dass sie ihr Leben lang hinken wird.
Mich erfasst eine riesige Wut auf das, was meine Schwester Maggie angetan hat. Wenn Leah nicht die unverantwortliche Entscheidung getroffen hätte, sich hinter das Steuer zu setzen, obwohl sie getrunken hatte, wäre sie vielleicht nicht dermaßen ins Schleudern geraten, als das Eichhörnchen vor ihr über die Straße sprang, und Maggie wäre nicht angefahren worden.
Ich kann das Was-wäre-wenn-Spiel ewig weitertreiben, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass Maggie diejenige ist, die für immer an den körperlichen Nachwirkungen jener Nacht leiden wird. Nichts, was ich tue oder sage, wird je etwas daran ändern.
»Brauchst du eine Pause?«, frage ich, während ich mich insgeheim trete, weil ich sie in diese Situation gebracht habe.
»Mir geht es gut. Laufen hilft normalerweise gegen die Krämpfe.«
Ich nehme ihr den Rucksack ab und werfe mir den Matchbeutel über die Schulter. Ich schüttle den Kopf, als ich sehe, wie sie sich abmüht.
Sie bleibt stehen und stemmt eine Hand in die Hüfte. »Sieh mich nicht so an.«
»Wie denn?«
»So als würdest du dir die Schuld geben. Wir wissen beide … nein, tatsächlich weiß inzwischen jeder bei Re-Start , dass dich keinerlei Schuld trifft, auch wenn du jetzt schon seit fast zwei Jahren dafür bezahlst.« In ihre Augen tritt dieser mitleidige Blick, der dafür sorgt, dass sich meine Eingeweide verkrampfen. »Bring mich einfach zum nächsten Lokal, wo ich auf die Toilette kann und ein Frühstück bekomme. Ich bin am Verhungern. Ich habe ungefähr zweihundert Dollar, die wir ausgeben können, ehe wir um Kohle betteln müssen.«
Ihre Worte gleiten durch mich hindurch wie die scharfe Schneide eines Schwertes. »Du wirst nicht um Geld betteln. Niemals. Verstanden? Ich habe ungefähr zwanzig Kröten. Danach werde ich mir etwas einfallen lassen.« Allein bei der Vorstellung, wie sie um irgendetwas bettelt, läuft mir ein Schauer über den Rücken.
»Ich habe nur Spaß gemacht«, sagt sie und überrascht mich mit einem Grinsen. »Ich bin nicht der Betteltyp.«
»Tut mir leid«, sage ich. Tut mir leid, dass ich überreagiert habe. Tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe. Jede einzelne beschissene Sache tut mir leid.
Wir laufen ein
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