Backup - Roman
jetzt?«
»Jetzt retten wir das Spukhaus«, sagte ich. »Jetzt schlagen wir zurück.«
»Oh, Scheiße.«
Ich muss zugeben, dass ein Teil von mir dasselbe dachte.
Die passende Gelegenheit bot sich mir im Laufe der Woche. Debras Ad-hocs rührten gerade die Werbetrommel und luden die anderen Ad-hocs, die im Park arbeiteten, zu einer Vorpremiere in die neue Halle der Präsidenten ein. Es war schon sagenhafte Unverfrorenheit, dass sie die einflussreichsten Persönlichkeiten des Parks in ihr Projekt einweihen wollten, noch ehe sie alle Mucken und Macken des Programms beseitigt hatten. Eine fehlerfreie Vorstellung würde genau die beeindruckten Reaktionen hervorrufen, ihnen genau die dauerhafte Unterstützung einbringen, die sie zur Vollendung des Projekts brauchten; eine misslungene Demonstration konnte allerdings ihr Ruin sein. Viele Leute im Park hingen mit sentimentaler Zuneigung an der Halle der
Präsidenten, und was immer Debras Leute ausheckten, musste dieser Zuneigung Rechnung tragen.
»Ich werde es während ihrer Demonstration machen«, sagte ich zu Dan, während ich mit dem Sportwagen vom Ranchhaus aus zum Personalparkplatz fuhr. Ich warf ihm einen Seitenblick zu, um seine Reaktion abzuschätzen. Er hatte wieder sein Pokerface aufgesetzt.
»Lil werde ich nichts davon sagen«, fuhr ich fort. »Es ist besser, wenn sie nichts weiß – nur so kann sie glaubhaft machen, dass sie nichts damit zu tun hat.«
»Und was ist mit mir?«, fragte er. »Wie soll ich es glaubhaft machen?«
»Gar nicht. Das wird nicht nötig sein. Du bist ein Außenseiter. Du kannst dich darauf berufen, dass du auf eigene Faust gearbeitet hast – und nicht immer ganz sauber.« Das war natürlich nicht fair. Dan war hier, um sein Woppel aufzubessern, und wenn der Eindruck entstand, dass er bei meinem schmutzigen Plan mitgemischt hatte, konnte er wieder von vorn anfangen. Mir war durchaus klar, dass es nicht fair war, aber das war mir egal. Ich wusste, dass wir um unser Überleben kämpften. »Hier kämpft Gut gegen Böse, Dan. Du willst doch kein Posthumaner werden, sondern ein Mensch bleiben. Die Fahrgeschäfte sind menschlich. Wir vermitteln sie
durch unsere eigenen Erfahrungen. Wir stecken physisch drin und sie sprechen durch unsere Sinne zu uns. Woran Debra und ihre Leute arbeiten – das ist geistige Kollektiv-Scheiße. Direkte Implantation von Gedanken! Meine Güte! Das ist doch kein Erlebnis, sondern Gehirnwäsche! Das müsstest du doch wissen.« Ich schlug einen flehenden Ton an, der mich ebenso überzeugen sollte wie ihn.
Ich warf ihm noch einen Seitenblick zu, während ich über einige der weiter abgelegenen Straßen von Disney World raste, die mit feucht schimmernden Florida-Kiefern und makellosen, purpurroten Hinweistafeln gesäumt waren. Dan wirkte nachdenklich, so wie damals in unseren alten Zeiten in Toronto. Ein Teil meiner Anspannung verflog. Er ließ es sich durch den Kopf gehen, also war ich zu ihm durchgedrungen.
»Jules, das zählt nicht unbedingt zu deinen Superideen.« Als sich mein Brustkorb anspannte, tätschelte er mir die Schulter. Er konnte sogar dann noch beruhigend auf mich einwirken, wenn er mir erzählte, ich sei ein Blödmann. »Selbst wenn Debra hinter deiner Ermordung stecken sollte – was keineswegs sicher ist, wie wir beide wissen –, selbst dann stehen uns effektivere Mittel zur Verfügung. Es wäre viel schlauer, das Spukhaus weiter zu verbessern und ihr offen Konkurrenz zu machen. Wenn’s gut läuft, können
wir sie uns früher oder später vorknüpfen und die Halle der Präsidenten an uns bringen – vielleicht sogar die Piraten, und das würde sie wirklich treffen. Mann, wenn wir wirklich beweisen könnten, dass sie hinter dem Attentat steckt, könnten wir sie sofort zum Teufel schicken. Mit Sabotage erreichen wir nichts. Du hast ganz andere Möglichkeiten.«
»Aber das dauert und ist in emotionaler Hinsicht längst nicht so befriedigend. Wenn ich sie sabotiere, beweise ich wenigstens, dass ich Mumm habe.«
Am Personalparkplatz angekommen, lenkte ich den Wagen vor eine Parksäule und stapfte davon, ehe sie Gelegenheit hatte, ihren Aufladestutzen auszufahren. Hinter mir hörte ich die Beifahrertür zuschlagen, also würde Dan gleich nachkommen.
Mit grimmigen Mienen marschierten wir durch die Tunnel. Als ich an den Kameras vorbeiging, war mir klar, dass mein Bild archiviert, meine Anwesenheit protokolliert wurde. Ich hatte den Zeitpunkt meines Überfalls genau kalkuliert: Wenn ich zur
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