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Bad Fucking

Bad Fucking

Titel: Bad Fucking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Palm
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Bestürzung über das Geschehen. Neben ihr kniete Johannes mit gefalteten Händen und sorgenvoller Stirn. Rechts vom toten Christus kniete der weltliche Stifter des Gemäldes in reich bestickter Tracht, der mit fassungslosem Ausdruck den Leichnam berührte. Am rechten Bildrand stand ein Ordensbruder, dessen Blick nicht auf Christus, sondern auf den Betrachter gerichtet war. Der Ordensmann hielt in der Linken eine geöffnete Bibel und deutete mit dem rechten Zeigefinger auf den Leichnam. Wenn man genau hinsah, konnte man auf den Bibelseiten die Zahlen XV. und VII. erkennen.
    Auffällig an diesem Gemälde war der Vollmond, der die weitläufige Landschaft mit dem breiten Flussbett zwischen den beiden Bergketten in ein merkwürdig diffuses Licht tauchte. Während die linke Bergformation mit ihren ebenmäßigen Bäumen, den weidenden Schafen und der sicheren Festung eine idyllische Atmosphäre verbreitete, ging vom Berg auf der rechten Seite etwas Bedrohliches aus. Der Berg wirkte hier wie aufgerissen, die Felsen erinnerten teilweise an Fratzen, und aus seinem Inneren entsprang eine Quelle. Das Wasser sammelte sich in mehreren Becken und schoss schließlich als tosender Wasserfall in die Tiefe. Weiter hinten lag inmitten eines mächtigen Waldes ein See, zu dem ein Weg führte. Bei genauerer Betrachtung konnte man in dieser Schneise schlangenartige Tiere erkennen, die sich auf den See zubewegten.
    Die Tatsache, dass der Maler die Beweinung Christi in eine Vollmondnacht verlegt hatte und auf den Bibelseitendie Zahlen XV. und VII. zu erkennen waren, bestärkte Wellisch in seiner Überzeugung, dass die Aale in der Vollmondnacht eines 15. Juli in den Höllensee zurückkehren würden. Er bekreuzigte sich und verließ aufgewühlt die Kirche.
    Adalbert und Ludmilla standen am Rande der Lichtung in Sichtweite der Wohnhöhle und wussten nicht so recht, was sie als Nächstes tun sollten. Laut telefonischer Abmachung mit ihrem Agenten sollte die Geldübergabe an jenem Ort stattfinden, von dem aus Ludmilla (alias Milena) in die Höhle mit den imposanten Wandmalereien eingestiegen war. Adalbert wurde erst jetzt bewusst, dass die Sache möglicherweise doch ein bisschen gefährlicher war, als er gedacht hatte.
    Bisher war alles, was mit Ludmillas Tätigkeit zu tun gehabt hatte, mehr oder weniger abstrakt gewesen. Er hatte zwar Fotos von Höhlenmalereien gesehen und von Ludmilla die eine oder andere – wahre oder unwahre – Geschichte gehört, aber wie es sich anfühlte, wenn man plötzlich Akteur in einer solche Geschichte war, davon hatte er keine Ahnung. Jetzt war es soweit, und Adalbert hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Was hatte er sich überhaupt erwartet? Dass Ludmilla und er gemütlich zum vereinbarten Treffpunkt spazierten, anstandslos viertausend Euro ausgehändigt bekamen und dann lachend und händchenhaltend zum Auto gingen und nach Wien zurückfuhren, wo sie mit Sunny und Sven eine große Party feierten? Dummerweise konnte er sich ausgerechnet jetzt an keinen einzigen Film erinnern, in dem eine Geldübergabe ohne Probleme über die Bühne gegangen wäre. ›Scheiße, ich hätte doch lieber auf dieGötter hören sollen.‹ Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und wusste, dass es kein Zurück mehr gab.
    Ludmilla griff in ihre Umhängetasche und entsicherte eine Pistole. Adalbert starrte sie entgeistert an. »Nur zur Sicherheit«, sagte sie und deutete mit dem Lauf Richtung Wohnhöhle. Ludmilla machte jedenfalls einen wesentlich entschlosseneren Eindruck als Adalbert. »Gehen wir«, sagte sie. Der junge Mann mit dem Wuschelkopf folgte ihr mit schlotternden Knien.
    Ludmilla blieb neben der halbgeöffneten Holztür stehen und warf einen Blick ins Innere der Wohnhöhle. Adalbert versteckte sich hinter ihr und kam sich wie ein Feigling vor. Er tröstete sich aber mit dem Sprichwort:
Lieber fünf Minuten feig, als ein ganzes Leben lang tot
.
    »Hallo«, rief Ludmilla, »wir sind hier. Ich komme wegen der Geldübergabe. Ich habe meinen Freund mitgebracht, ich hoffe, dass das in Ordnung ist.«
    In der Wohnhöhle rührte sich nichts. Sie blickte sich um, aber weder auf der Lichtung noch im Wald war jemand zu sehen.
    »Los, wir gehen hinein.« Milena betrat mit der Pistole im Anschlag die Höhle. Adalbert folgte ihr und spürte, wie ihm schlecht wurde. Als er feststellte, dass außer ihnen niemand in der Höhle war, atmete er erleichtert auf. Er rieb sich die Augen und deutete auf den Tisch. »Schau, Milena, äh,

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