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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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Ausführungen unterdessen noch nicht fertig: „Der Kopf wird kahl. Den Pelz zwischen den Beinen und unter den Achseln lassen wir wieder wachsen. Lässt sie doch gleich viel animalischer wirken“, hörte sie ihn sagen, und es schauderte sie. Gegenüber den normalen Zofen würde sie dann noch hässlicher und andersartiger wirken.
    Das Entfernen der Kopfbehaarung sei vor allem eine praktische Angelegenheit, knarzte Rockenbach unterdessen wichtigtuerisch. Die Schlafhaube – was auch immer das war – würde dann viel besser anliegen. Vor der Kutsche bekämen sie zudem auch immer etliche Riemen um den Kopf geschnallt – für die Zügel, für das Gebiss und damit sie das Köpfchen richtig schön gen Himmel halten. Da würden Haare nur stören. Vor allem, wenn die Stuten richtig herausgeputzt würden mit Gala-Geschirr und so. Dann trügen sie auch spezielle Gala-Kappen, die nur auf nacktem Schädel anständig sitzen.
    „Aber Rocky, hat dir dein Chef denn nicht mitgeteilt, dass bei mir alles anders ist. Dass du mich nie in diesem idiotischen Gala-Dingsbums sehen wirst, weil ich dann längst bei meinem richtigen, echten Gebieter bin?“ Genau so etwas in der Art hätte sie gesagt, wenn sie nicht das Halsband getragen hätte. Ganz bestimmt. Stattdessen kullerte eine dicke Träne ihre Wange herunter. Heiß und sehnsüchtig dachte sie an ihren Geliebten. Adrian, wo bist du gerade? Passt du auf das Schloss auf? Wer passt auf mich auf? Wenn sie doch wenigstens ihre Beine schließen dürfte. Ihr Spiegelbild, so schien es ihr, bestand nur noch aus einem kahlen Alienkopf und ihrem klaffenden Schoß.
    Hätte sie an diesem Morgen sprechen können, dann hätte sie wenig später auch der zierlichen, kleinen Frau mit der Tätowiermaschine erklärt, dass sie gerade einen schrecklichen Fehler begehen würde. Nun surrte dieses pieksige Ding über ihre rechten Pobacke und stanzte ihr ein dickes, smaragdgrünes S in die Haut. Bei so etwas Dauerhaftem wie einem Tattoo musste man sich doch absolut sicher sein. A und G für Adrian Götz - das waren die sicheren Buchstaben. Wieder kullerten ihre Tränen.
    Sie hatte die Frau, die sie tätowieren sollte, von Anfang an nicht gemocht. Ihre schwarzen, schmalen Kohleaugen blickten voller Herablassung und ihre Mundwinkel waren verächtlich nach unten gewandert, als sie Anne musterte. Sie schien eine Japanerin zu sein, denn sie selbst trug japanische Motive als Tattoos auf ihrer leicht olivfarbenen Haut. Auf den Fotos, mit denen die eine Wand des Raumes praktisch zugekleistert war, glaubte Anne die Großstadtkulisse von Tokio zu erkennen.
    Gerade noch rechtzeitig hatte sie zudem erkannt, dass diese Japanerin – Rockenbach nannte sie Kiko - mit ihrem ultraknappen Faltenminirock und dem knappen Lederoberteil zwar aufreizend wie eine Beta gekleidet war, aber kein Halsband trug. Sie war eine Alpha! Hastig vollführte Anne den vorgeschriebenen Knicks. Es war unter den Betas im Schloss eine ausgemachte Tatsache, dass weibliche Alphas viel strenger und grausamer waren als männliche. Geschichten von besonders gemeinen Strafen, die sie ersonnen hatten, machten immer wieder die Runde.
    So war Anne froh, dass die junge Frau ihre Unaufmerksamkeit nur mit einem bösen Grinsen quittierte und dann auf eine der beiden Liegen zeigte, die im Zimmer standen. Barsch wies sie Anne an, sich bäuchlings darauf zu legen. Der schwarze Plastikbezug fühlte sich unangenehm warm und irgendwie klebrig an.
    „Arsch hoch“, bellte die Japanerin. Erschrocken ließ sie ihren Po in die Höhe fahren. Ein dickes Kissen wurde unter ihren Schoß geschoben, so dass sich ihre Hinterbacken deutlicher emporwölbten. Dann begann die Tätowiermaschine surrend ihr Werk. Der Schmerz war erträglich, aber Anne spürte, wie sie plötzlich ganz schlaff und passiv wurde. Sie glitt in eine Art Trance. Das, was mit ihr angestellt wurde, war so radikal und gleichzeitig so falsch, dass ihrVerstand, machtlos wie er war, einfach abzuschalten schien. Am Ende wusste sie nicht einmal mehr genau, wie sie aus dem Zimmer herausgekommen war. Die tätowierte Stelle auf ihrem Po war dick eingecremt und eine Art Verband schien dort befestigt zu sein. Sie trottete hinter Rockenbach her. Von irgendwoher hatte er plötzlich ein Sandwich. Er gab es ihr und sie aß es im Gehen. Ihre fettigen Finger wischte sie sich an den Oberschenkeln ab. Es ging ins Erdgeschoss. Anscheinend führte er sie zu Attila von Ungruhe. Sie kannte den Weg vom Zofenkundeunterricht

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