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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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kultiviert und schlau“ Abner, für Holly „Bloß keine Gefühle zeigen“ Rüschenberg, für Maximiliane „Ich bin ein Kotzbrocken“ Schröter. Für den Räuberhauptmann. Nein, nicht für ihn. Adrian war anders. Er würde sie hier herausholen. Er hatte es versprochen. Er war stark. Er würde mit Ortega fertig werden. Sie bräuchte nur Geduld. Sie durfte sich um Gottes Willen nicht zu etwas Entsetzlichem hinreißen lassen.
    Anne schaute auf die Schere. Jetzt hatte sie sich fast schon zwischen ihre Finger gedrängelt. Oder hatte sich ihre Hand auf die Schere gelegt? Da ging sie in die Stehposition. Sie gab sich einfach selbst dazu den Befehl. Nur weg mit den Händen von der Werkbank. Wunderbare, heilsame Stehposition, jetzt hatte sie sogar ein Leben gerettet. Kaum hatte sich ihr Körper in die korrekte Position gebogen, hatte sich auch ihr Geist gebeugt, war wieder weich und nachgiebig geworden. Jetzt erwartete eine demütige Beta gehorsamst die Befehle zweier allmächtiger Alphas.
    „Nun ja, äh, äh, ich glaube, wir sollten denn mal anfangen“, stotterte der eine von ihnen. Der, dessen Lebensgeister sich jetzt gerade ebenso gut durch viele kleine Löcher in der Brust hätten verflüchtigen können. Aus wär es gewesen mit dem brillanten Wissenschaftler in den Forschungsdisziplinen Schmerz und Unterwerfung. Was für ein unersetzlicher Verlust für die weltumspannende Gemeinde der Sadisten.
    Der andere hatte von all dem gar nichts mitbekommen. Rockenbach hatte sich Gegenstände auf der Werkbank angeschaut. Jetzt legte er einen mit Drähten und Knöpfen versehenen Vibrator gerade auf den Tisch zurück und wandte sich vollkommen gelassen Attila von Ungruhe zu. Nur zu, er habe noch jede Menge in der Stallanlage zu tun, erklärte er.
    So wurde Annes neues Halsband aktiviert. Ihr erzwungenes Schweigen war damit beendet. Man gestand ihr wieder Laute zu. Natürlich nur solche, die einer Stute angemessen waren. Anne durfte ab sofort Wiehern. Der Ton wurde in die Elektronik des Halsbandes einprogrammiert. Von Ungruhe erklärte ihr, dass in den nächsten Tagen noch weitere Laute – Schnauben zum Beispiel – hinzukommen würden. Dafür würde er sie täglich in der Stallanlage aufsuchen und ihre Stutensprache Stück für Stück erweitern. So würde sie sich am besten an die ganze Bandbreite gewöhnen. Begeistert von seiner eigenen Erfindung, erklärte er Anne die Wirkungsweise des Halsbandes. Bestimmte reflexartige Laute wurden ihr selbstverständlich zugestanden. Sie bräuchte keinen Stromschlag zu befürchten, wenn sie niesen, husten, stöhnen oder auch lachen musste. Natürlich zählten auch alle Formen des Weinens dazu.
    Anzumerken war von Ungruhe nicht, dass er soeben beinahe einer mordlüsternen Beta zum Opfer gefallen war. Vielleicht schrieb er das Gesehene im Nachhinein seinem überreizten Erfindergeist zu. Eine Scheren-Attacke durch eine Stute? Wo hätte man so etwas schon einmal gehört? Zumal besagte Stute jetzt willig mitarbeitete. Ein wenig abwesend, fast wie in Trance wirkte sie vielleicht, aber ihr Probewiehern schallte laut und kräftig durch den ganzen Raum.
    „Anfangs tiefer, am Ende höher und das Ganze ein bisschen fröhlicher“, befahl er.
    Als es dann zu von Ungruhes und Rockenbachs Zufriedenheit ausgefallen und einprogrammiert war, wurde ihr erklärt, wann sie es ertönen lassen musste. In der Stallanlage und bei Ausfahrten mit der Kutsche galt, dass sie jede Person, die neu in ihr Blickfeld geriet, mit einem Wiehern zu begrüßen hatte. Das galt für Alphas, Zofen und Stuten. Ebenfalls hatte sie stets zu wiehern, wenn sie angesprochen wurde. Grundsätzlich habe sie zudem als Stute jedem zu gehorchen, auch einer normalen Zofe. Von Ungruhe zählte noch einige weitere Regeln auf und erklärte, dass sehr streng auf ihre Einhaltung geachtet werden würde. Soweit sei sein Halsband leider noch nicht, dass es auch diese Aufgabe übernehmen könne. Er lachte etwas albern, dann wandte er sich Rockenbach zu. Mit Anne war er offensichtlich fertig.
    „Was macht denn ihr Passgespann, Herr Rockenbach“, wollte er wissen.
    Rockenbachs Holzklotz-Antlitz verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Prächtig, ganz prächtig machen die sich.“
    „Origineller Einfall sich ein Passgespann aus schwergewichtigen Betas zusammenzustellen. “
    Anne glaubte herauszuhören, dass von Ungruhe nicht ganz so überzeugt von dieser Idee war, aber Rockenbach ließ sich nicht beirren. „So schwergewichtig sind die gar nicht.

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