Bärenmädchen (German Edition)
Dascha in die Hände und stürmte noch einmal im Stutentrab um sie herum. Dabei tat sie so, als würde sie nach hinten ausschlagen und buckeln wie ein echtes Pferd. Weil sie dabei immer wieder erwartungsvoll zu Anne hinschaute, rang die sich schließlich ein Lächeln ab. Da kam das Mädchen wieder zu ihr hingelaufen.
„Jetzt können wir uns endlich unterhalten“, erklärte sie. Dann musste sie kichern. Ihr war wohl klar geworden, wie einseitig diese Unterhaltung mit einer Stute werden würde. Sie kniete sich neben Anne hin und erklärte: „Aber du siehst immer noch ganz schwach und blass aus. Komm, ich setzte mich neben dich und dann legst du deinen Kopf in meinen Schoss.“
Alles in Anne sträubte sich vor dieser intimen Nähe. Aber was blieb ihr anderes übrig? Zögernd befolgte sie die Anweisung. Sie legte sich auf die Seite und ließ ihren Kopf auf Daschas nackte Oberschenkel sinken. Trotzdem war Dascha noch nicht zufrieden.
„Dummerchen, dreh dich um. So dass wir uns anschauen.“
Anne tat es. Nun blickte sie von unten herauf in Daschas Gesicht. Mit ihren am Halsband befestigten zusammengebundenen Händen wirkte es so, als würde sie Dascha geradezu anbeten. Anne war das sehr bewusst. Dass es Dascha ebenso klar war, erkannte sie an deren feinem Lächeln.
„Wie ängstlich und misstrauisch du schaust. Bin ich denn so schlimm? Ist doch alles vorbei, Kleines.“, sagte sie.
Anne spürte Daschas Hand sanft über ihren kahlen Schädel gleiten. Sie fühlte sich kühl, weich und – ja, auch zärtlich an.
„Du sieht so süß aus mit deinem kleinen Glatzkopf. Hässlich und süß zugleich.“
Sie beugte sich vor und küsste Annes Schädel.
„Freundinnen?“, fragte sie noch einmal. Wieder nickte Anne. Erschrocken stellte sie fest, dass es ihr jetzt schon sehr viel leichter fiel.
„Du bist so eine schöne Stute geworden“, gurrte Dascha wie zur Belohnung. „Und deine Augen. Wie lebendig sie geworden sind. Ich kann alles darin lesen.“
Fast reflexartig drehte Anne sie weg.
„Schau mich an“, verlangte Dascha sofort. Jetzt klang ihre Stimme scharf und gefährlich. „Schau nicht in den Himmel, schau mich an. So tun das nun mal gute Freundinnen.“
Dann, als sie zufrieden war mit Annes Blickrichtung: „Fein machst du das. So ist es recht. Ich möchte mir nur mal so richtig mein Herz ausschütten. Es ist übervoll, so randvoll. Ich weiß gar nicht. wo ich anfangen soll. Ach, am besten bei Adrian. Er ist zum stellvertretenden Leiter des Schlosses befördert worden. Ich bin so stolz auf ihn.“
Sie schlug sich scheinbar erschrocken die Hand vor den Mund. „Oh vielleicht möchtest du gar nichts von ihm hören? Vielleicht tut es dir weh? Du magst ihn immer noch, nicht?“
Sie setzte eine Miene auf, die sie wohl für mitfühlend hielt. „Armes Mäuschen, ganz rot bist du jetzt geworden. Soll ich trotzdem weiter erzählen?“
Anne nickte langsam und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Sie würde die Gelegenheit nutzen, etwas über Adrian zu erfahren. Es gab keine andere.
„Streng ist er zu mir, aber auch fürsorglich. Ich habe dir doch von Bärli erzählt, meinem Kuscheltier, und wie gern ich ihn bei mir hätte. Er hat ihn mir besorgt. Obwohl ich jetzt ehrlich gesagt viel lieber mit Adrian kuschel als mit Bärli. Findest du das schlimm?“
Was sollte sie auf so eine gemeine Frage erwidern? Schweigen aber war Dascha nicht genug. Wieder bekam ihre Stimme einen drohenden Klang. „Antworte Stüttchen, du musst immer mit einem Pferdelaut antworten. Ist das nicht so bei euch.“
Anne wieherte.
„Süüüß, am liebsten würde ich dich jetzt wieder küssen, so wie damals im Käfig. Aber das wäre irgendwie nicht recht. Nicht standesgemäß. Jetzt trennt uns doch zu viel. Da Adrian mein Gebieter ist, bin ich ja praktisch die First Lady des Schlosses. Ben, ich meine Dr. Ben Abner, hat ja zurzeit keinen Zögling und er besitzt auch keine Zofe.“
Sie machte eine Pause. Daschas Blick erinnerte Anne plötzlich an den der Stuten im Speisesaal. Genauso gierig schauten sie auf ihre Näpfe. Dascha aber konnte sich offensichtlich an Annes Verzweiflung nicht satt sehen. Rosig züngelte ihre Zungenspitze zwischen den perlweißen Zähnen hervor. Jetzt sprach sie weiter: „Weißt du, ich und Adrian, wir tun uns einfach gut. Anfangs haben wir uns ja fast die Augen ausgekratzt. Aber jetzt ist er so liiiiiiiieb. Sechs Striche muss ich ihm jeden Tag auf meinem Po vorweisen. Meist sind es ja viel mehr. Die Alphas
Weitere Kostenlose Bücher