Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
Vom Netzwerk:
sind ganz verrückt nach mir. Hast du ja bei Anatol gesehen. Aber wenn Adrian mich nimmt, das ist ganz etwas anderes. Ich kann es gar nicht beschreiben. Es ist so…, so einzigartig.“
    Plötzlich schaute sie in Richtung Stall. „Wie schade, da steht dein Anatol und winkt uns zu. Wir müssen zurück. Also auf mit dir, Stüttchen. Genug gefaulenzt.“
    Während Dascha wieder in ihre Hose und die Stiefel schlüpfte, rappelte sich Anne hoch. Körperlich fühlte sie sich besser. In ihrem Kopf aber schwirrten Daschas Worte wie Dum-Dum-Geschosse umher und Dascha hatte ihre Munition noch nicht verbraucht. Kaum waren sie aufgestanden, plapperte sie weiter: Wie streng Adrian zu ihr sei, aber dass er stets genau wisse, was gut für sie sei. Sie sei ja nun mal ein richtiges kleines Biest. Das habe Anne ja vielleicht schon bemerkt. Wieder kicherte sie. Anne wäre am liebsten fortgerannt – zum Stall, zu den anderen Stuten, zu Anatol, aber Dascha hatte den rechten Arm um sie gelegt. Das sollte freundschaftlich aussehen, aber sie hatte das Gefühl, dass dieses dünne, spinnengleiche Ärmchen sie stärker fesselte als jede Kette, die sie bislang im Schloss getragen hatte.
    Dann, als sie nur noch wenige Schritte von Anatol entfernt waren, brachte Dascha ihre Lippen ganz nah an Annes Ohr. Sie flüsterte fast, als sie ihre letzte, ihre tödliche Kugel abfeuerte: „Ich Dummerchen, das wichtigste habe ich dir gar nicht erzählt. Er hat mich gekauft. Stell dir das nur vor. Seit einer Woche gehöre ich Adrian Götz.“
    Dascha nahm ihren Arm weg und Anne taumelte. Wieder musste sie Anatol auffangen. Er brachte sie in ihre Box und gab ihr reichlich zu trinken. Dann durfte sie sich, beaufsichtigt von einer Zofe – zum Glück nicht Dascha -, hinlegen. Wie von selbst wanderten ihre Fingerkuppen zu dem Brandmal auf ihrem Unterarm. Noch ließ sich eine schwache Aufwölbung der Haut ertasten. Sobald Anne sie spürte, sah sie auch ihren Geliebten wieder vor sich. Nicht Daschas Adrian, sondern ihren Räuberhautmann. Adrian, der ihr sein Liebesgeständnis auf den Körper schrieb, der ihr Dinge anvertraute, die er noch niemandem sonst erzählt hatte. Drüber schlief sie erschöpft ein und wachte erst auf, als die Ärztin des Schlosses ihre Box betrat.
    Gründlich wurde sie untersucht. Aber soweit Anne es mitbekam, stellte die Ärztin nur fest, dass sie eigentlich in bester körperlicher Verfassung war. Was hätte sie auch entdecken sollen? Das eine Attacke brutaler Grausamkeit Anne niedergeworfen hatte? Lügen waren es noch dazu oder vielleicht auch verdrehte Halbwahrheiten. Das hatte Anne für sich beschlossen. Sie war schon zu oft auf das Froschgesicht hereingefallen. Diesmal nicht. Wenn sie Adrian liebte, musste sie ihm vertrauen. So einfach war das. Das konnte sogar eine Stute begreifen.
    Als später sogar Rockenbach in ihrer Box erschien, begrüßte sie ihn mit einem Mir-Geht-Es-Wieder-Wut-Wiehern. Ihr Herr aber ließ es nicht dabei bewenden. So fürsorglich hatte sie ihn noch nie erlebt und sie genoss es. Trotz der vorangegangenen Untersuchung durch die Ärztin fühlte er nach, ob sie Fieber hatte. Er prüfte, ob ihr Halsband und die Ledermanschetten an den Handgelenken nicht zu eng verschnallt waren, und er schärfte der Zofe ein, ihn sofort zu rufen, wenn Anne sich wieder schlechter fühlen sollte. Dann fütterte er sie mit wunderbar süßen und saftigen Melonenstücken. Das tat er sonst nur bei Ines! Als er ging, erklärte er: „Kannst Dascha nicht ausstehen, nicht wahr? Werd sie dir fernhalten.“
     
     
     
     

 
    13. Kapitel:
    Ortega
     
     
    Trotz Rockenbachs fürsorglicher Anteilnahme nach Annes unheilvoller Begegnung mit Dascha wusste sie natürlich, dass sie nicht seine Favoritin war. Das war Ines. Öfter als alle anderen wählte er sie aus, um seine Lust zu befriedigen. Verteilte er Obststückchen oder andere Leckereien, steckte er ihr stets besonders viele zu. Seltsame Kosenamen hielt er eigens für sie bereit. Seine Dickmamsell, sein Quieckschweinchen oder seine Brumsel war sie. Wie selbstverständlich wählte Rockenbach auch stets Ines als Leitstute, wenn er mehrspännig fuhr.
    Sie hatte eindeutig eine Vorrangstellung, aber keine der anderen Stuten neidete ihr diese Position, denn Ines nutzte sie nie aus. Sie war fast immer freundlich und strahlte eine Ruhe aus, die Anne erstaunte. Vor allem, wenn sie daran dachte, wie unsicher und hilfsbedürftig ihr Ines früher vorgekommen war.
    Weil ihr gemeinsamer Herr sie

Weitere Kostenlose Bücher