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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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von innen heraus zu leuchten. Glühwürmchenaugen, dachte er, kurz bevor sie – jetzt fügsam – seinem Befehl nachkam.
    Adrian wandte sich dem Bären zu. Eine der Kugeln hatte ein fast faustgroßes Loch in seinen Schädel gerissen. Das war wahrscheinlich der tödliche Schuss. Er sah sich um. Das Mädchen namens Anne half ihrer Freundin auf die Beine und auch Rockenbach war inzwischen heruntergekommen. Er kniete neben seinem Hund. Seine linke Hand ruhte auf der Flanke des leblosen Körpers, mit der rechten umklammerte er seine Peitsche. Wäre der Deutsch-Russe alleine gewesen, hätte er sich, nachdem er die Pistole leergeschossen hätte, mit der Peitsche gegen den Bären gewandt, um die Mädchen zu verteidigen. Ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben, das war Adrian klar. Trotzdem war es unter Rockenbachs Aufsicht zu diesem Vorfall gekommen und das verlangte eine Erklärung.
    „Soldat Rockenbach“, bellte Adrian. Der Mann kam hoch und nahm Haltung an. „Mon Colonel“, antwortete er mit schwerer Stimme.
    „Erklären sie mir, wie das hier passieren konnte.“
    „Das Pferd hat sich ‘nen Stein eingetreten. Ich bin abgestiegen und hab ihn gelöst. Dabei hab ich einen Moment nicht aufgepasst. Bitte vielmals um Entschuldigung. Eine von diesen Trampeln is‘ dann den Abhang heruntergestürzt und …“, Rockenbachs Stimme stockte, „…Diablo is‘ dann hinterher.“ Rockenbach hasste Fehler, vor allem wenn sie ihm selbst unterliefen. Was zudem selten genug vorkam. Adrian ließ es daher gut sein.
    „Diablo war sehr tapfer“, sagte er jetzt im normalen Tonfall.
    „Ja, mon Colonel.“
    „Wir nehmen ihn mit und dann kannst du ihn morgen begraben. Die beiden Mädchen werden im Schloss für ihren Ungehorsam und ihre Tollpatschigkeit bestraft werden“, erklärte er. Dann fuhr er überrascht herum. Sein Bärenmädchen meldete sich lautstark zu Wort: „Das ist ungerecht. Wir haben nichts getan. Der blöde Köter war an allem Schuld. Er hat Ines den Abgrund hinunter getrieben“, schrie es zornig. Die Glühwürmchen-Augen funkelten bis zu ihm herüber.
    Adrian warf einen schnellen Blick zu Rockenbach und in dieser Sekunde wussten beide, was zu tun war. Aus dem Handgelenk ließ Rockenbach den Riemen seiner Peitsche in Richtung des Mädchens schnellen. Fast im gleichen Augenblick hatte er sich um ihren rechten Fuß gewickelt.
    Rockenbach riss den Arm mit der Peitsche zurück und das Mädchen lag auf dem Boden. Mit vier Schritten war Adrian über ihr. Sie grunzte wütend und versuchte mit aller Kraft hochzukommen. Wild und voller Zorn schlug sie mit ihren Armen und Beinen um sich, aber gegen Adrian hatte sie keine Chance. Mit fast schon lässigen Bewegungen hatte er sie bald so sicher in seinem Griff, dass er seine rechte Hand frei benutzen konnte. Aus einer Jackentasche zog er seinen leeren Proviantbeutel und stülpte ihn der Widerspenstigen einfach über den Kopf. Dann zog er den Gürtel aus seiner Hose und schnürte ihre Hände auf dem Rücken zusammen. Schließlich zog er sie wieder auf die Beine.
    In dem Augenblick zog Rockenbach noch einmal an der Peitsche, so dass sie wieder stürzte.
    „Es reicht Rockenbach“, fuhr Adrian ihn scharf an. „Wir werden sie später bestrafen.“
    „Ich möchte, dass sie mir einen bläst.“
    „Die kleine Wildkatze hier beißt dir glatt deinen Soldatenschwanz ab. Du nimmst die Dicke. Die hier nehme ich mir vor. Aber erst müssen wir zurück auf die Straße und nach den anderen Mädchen sehen.“
    So suchten sie sich eine weniger steile Stelle und führten die beiden Betas nach oben. Sein Bärenmädchen, das mit dem dichten Leinenstoff vor dem Gesicht praktisch blind war, hatte Adrian am Oberarm gepackt und steuerte es mehr oder weniger grob an den Bäumen vorbei. Oben angekommen sahen sie, dass sich die restlichen Betas nicht von der Stelle gerührt hatten. Adrian hatte nichts anderes erwartet. Was hätten sie auch tun sollen? Wenn sie an der Straße entlang zum Verwaltungsgebäude zurückgegangen wären, hätte man sie leicht wieder aufgegriffen. Außerdem hatten sie gerade erlebt, dass im Wald offensichtlich Kreaturen lauerten, die schlimmer sein mochten als das, was sie im Schloss erwarteten würde.
    So hatten sie sich erschöpft hingehockt, kamen aber schnell wieder hoch, als sich die beiden Männer näherten. Die Augen demütig gesenkt erwarteten sie ihre Bewacher. Adrian wies sie an, sich wieder niederzulassen, und zwar so, dass sie den beiden gut zusehen konnten. Dann

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