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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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auf eure Maße zurechtgeschneidert werden“, sprach er einigermaßen ratlos mehr zu sich als zu den Mädchen.
    Oh weh, jetzt ist das Lieblingszeug des kleinen Jungen kaputt, dachte Anne voller Schadenfreude. Dann sprach Dascha wieder. Anne hörte es mit fassungslosem Staunen: „Vielleicht ist der Funkempfang hier links nicht so gut. Versuchen sie doch einmal, ob es bei Anne auch nicht funktioniert.“
    Von Ungruhe machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er drückte den schwarzen Knopf und – zack – schlug die Handkante wieder zu. Diesmal schaffte es Anne wenigstens, einen Schrei zu unterdrücken, aber der Schmerz war fast noch schlimmer als beim ersten Mal, und er hatte eindeutig keine ihrer Brüste verschont. „Beide Seiten“, brachte sie hervor.
    „Daran liegt es also nicht“, meinte von Ungruhe und hatte die Welt um sich herum schon wieder ausgeblendet. Anne nutzte die Gelegenheit, um ihrer Sitznachbarin einen wutentbrannten Blick zuzuwerfen. Am liebsten hätte sie ihr selbst einen ordentlichen Handkantenschlag auf ihre geradezu lachhaft kleinen Kinderbrüste versetzt. Das Biest schleimte sich auf ihre Kosten ein. Dascha aber achtet gar nicht auf sie. Sie erklärte jetzt: „Dann ist eventuell etwas mit meinem Body nicht in Ordnung. Einige von den Metallfäden im Brustbereich kamen mir ein bisschen korrodiert vor.“
    Schon strahlte von Ungruhe: „Ja Herrgott, das könnte es sein. Die Qualität der Metallfäden war teilweise schlecht. Rost – das ist es wahrscheinlich.“
    Er jubelte regelrecht und hatte es jetzt furchtbar eilig, die Unterrichtsstunde zu beenden. Er schaltete bei allen die elektrischen Magneten aus und erklärte, dass draußen vor der Tür Zofen warteten, die sie jetzt zu den anstehenden Tiefeninterviews geleiten würden. Dann nuschelte er abwesend, dass man sich beim nächsten Mal näher mit der Anatomie des Penis beschäftigen und schon mal mit dem Analverkehr beginnen würde. Anne hoffte inständig, sich verhört zu haben, wurde aber auch fast sofort abgelenkt, als von Ungruhe ihr erklärte, dass sie alleine zu dem Raum gehen müsse, in dem ihr Gespräch stattfinden würde. Flo hieße die Interviewerin. Sie sei kurzfristig für eine erkrankte Kollegin eingesprungen. Kurz beschrieb er den Weg, dann wandte er sich ihrer Sitznachbarin zu und winkte sie zu sich. Dascha sprang auf und eilte zu ihm.
    „Herr von Ungruhe haben gerufen“, kiekste sie mit einer – wie Anne fand – ganz und gar aufgesetzt klingenden Kleinmädchenstimme. Dann knickste sie auch noch vor dem Lehrer. Die Neunzehnjährige schaffte es problemlos wie eine Sechsjährige auszusehen, die vor dem Weihnachtsmann steht und ihm versichert, dass sie immer artig war.
    „Oh, nur nicht so förmlich, Dascha“, erklärte von Ungruhe jetzt dümmlich lächelnd. Der Typ war nicht nur ein durchgeknallter Lehrer und Obersadist, sondern auch dämlich wie alle Männer, dachte Anne. Zu Dascha gewandt säuselte er: „Du bleibst noch hier. Ich habe noch Fragen an dich. Du bist ja augenscheinlich meine kritischste Testerin. Möchtest du eigentlich nicht auch mal das rosa Knöpfchen testen?“
    Anne beeilte sich, aus dem Zimmer zu kommen, um diesen Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Draußen vor der Tür herrschte für kurze Zeit reger Betrieb, bis die anderen Mädchen von Zofen zu ihren Interviews abgeholt wurden. Aber ehe sie sich‘s versah, stand Anne plötzlich alleine auf dem langen Gang. Immer geradeaus sollte sie gehen, dann in den zweiten Flur auf der rechten Seite biegen und dort die dritte Tür nehmen. „Interviews“ würde draußen sogar dran stehen, hatte von Ungruhe ungeduldig erklärt, um sich dann seiner neuen langbeinigen Lieblingsschülerin zu widmen.
    Anne schüttelte angewidert den Kopf und marschierte los. Die weißen etwas neckischen Pantöffelchen, die man ihnen morgens ausgeteilt hatte, klapperten leise bei jedem Schritt, ansonsten aber war es totenstill. Bald schien es ihr, als wäre sie in einem gänzlich unbewohnten Teil des Gebäudes unterwegs. Außerdem schien der Korridor einfach kein Ende zu nehmen. Hatte von Ungruhe vielleicht die andere Richtung gemeint, fragte sie sich plötzlich ängstlich. Ihr wurde unbehaglich zumute. War sie anfangs froh gewesen, dass niemand sie in ihrem schwarz-rosa Grusel-Outfit bemerken konnte, änderte sich dies bald. Nach den vielen Stunden zusammen mit den anderen Mädchen, fühlte sie sich jetzt allein und einsam. Der Gang war so breit, dass bestimmt fünf Leute

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