Bärenmädchen (German Edition)
Schön die Füße nach innen schwenken, kerzengerade gehen und so locker in den Hüften bleiben wie möglich. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie nicht einmal wusste, wie der Typ aussah. Sie hatte sich nicht getraut, ihm nur ein einziges Mal ins Gesicht zu schauen. Was tat dieser Ort nur mit ihr?
Hinter ihr ertönte ein anerkennender Pfiff. So, wie ein Mann eben pfeift, wenn er einer heißen Frau hinterherblickt. Unwillkürlich musste sie grinsen. Offensichtlich hatte sie den strengen Alpha zufriedenstellen können. Sie traute sich nicht, sich umzublicken, aber sie versuchte sogar, sich noch stärker in den Hüfte zu wiegen als sie weiterging.
Wenig später stand sie dann auch endlich vor der Tür mit der Aufschrift „Interviews“. Etwas zaghaft klopfte sie an. Als von drinnen eine Frauenstimme antwortete, trat sie ein. Es war ein recht kleiner mit Teppichen ausgelegten Raum. Zwei schmale Sprossenfenster ließ das Morgenlicht herein. Annes erster Gedanke war, dass dies der erste gemütliche Raum war, den sie im Schloss bislang gesehen hatte. Der Eindruck wurde noch verstärkt, weil in einem der sonnigen Lichtkegel unter den Fenstern ein Mädchen ganz entspannt auf dem Boden saß. Sie trug eine Art Hausanzug mit verspielten Rüschenverzierungen. Cremeweiß war er, was gut zur gebräunten Haut des Mädchens passte. Das eine Bein hatte es lässig angewinkelt, das andere bequem ausgestreckt. Vor ihr stand ein Laptop, an dem sie gerade herumhantierte.
Als das Mädchen dann aufblickte, prallte Anne zurück. Es war Florence. Die Person, die sie in dieses ganze Unglück gestürzt hatte, die sie zu dem teuflischen Test überredet hatte. Ihr Gerede vom tollen Wellness-Urlaub hatte Anne noch gut im Ohr. Diese Sklavenfängerin! Dabei schien sie sich nicht einmal einer Schuld bewusst zu sein: „Nun schau doch nicht so erschrocken“, meinte sie locker. „Der erste Tag ist ungewohnt, nicht wahr. Komm setz dich zu mir auf den Boden.“
Wiederstrebend ließ Anne sich nieder. In dem Raum standen, neben einem kleinen Beistelltisch, auch zwei sehr bequem aussehende Lesersessel, aber die waren für Betas ja tabu. Und das waren sie beide. Auch Florence trug ein Halsband, auf dem „Flo“ zu lesen war. Das erklärte, warum Attila von Ungruhe diesen Namen erwähnt hatte und nicht Florence.
Wie schön sie trotz allem war. Der Hausanzug war hauchzart, so dass ihr schlanker Körper hindurchschimmerte. Anne konnte die runden Linien ihrer apfelgroßen Brüste erkennen. Dunkle Brustwarzen zeichneten sich unter dem seidigen Stoff ab. Sie ertappte sich sogar bei der Frage, wie wohl Florence Po in diesem Ding wirken würde.
Sie ist rattenscharf, dachte Anne unwillkürlich. Ein Männertraum und als Beta für jeden Alpha innerhalb des Schlosses jederzeit und auf jede Art verfügbar. Genau wie sie selbst in vierzehn Tagen, und bis dahin würde man sie zwangsweise – mit Bananen! – zu einer perfekten Lustsklavin drillen.
„Du hast Schuld, dass ich hier bin“, stieß sie wütend hervor. „Ich hasse dich“, schob sie nach, weil ihr vor Zorn nichts anderes einfiel.
Florence sah sie an, wie eine Mutter ihr quengelndes Kind. „Du siehst so süß aus, wenn du böse bist“, erklärte sie. Noch bevor Anne weitere, diesmal ausgefeiltere Beschimpfungen folgen lassen konnte, drückte sie ihr den Zeigefinger ihrer linken Hand auf die Lippen und zeigte ihr, was sie in der rechten Hand hielt. Anne schaute mit großen Augen auf die Fernbedienung für den Intelligenten Body. Florence Finger schwebte gefährlich nah über dem schwarzen Knopf.
„Ich nehme an, du hast dies hier schon kennengelernt?“
Immer noch lag Florence Finger auf ihren Lippen und sie wagte nicht zu sprechen, so nickte sie nur. Ihr ganzer Körper hatte sich in Erwartung eines elektrischen Schlages verkrampft.
„Wirst Du jetzt vernünftig sein?“
Anne nickte wieder, und Florence nahm den Finger von ihren Lippen. Ebenso ließ sie, zu Annes Beruhigung, den anderen Finger nicht mehr über dem schwarzen Knopf schweben.
„So und jetzt habe ich ganz viele Fragen an dich“, erklärte Florence.
„Was möchtest Du denn wissen?“, fragte Anne vorsichtig.
„Einfach alles“ erklärte Florence. „Fangen wir bei deiner Familie an. Aber ich muss dich warnen, flunkern ist nicht erlaubt. Dafür habe ich nämlich den Laptop hier. Es ist jetzt über Bluetooth mit deinem Body verbunden, und der ist tatsächlich so intelligent, dass er auch als Lügendetektor funktioniert. Er
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