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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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ihnen einen kleinen Gegenstand in die Hand. Adrian wusste, dass es eine Tube mit schmerzstillender Salbe war. Die Mädchen bekamen jetzt die Anweisung, sich gegenseitig zu verarzten, und damit schien der Bann gebrochen. Plötzlich liebkosten und umarmten sie einander. Sie schienen offensichtlich zutiefst erschrocken darüber, was sie gerade getan hatten. Dascha war die Überschwänglichste. Sie kniete sich tatsächlich vor Miriam hin und bedeckte ihre Hände mit Küssen. Immer wieder bestand sie darauf, noch einmal zu überprüfen, ob auch alle Peitschenspuren sorgfältig verarztetet waren.
    Adrian wusste natürlich, dass die Hiebe nicht so stark waren, dass man sie tatsächlich hätte behandeln müssen. Aber es holte die Mädchen wieder in ihre Rolle als Beta zurück. Die Beschäftigung mit den Striemen, die sie auf den Körpern der anderen hinterlassen hatten, machte ihnen zudem deutlich, wie sehr ihnen das Spiel um Macht und Unterwerfung selbst im Blut lag und wie bereitwillig sie es mitspielten.
    Auch sein Bärenmädchen und die mollige Rothaarige verarzteten sich. Zuletzt hatte der Rotschopf die Peitsche geschwungen und war nun sichtlich zerknirscht, über die Spuren, die er hinterlassen hatte. Mit hängendem Kopf stand das Mädchen vor Anne. Die aber boxte ihr freundschaftlich in die Rippen, um zu zeigen, dass sie ihr nicht wirklich böse war. Die Mollige froh darüber, dass ihr anscheinend verziehen war, knuffte daraufhin ihrerseits Anne in den Bauch. Zu ihrem grenzenlosen Schrecken krümmte sich die daraufhin dramatisch zusammen, als ob sie schwer getroffen sei. Entsetzt schlug das Mädchen ihre Hände vor den Mund und starrte ihr Opfer aus schreckgeweiteten Augen an. Daraufhin richtete sich Anne wieder auf und lachte ihre Freundin an. Er sah sogar aus dieser Entfernung ihre Zähne blitzen und musste selbst mitlachen.
    „Na, ich glaube, Sie haben Ihre Wahl für die zweite Erziehungsphase bereits getroffen“, meinte Abner mit einem Seitenblick auf ihn. Er fuhr fort: „Anne Ludwig ist übrigens vorbestellt. Philippe de Ortega will sie haben.“
    „Ortega? Dann ist klar, was er mit ihr vorhat“, entfuhr es Adrian ungewollt heftig. Phillipe de Ortega war der Fachmann gewesen, zu dem Rockenbach nach Südamerika gereist war, um sich in der Spezialausbildung zu schulen. Adrian selbst war ihm ein paar Mal auf Treffen der Organisation begegnet. Er galt als große Nummer innerhalb von Magnus – eventuell war er sogar ein Mitglied des geheimen Rates. Als Sicherheitsexperte hatte sich Adrian daher verpflichtet gefühlt, Erkundigungen über ihn einzuziehen. Ortega wurde zu den reichsten Männern Südamerikas gezählt. Man sagte ihm ebenso Verbindungen zur Drogenmafia nach wie Kontakte in die höchsten Spitzen mehrerer südamerikanischer Regierungen.
    Er sei nur ein einfacher Kaufmann und Landwirt, betonte Ortega selbst gern. Was tatsächlich die Untertreibung des Jahrhunderts war. Sein Anwesen im bolivianischen Hochland hatte etwa die Größe Belgiens. Innerhalb der Organisation galt er als Wortführer einer Gruppe von Alphas, die die strengen Regeln im Umgang mit den Betas in Frage stellten und eine andere, viel härtere Richtung einschlagen wollten. Als letztes hatte Adrian einen Vortrag von ihm in Paris gehört.
    „Sie mögen Ortega nicht besonders, oder?“, fragte Abner jetzt.
    „Nein, das ist wahr. In Paris hat er erzählt, dass er eine Sklavenhalternation nach dem Muster der ehemaligen Südstaaten der USA gründen will. Wo bleibt denn da das Legalitätsprinzip der Organisation? Außerdem spricht er ganz ungeniert von Herrenmenschen und Untermenschen. Vielleicht fehlt es ihm auch an Selbstdisziplin, wie der Blondine da unten?“
    „Rockenbach hat er jedenfalls ausgezeichnet geschult“, wandte Abner ein.
    „Richtig, er ist ein Meister in der Spezialbehandlung geworden, aber er muss in Bolivien irgendetwas erlebt haben. Er spricht nicht darüber, trotzdem hat er Ortega viel früher verlassen, als er es eigentlich geplant hatte.“
    „Ach Adrian, ich glaube sie übertreiben. Als Sicherheitsspezialist ist es ja auch ihre Pflicht, auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Aber ich sehe in ihm keine echte Bedrohung. Die Organisation ist vielleicht einfach zu jung und zu schnell gewachsen. Das sind Kinderkrankheiten – nicht mehr. Unsere gemeinsame Neigung hat nun mal viele Facetten. Wer könnte da so genau sagen, was richtig und was falsch ist.“
    „Immer vorausgesetzt, die Praktiken entsprechen den Regeln der

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