Bärenmädchen (German Edition)
Organisation. Außerdem muss die Kleine ohnehin erst ihre Beitrittserklärung unterschreiben, bevor sie Ortega erwerben kann.“
Abner lächelte milde. „Bisher hat jede unterschrieben, die im Test über 80 Punkte hatte. Es ist ihre Natur, Adrian. Selbstverständlich wird sie unterschreiben. Sie kann nicht anders.“
Adrian wusste natürlich, dass Abner Recht hatte. Der fragte ihn jetzt: „Stört es sie, Anne Ludwig bei Ortega zu wissen? Das letzte Wort in Verkaufsfragen hat immer noch das Ausbildungszentrum. Wir können den Verkauf blockieren.“
Adrian schaute nach unten auf das Geschehen vor dem Schloss. Dort war die Phase relativer Ruhe vorüber. Holly ließ die zehn Mädchen Aufstellung nehmen und in Richtung Trainingsplatz abmarschieren. Beim Sportunterricht würde sie den Zöglingen noch einige anstrengende Stunden bereiten.
Aus dieser Perspektive betrachtet, war Anne Ludwig nur eines von zehn Mädchen, und eine von knapp 300 Betas, die jährlich ins Schloss kamen. Exquisite Schönheiten würden darunter sein, und alle würden sich nach harter Behandlung ebenso wie nach harten Schwänzen sehnen.
„Mich stört es nicht im geringsten, wenn sie zu Ortega kommt“, hörte er sich sagen, und bemerkte überrascht, dass Abner erleichtert wirkte.
„Da bin ich froh. Ich hatte schon Angst, dass sie auf das L-Wort hereingefallen wären“, erklärte er.
„Das L-Wort?“
„El I E Be E – so etwas wie ein modernes Märchen, eine Erfindung der Werbeindustrie. Lässt selbst erfahrene Alphas manchmal zu echten Volltrotteln werden, wie gerade meinen Freund Jean, den Schauspieler. Der hat seine Beta Florence übrigens auch gerade an Ortega verkauft. Eine üble Geschichte zwischen Jean und Flo, sag ich ihnen.“
Adrian hätte selbst auch eine üble Geschichte beisteuern können. Er würde sie Abner später einmal genauer erzählen. Sie hatte damit geendet, dass er in Bagdad mit seinem Humvee auf eine Sprengfalle fuhr und sein halber Körper zerfetzt wurde. Als bloße Erfindung würde er das L-Wort daher nicht bezeichnen, eher als Krankheit, gegen die man Antikörper entwickeln musste. Je mehr desto besser.
Abner hatte inzwischen das Thema gewechselt. „Lassen sie uns über den Start der Spezialausbildung sprechen“, erklärte er. „Die Stallgebäude sind bezugsfertig, Das gesamte Equipment ist da, und auch Attila von Ungruhe hat sich einiges einfallen lassen. Ich weiß zwar, dass das Ganze nicht so ganz Ihrem Geschmack entspricht. Ihr Rat ist mir aber trotzdem wichtig. Vor allem, wenn es um die Vermarktung der fertig ausgebildeten Betas geht. Außerdem möchte ich, dass Sie dabei sind, wenn wir die Einstellungsgespräche führen, um die Position von Rockenbachs Assistenten bei der Spezialausbildung zu besetzen.“
Sie gingen vom Fenster weg und ließen sich auf den Sesseln vor einem Mahagoni-Schrank nieder, in dem Adrians Chef seine persönliche Bar untergebracht hatte.
„Whiskey, Cognac oder eine Zigarre, eine echte Havanna?“, fragte Abner.
„Sie wissen doch, dass ich weder rauche noch trinke.“ Es war ein alter Scherz zwischen ihnen, auf den Adrian jetzt gerne einging.
„Kein Alkohol, keine Zigaretten. Sie haben aber auch gar kein Laster“, stellte Abner mit übertriebenem Kopfschütteln fest.
„Doch, meines ist der Sadismus.“
„Das ist kein Laster. Das ist eine Gnade“, antwortete Abner darauf wie stets mit feinem Lächeln.
Adrian erwiderte es diesmal nur schwach. Er fragte sich gerade, ob das Bärenmädchen ein Laster oder eine Gnade sein mochte.
6. Kapitel:
Showtime
Die Macht der Kommandos war noch größer als die der Peitsche, erkannte Anne bald. Ein einziges Wort brachte sie wie Marionetten in die demütigenden Positionen, die von ihnen verlangt wurden. Was noch schlimmer war: Die Mädchen hatten diese Befehle schon nach zwei, drei Tagen so verinnerlicht, dass sie nicht einmal mehr darüber nachdenken mussten. Reflexartig flogen ihre Hände auf den Rücken, drückten sie Brüste und Po heraus, wenn das Kommando „Steh“ ertönte. Wie von selbst sanken sie bei „Platz“ nieder, und wenn danach eine gebieterische Stimme „Bei Fuß“ forderte, dann folgten sie eben auf allen Vieren. Wenn es sein musste, auch quer durchs ganze Schloss – stets auf der rechten Seite, stets in einem vorgeschriebenen Abstand von weniger als einem Meter.
Wie leicht war es zudem, in Gegenwart von Alphas die Augen verschämt gesenkt zu halten. Nicht nur ihre Macht über die
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