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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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sie abends um 23 Uhr zu Bett gebracht wurden.
    Die Tage dazwischen waren restlos angefüllt mit dem Programm, das die Krähe an ihrem ersten Morgen angekündigt hatte. Gelegenheit zu verschnaufen boten nur die drei Mahlzeiten, die sie täglich erhielten. Das Essen schmeckte gut, war aber für die meisten von ihnen, besonders für Ines, so knapp bemessen, dass sie fast immer hungrig vom Tisch aufstanden. Nur Dascha erhielt ihrer eigenen Meinung nach wohl viel zu viel. Sie wagte nie, etwas zu verweigern, aber anfangs aß sie unendlich langsam und starrte alles, was auf ihrem Teller lag, so böse an als wären es Beweisstücke für einen Mordfall. Schließlich hatte die Krähe auch von dieser Art Missbilligung genug. Sie erklärte Dascha detailliert, welche Möglichkeiten es hier im Schloss gab, „mäkeligen Mädchen“, wie sie sagte, die nötige Nahrung zuzuführen. Von da an aß Dascha fast so schnell wie die anderen, und es war nicht mehr zu erkennen, wie sehr sie sich dabei überwinden musste.
    Morgens wurden sie nach dem Besuch des Bades regelmäßig gewogen. Die Ergebnisse notierten die drei Engelsgesichter in einer Liste. Sie selbst sahen nie, was die Waage anzeigte. Dennoch stand schon nach wenigen Tagen außer Frage, dass sich ihre Körper strafften und sie immer deutlicher in Form kamen. Die Krähe selbst beaufsichtigte die Fitnesstrainings und sie tat es mit jener Unerbittlichkeit und Gründlichkeit, mit der sie die Mädchen auch ansonsten behandelte.
    Während sie in ihren Räumen völlig nackt zu sein hatten, trugen sie, wenn sie im Schloss unterwegs waren, schlichte weiße Baumwoll-Unterwäsche. Ging es hinaus in den Park oder auf die Sportanlage, wurden ihnen darüber hinaus solche Trainingsanzüge zugeteilt, wie die Mädchen sie auch schon beim Hinmarsch getragen hatten. An warmen Tagen allerdings blieb es auch im Freien bei der Unterwäsche. Sie bestand aus einem einfachen Hemd und einem Höschen, deren Form in den Geschäften als Panty bezeichnet wurde. Nachts wiederum durften sie - wohl als Kälteschutz - ein schlichtes weißes Nachthemd überstreifen, das ihnen bis zur Mitte der Oberschenkel reichte.
    Die nötige Kleidung fand sich für jede jeweils auf den Hockern, die vor ihren Betten standen. Sie wurde von Mädchen gebracht, die ähnliche Zofentracht trugen, wie Anne sie bei Jennifer gesehen hatte. Diese Mädchen nahmen auch die getragenen Wäschestücke mit und am Morgen den abgelegten Keuschheitsgürtel. Tagsüber wurde er anscheinend gereinigt, denn abends, wenn er wieder für sie bereitlag, glänzte seine Innenseite feucht und roch nach Desinfektionsmittel.
    Die Zofen waren aber nicht nur für die Wäsche zuständig, sondern stellten auch das Essen für die jeweiligen Mahlzeiten bereit und führten die Mädchen, wenn sie zu Arbeiten innerhalb des Schlosses eingeteilt waren, an ihre Arbeitsplätze. Anne und die anderen neun betrachteten sie mit größter Neugier. Manche stöckelten auf Schuhen mit irrsinnigen Absätzen daher. Andere trugen so engverschnürte Korsetts, dass Anne schon vom Zusehen schwindelig wurde. Viele hatten auf ihrer rechten Pobacke das Zeichen der Organisation Magnus eintätowiert, ein smaragdgrünes M mit einer silbernen Krone obendrauf. Das Ganze in der Größe einer Spielkarte. Manche trugen direkt darüber auch streicholzlange schwarze Markierungsstriche. Sie wirkten wie mit einem Textmarker angebracht und waren an unterschiedlicher Stelle mit einem Häkchen versehen.
    Da es den Betas ja grundsätzlich verboten war, miteinander zu reden, zeigten die meisten Zofen durch ein verstohlenes Lächeln oder eine sanfte Berührung, dass sie den neuen Mädchen wohlgesonnen waren. Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet von der Krähe und den drei Engelsgesichtern glaubten, wechselten sie auch ein paar Worte miteinander. So erfuhr Anne, was es mit den schwarzen Strichen auf sich hatte. Eine stämmige, südländisch wirkende Dunkelhaarige flüsterte ihr zu, dass sie damit jedes Mal markiert würden, wenn Alphas in irgendeiner Form Sex mit ihnen gehabt hatten. Abends wurden die Striche dann wieder entfernt. Ungläubig sah Anne, dass, obwohl es erst Mittag war, schon vier Striche den Hintern des Mädchens zierten. Zu gerne hätte sie noch gefragt, was die verschiedenen Häkchen bedeuten sollten, aber eines der Engelsgesichter schaute herüber und die Dunkelhaarige – Joana stand auf ihrem Halsband – eilte schweigend hinaus.
    Dass sich die Mädchen überhaupt trauten, miteinander zu

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