Bärenmädchen (German Edition)
auch wieder die unerträgliche feucht-heiße Luft sehr bewusst wurde. Wenn nur endlich das Gewitter losbrechen würde.
Für Blau brach es los, sobald sie auf dem Sportplatz waren. Mit bebender Stimme berichtete er in seiner fremden Sprache der Krähe, was geschehen war. Anne sah, wie ihre Zofenmeisterin mit jedem seiner Worte böser dreinschaute. „Armes Würmchen“, dachte sie. „Wo ist jetzt deine langbeinige Freundin Dascha?“
Die Krähe griff dann zum Handy und schien sich noch einmal mit dem Räuberhauptmann zu unterhalten. Als nächstes wählte sie eine andere Nummer. Weil sie jetzt etwas näher zu Anne stand, konnte das Mädchen einige Worte aufschnappen. Anscheinend telefonierte sie mit Maximiliane Schröter, der pausbäckigen Krankenschwester. Sie bat sie, vorbei zu kommen, weil sie ihr Blau für ein paar Tage überlassen wolle.
Nach dem Gespräch klappte sie ihr Mobiltelefon so zackig zusammen, als wäre es eine Guillotine, und scheuchte die Mädchen dann wie eine Schar Gänse auf die Bahn.
Als Anne mit müden Schritten an ihr vorbei wollte, hielt die Krähe sie zurück und schaute ihr prüfend ins Gesicht, dann ließ sie sie weiterlaufen. Als Anne dann aber bei den ersten Laufübungen gleich zweimal stolperte, und jedes Mal fast gestürzt wäre, ließ es die Zofenmeisterin gut sein. Sie befahl sie zu sich und erklärte barsch, dass sie in ihrem jetzigen Zustand am besten die Platz-Position üben solle. Vorher solle sie sich aber um Gottes Willen endlich ihre Unterhose anziehen. Ihr Hintern sei ja so flammend rot, dass es einem regelrecht erblinden lassen könne.
Anne, die absolut nicht gewusst hätte, wie sie die Sportstunde hätte überstehen sollen, schlüpfte dankbar in ihr Höschen und ließ sich erschöpft, verwirrt und mit brennenden Hinterbacken nieder, um das Training als Zuschauerin zu verfolgen Blau war, wohl sozusagen als Einstimmung auf seine Strafe, dazu verurteilt worden, die gleichen Übungen wie die Mädchen zu absolvieren. Anne sah es mit Genugtuung, dass wenigstens einer der Strumpfhosenknaben einmal wie sie selbst über den Platz gescheucht wurde.
Irgendwann kam dann Maximiliane Schröter. Es war ein Auftritt, bei dem selbst der angeschlagenen Anne die Augen übergingen. Sie brauste in einem rosafarbenen Cabriolet, einem Audi, mitten über den Rasen des Schlosses heran: Als sie ausstieg, zeigte sich, dass sie ihre Kugelstoßerinnenfigur in einen Minirock – die gleiche Farbe, wie das Auto – gezwängt hatte und obendrüber ein hellblaues bauchfreies Oberteil trug. Es sah einfach verboten aus, vor allem, als sie jetzt im Laufschritt auf die Krähe zueilte. Sie konnte es offensichtlich kaum erwarten, Blau in ihre Gewalt zu bekommen. Anne musste unwillkürlich daran denken, wie sich diese Elefantenkuh an ihrem ersten Tag bei der Eingangsuntersuchung über ihren eigenen Minirock und ihre vermeintliche Geilheit lustig gemacht hatte.
„Steht dir ganz hervorragend der Minirock“, erklärte die Krähe mit unbeweglichem Gesicht, als Maximiliane Schröter sie erreicht hatte.
„Ja, ich dachte, ich traue mich mal was bei dem Wetter. Es ist so unerträglich schwül, dass ich nicht mal ‘nen Slip drunter anhabe“, posaunte sie als Antwort heraus.
Immer noch verzog die Krähe keine Miene und ließ nicht erkennen, was sie von dieser Information hielt. Sie winkte Blau herbei und ließ ihn die Stehposition einnehmen. Dann erklärte sie, worum es ihr ging. Ihre Stimme blieb kühl, aber Anne glaubte sie inzwischen gut genug zu kennen, um zu wissen, dass sie innerlich vor Zorn kochte. Ein gefährlicher Zustand für einen unglücklichen Beta, der daran schuld war.
Die Krähe erzählte, dass sie und ihre anderen beiden Knaben-Zofen heute Mittag anderweitig beschäftigt waren. Daher sollte Blau eine Trainingseinheit alleine beaufsichtigen. Vorsichtshalber habe sie aber Adrian Götz gebeten, wenigstens einmal nach dem Rechten zu sehen. Als er dann kam, habe er eine regelrechte Gartenparty voller Faulenzer und Drückeberger entdeckt. Sie, Holly Rüschenberg, sei sehr enttäuscht von Blau. Daher wären die strengsten Strafen für diesen Versager angemessen. Da sie Maximilianes phantasievolle Vorlieben kenne, habe sie gleich an ihre gute Freundin gedacht. Blau stehe ihr für volle vier Tage zur Verfügung und sie erwarte, dass sie ihn danach – die Krähe lächelte böse – in einem Zustand mit deutlichen Gebrauchsspuren zurückerhalte.
Anne sah, wie sich die pausbäckige Krankenschwester
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