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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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grundsolide Lehrerin Miriam Kapp hatten gerade die Rolle ihres Lebens erkannt: Williges Lustobjekt, und zwar, ohne dass Peitschenhiebe oder andere Brutalitäten sie dazu zwangen.
    Sie zogen Schmollmünder, plinkerten mit ihren Augen und gaben sich, weil es ihm so sehr gefiel, furchtbar ungeschickt. Immer wieder glitten ihnen Gegenstände – natürlich nur unzerbrechliche – aus den Händen. Dann wandten sie Sieversen ihre Rückfront zu, drückten ihre Pos heraus und beugten geziert den Oberkörper nach vorn, um nach den entfleuchten Dingen zu angeln.
    Schwer war es, in diesem alten Herren einen peitschenschwingenden Alpha zu sehen. Sein Haus wirkte auf altmodische Art gemütlich und erschien mit seinen Spitzendecken und Porzellanfigürchen für einen Mann fast schon zu feminin eingerichtet. Nichts im Haus deutete auf Sieversens Neigungen hin, bis auf zwei Fotos. Anne entdeckte sie, als sie ein Glas Wasser für ihn aus der Küche holte. Sie musste dafür an der Treppe zum oberen Stockwerk des Hauses vorbei. Auf dem Rückweg bemerkte sie, dass auf einem Absatz in der Mitte der Treppe zwei gerahmte Bilder an der Wand hingen. Links und rechts wurden sie von zwei großen Vasen mit mannshohem getrockneten Schilf eingerahmt. Das wirkte, als ob die Fotos dem alten Mann sehr wichtig wären. Neugierig huschte Anne die Stufen hinauf. Die beiden Schwarz-Weiß-Aufnahmen waren etwa so groß, wie ein DIN-A4-Blatt und von schlichten schwarzen Rahmen umgeben.
    Kein Zweifel, die erste Aufnahme zeigte den alten Herrn in jungen Jahren. Auch damals schon das gleiche wehmütige Lächeln – und das in der Stadt der Liebe! Im Hintergrunde des Bildes, das irgendwo in einem Park aufgenommen schien, erhob sich der Eiffelturm. Sieversen trug Wehrmachtsuniform. Also war das Foto irgendwann im zweiten Weltkrieg entstanden, als die Deutschen Paris besetzt hatten. Anne rechnete nach. Bei Kriegsausbruch 1939 dürfte er 19 gewesen sein, bei Kriegsende 25. Er musste sich damals gut geschlagen haben, dann an seinem Hals prangte ein verschnörkeltes schwarzes Kreuz. Hieß das nicht damals Ritterkreuz? Sieversen schien ja ein richtiger Held gewesen zu sein.
    Aber nicht nur mit seinem Orden schmückte sich der fesche Soldat. Links und rechts von ihm auf der Parkbank saßen zwei Mädchen. Blond und sehr „vierziger Jahre mäßig“, fand Anne, sah die eine aus. Die andere war schwarzhaarig und von zeitloser Schönheit. Zart, weißhäutig und feingliedrig wirkte sie auf dem Foto. Man hätte sie sich auch heutzutage gut als Model bei einer Modenschau vorstellen können. Eine Porzellanfigur, die man am besten ansah, aber nicht berührte. Was auch immer sie tatsächlich für eine Geschichte hatten, das zarte Mädchen und der Soldat mit dem sensiblen Lächeln schienen das perfekte Paar zu sein, auch wenn sie auf diesem ersten Foto noch etwas steif und mit sittsamem Abstand vor der Kamera posierten.
    Das nächste Bild war anders – komplett anders. Es schien in einem Keller entstanden zu sein. Oder war es sogar ein Verlies? Nackte Steinwände bildeten den Hintergrund, sowie auf der rechten Seite eine halb offen stehende schwere eiserne Tür. Abgebildet waren jetzt nur noch Sieversen und die Schwarzhaarige. Sie nackt, kauerte zu seinen Füßen und schaute zu ihm auf. Sieversen selbst saß in einem bequemen Sessel, eine Zigarette in seiner rechten Hand.
    Herr und Sklavin waren da zu sehen, und als Herr hatte Sieversen anscheinend ausgiebig von seinem Recht Gebrauch gemacht, seine Sklavin zu züchtigen. Fast jeder Körperteil trug Peitschenspuren. Das Foto ließ erkennen, dass sie schwerer waren als alles, was Anne bisher im Schloss gesehen hatte. Am schlimmsten aber war, was Anne auf ihrer rechten Schulter zu erkennen glaubte. Waren das Brandmale von ausgedrückten Zigaretten? Wieder schaute sie auf die Zigarette in Sieversens Hand. War es Absicht oder Zufall, dass ihr glühendes Ende nur wenige Zentimeter von der nackten Schulter des Mädchens entfernt war?
    Gefesselt war das Mädchen nicht. Es hätte fortlaufen können, durch die eiserne Tür, die so einladend offen stand. Anne fand es pervers, aber das geschundene Mädchen blickte stattdessen voller Liebe zu Sieversen hoch – und stieß auf eine Wand aus Eis. So erbarmungslos kalt hatte Anne nicht einmal der Räuberhauptmann angeschaut, als sie gedemütigt und mit brennendem Po draußen vor dem Schloss vor ihm stand. Sie fröstelte und drückte unwillkürlich die Arme gegen ihren Oberkörper, so dass sie

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