Bärenmädchen (German Edition)
Wieder glaubte sie, Daschas Lachen zu hören und sie war froh, als sie endlich zur Tür heraus waren.
Anne hatte jetzt vor allem Angst zu stürzen. Da ihre Hände gefesselt waren, hatte sie keine Möglichkeit, einen Fall aufzufangen. Würde sie unkontrolliert auf den Boden prallen, wäre die Wirkung der Klammern an ihren Brustwarzen wahrscheinlich verheerend. Sie befürchtete auch, dass Ines nicht geschickt und schnell genug war, um sie festzuhalten, falls sie das Gleichgewicht verlieren sollte. So achtete sie fast panisch darauf, sich nur in winzigen sicheren Schritten vorwärtszubewegen. Und dann passierte es doch. Erschrocken und spitz schrien sie auf, als sie merkte, wie sich ihre Füße an der Kante einer etwas vorstehenden Bodenfliese verhedderten und sie nach vorne über kippte. Im nächsten Augenblick spürte sie die überraschend kräftigen Hände von Ines. Sie hatte sie an den Oberarmen gepackt und richtete sie wieder auf.
„Ich habe dich. Ist ja gut“, wisperte ihre Freundin. Eine Weile blieben sie schweigend stehen. Ines hielt sie einfach nur fest und es war fast wie eine Umarmung. Anne spürte, wie sie ruhiger und gefasster wurde. „Danke“, hauchte sie mit immer noch bebender Stimme. „Lass uns lieber weitergehen, sonst bekommst Du Ärger, wenn du zu lange weg bleibst oder jemand sieht uns hier noch herumstehen.“
Bevor sie weitergingen, hatte Ines aber noch eine Idee. Sie schob den Pralinen-Teller auf dem Tablett weiter nach hinten zu Annes Bauch hin. Dadurch trug jetzt der hintere Befestigungsriemen, der um ihre Hüfte herum verlief, mehr Gewicht. Der Zug auf ihre Brustwarzen verringerte sich.
„Oh, Ines du bist wunderbar“, flüsterte Anne voller Dankbarkeit. Das Lächeln, das Ines ihr daraufhin schenkte, war so glücklich, dass es zumindest für einen kurze Weile allen Schmerz verdrängte. Trotzdem hatten sie noch einen beschwerlichen Weg zurückzulegen. Es dauerte drei- oder viermal so lang wie sonst, bis sie endlich die Bibliothek erreicht hatten. Der Käfermann nahm sie in Empfang. Nachdem er Ines zurückgeschickt hatte, wies er ihr einen Standort zu. Von dort aus hatte sie auf Zuruf der Bibliotheksbesucher ihre Süßwaren, für die sie selbst so teuer bezahlt hatte, anzubieten.
Bevor der Bibliotheksleiter ging, machte er sich noch an dem Riemen zu schaffen, der um ihren Hals führte. Mit angstgeweiteten Augen verfolgte sie sein Tun. Sie war sich sicher, dass er ihr weitere Qualen bereiten würde. Verdutzt sah sie ihn dann davongehen, ohne dass ihre Schmerzen zugenommen hatten. Im Gegenteil. Erst langsam dämmerte ihr, dass er den Riemen um ihren Hals enger geschnallt hatte, so dass noch weniger Gewicht auf den Klammern lastete. „Käfermann ich liebe dich“, flüsterte sie voller Erleichterung und wusste in diesem Augenblick beim besten Willen nicht, wie ernst sie es damit meinte.
Ihre Augen glitten über die Sitzecken. Vier waren besetzt. Nach Pralinen schien derzeit niemandem der Sinn zu stehen, auch wenn die Herren Alphas sie ausgiebig begafften, bevor sie sich dann wieder ihrer Lektüre zuwandten. So blieb sie auf dem ihr zugewiesenen Platz stehen. Dankbar dafür, eine Atempause zu bekommen. Die Angst und die Anspannung klangen langsam ab. Was blieb, war der schwache, aber beharrliche Schmerz in ihren Brustwarzen durch die Klammern und natürlich das Gefühl, auf äußerst demütigende Weise zur Schau gestellt zu werden.
Einen der Alphas schien diese Schau nun doch in die erste Reihe zu locken. Es stand in seiner Sitzecke auf und kam angeschlendert. Aber das ist ja noch ein Kind, schoss es Anne durch den Kopf. Sie schätzte ihn allenfalls auf fünfzehn Jahre. Er trug Jeans, Turnschuhe, ein weißes T-Shirt und darüber ein nicht zugeknöpftes rotkariertes Hemd.
Siehst ja richtig cool aus, Kleiner. Trägt man das heutzutage im Kindergarten? Und was hast du gerade gelesen? Harry Potter oder „Der kleine Hobbit“?, dachte sie und versuchte möglich verächtlich auszusehen, was allerdings mit zwei Klammern an den nackten Brustwarzen, an denen ein Tablett mit Pralinen hing, nicht gerade leicht war.
Der Junge strich um sie herum, wie ein Kind um eine Packung Zigaretten, die es seinen Eltern geklaut hatte, um sich selbst zum ersten Mal eine anzustecken. Sein Schweigen machte sie unruhig. Das hatte etwas Lauerndes. Und jetzt berührte er sie auch noch. War das nicht bei Zöglingen wie ihr verboten oder galt das etwa nicht für Minderjährige? Pflegte man für Kinderalphas die
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