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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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Räuberhauptmann aber ignorierte sie einfach. Er dreht sich um und ging ruhigen Schrittes davon in Richtung auf die Leserecke, die er auch gestern genutzt hatte. Er ließ sie einfach stehen! Das ärgerte sie jetzt noch mehr. Verdammt nochmal, hatte sie nicht wenigstens ein bisschen Häme und Quälerei durch ihn verdient, nachdem letztendlich dies alles auf seine Veranlassung hin passiert war?
    Sie schickte ihm zornbebende und anklagende Blicke hinüber, während er es sich anscheinend in aller Seelenruhe in seinem Sessel bequem machte. Frustriert begann sie, auf der Stelle zu trippeln, wie ein nervöses Pferd. An Händen und Füßen gefesselt, kaum bewegungsfähig und bei Strafe zu Untätigkeit gezwungen stand sie hier, und hätte doch so gerne seine Nähe gesucht, mit ihm gestritten, mit ihm geflirtet und, ja, sich auch von ihm quälen und benutzen lassen, wenn er es nur gewollt hätte.
    Mit diesem Gefühl der Machtlosigkeit bereitete sich zudem ein erregendes Kribbeln zwischen ihren Beinen aus, das sie fast um den Verstand brachte. Immer noch spürte sie die Hand des Halbwüchsigen zwischen ihren Schenkeln ebenso wie Adrians sanfte Berührungen auf ihren Brüsten, als er die Klammern löste. Gequält, verwirrt und lüstern blickte sie jetzt zu ihm herüber.
    Ab und an schaute er tatsächlich zurück, aber sein Blick war so unergründlich und neutral, als würde er ein langweiliges Tapetenmuster betrachten. Dieser gefühlskalte Klotz. Er sichtete die Bücher und Zeitschriften, die für ihn bereitlagen. Dann orderte er eine Zofe herbei und bestellte irgendetwas, so dass das Mädchen im nächsten Augenblick beflissen und powackelnd fortstöckelte. Eine andere Zofe brachte ihm ein Getränk.
    Anne schaute auf den leeren Platz neben seinem Sessel. Dort hatte gestern eines der Mädchen gesessen. Ganz nah bei ihm. Gestern hatte sie es noch verachtet, heute hätte sie absolut nichts dagegen, ebenfalls dort zu sitzen. Jetzt war ihr Blick nur noch sehnsüchtig. Hatte sie etwa alles falsch gemacht? Hatte sie den Mann, der sie vor allen anderen hier im Schloss faszinierte und betörte, gerade für immer und ewig abgewiesen? Hatte sie ihn endgültig Dascha überlassen?
    Bitte, bitte Adrian, sprich mit mir. Beachte mich, dachte sie und hätte es am liebsten ebenso laut herausgeschrien, wie ihr Betteln um Gnade vorhin im Schlafsaal der Mädchen. Aber das war natürlich undenkbar. Sie war eine Beta. Sie durfte nicht einmal ungefragt reden, und sie war durch Fessel und Befehl zur Untätigkeit verurteilt.
    Außerdem schaute der Räuberhauptmann jetzt nicht einmal mehr zu ihr herüber. Er hatte sich anscheinend tief in seine Lektüre versenkt. Weil es eine der wenigen Gesten war, die ihr, gefesselt wie sie war, blieben, schüttelte sie betrübt den Kopf. Leise klang das Glöckchen. Sie bewegte den Kopf etwas stärker hin und her. Die Lautstärke nahm zu. Da schüttelte sie ihren Kopf so wild, dass der Klang des Glöckchens endlich bis zu ihm hin drang. Er schaute hoch, und sie lächelte ihn an. Sie tat es so entschuldigend, bittend und versöhnlich, wie sie nur konnte. Außerdem – doppelt hält besser – wackelte sie mit ihrem Oberkörper und ließ ihre Brüste, so kräftig sie konnte, hin und her wippen, um ihm zu zeigen, wie sehr sie es genoss von den Klammern befreit zu sein. Da lachte er. Lässig streckte er seine Hand nach ihr aus, ballte sie zur Faust und winkte sie mit dem Zeigefinger heran. Sofort trippelte sie in ihren Mäuseschritten los, und weil sie wusste, wie lächerlich das aussah, versuchte sie, es noch lächerlicher zu gestalten. Sie ließ ihre Beine stampfen wie die Kolben einer Dampfmaschine und war sich sicher, jeden Geschwindigkeitsrekord im 20-Meter-Schneckenrennen der gefesselten Pralinenmädchen zu brechen.
    Einmal, kurz bevor sie ihn erreicht hatte, geriet sie ins Stolpern und wäre fast gestürzt, aber sie konnte ihren Oberkörper gerade noch zurücknehmen und wieder ins Gleichgewicht finden. Aus den Augenwinkeln sah sie gleichzeitig, wie der Räuberhauptmann unwillkürlich bei ihrem Straucheln von seinem Sessel hochkam, als wolle er ihr zur Hilfe eilen. Sie nahm es trotz ihres momentanen Schreckens mit einem wohligen Schauer zur Kenntnis.
    Wie um seinen für einen Alpha ungebührlichen Anfall von Hilfsbereitschaft wettzumachen, nahm er sie barsch in Empfang. Knapp zeigte er neben sich und befahl „.Platz“. Als sie sich fügsam niedergelassen hatte, winkte er eine Zofe herbei und wies sie an, Anne das

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