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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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»Im
vergangenen Jahr eines, davor zwei, und vor drei Jahren –« er
zögerte »– auch zwei. Eines der Boote wurde wieder aufgefunden, vor der
Insel Andros. Wahrscheinlich war es nur für eine Spritztour geklaut
worden. Die Diebe haben es einfach wieder an den Strand gebracht und
dort aufgegeben.«
    Fünf gestohlene Boote in drei Jahren war nicht viel, wenn man
bedachte, wieviel Boote vor dem ›Sea Gardens Hotel‹ lagen. Wenn man es
allerdings mit der Gesamtzahl der Jachthäfen in den Bahamas
multiplizierte, dann kam man auf eine erschreckend hohe
Diebstahlsquote. Ich begann Perigords Befürchtungen zu teilen.
    »Ich möchte, daß du eine Aufstellung über die Bootsdiebstähle
der letzten fünf Jahre in unseren Häfen machst«, ordnete ich an. »Und
ich möchte, daß das die letzten Diebstähle sind, die in unseren Häfen
vorkamen!«
    »Wir sind für diese Diebstähle nicht haftbar«, wandte Sam ein.
»Der Skipper, der in einem Hafen der Holding anlegt, tut es auf eigene
Gefahr. Es gibt einen Aushang, der ausdrücklich darauf hinweist, und es
steht auch im Vertrag, den ich von den Skippern unterschreiben lasse.
Ich sehe auch nicht, wie wir die Leute vor ihrem eigenen Leichtsinn
schützen könnten. Sie kennen ja die Leute auf den Jachten. Die träumen
von der Freiheit der Meere. Niemand verlangt ihre Patente zu sehen, es
gibt keinen Meldezwang, jedenfalls nicht von Seiten der Polizei. Mir
kommen diese Leute manchmal wie Kinder vor, so leichtsinnig sind sie.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Der Vorwurf galt auch für mich,
wie ich nur zu gut wußte. »Das ist mir egal, ich möchte, daß die
Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. Und ich möchte, daß kein
Diebstahl mehr vorkommt, auch nicht durch den Leichtsinn eines
Skippers.«
    »Das kostet viel Geld«, warnte Sam. »Dazu brauchen wir
zusätzliche Wachmänner.«
    »Einverstanden. Stelle neue Leute ein.«
    Sam zuckte die Achseln. »Sonst noch was, Mr. –
äh – Tom?«
    »Ich denke, das ist alles für heute.«
    Er stand auf und wandte sich zum Gehen. Aber dann kam er zum
Schreibtisch zurück. »Entschuldigung, aber wozu brauchen Sie das Foto
von Jack Kayles?«
    »Welches Foto?«
    Sam deutete auf die Ausschnittvergrößerung in Schwarzweiß, die
oben auf dem Packen Fotos lag. »Das ist Jack Kayles«, sagte er.
    »Willst du sagen, daß du diesen Mann kennst?«
    »Wir sind nicht gerade das, was man so Freunde nennt. Aber er
ist ein paarmal in meinem Jachthafen gewesen.«
    »Sam!« sagte ich atemlos. »Du hast dir gerade eine Belohnung
verdient.« Ich schob ihm die Vergrößerung über die Schreibtischplatte.
»Setz dich und erzähl mir alles über diesen Mann, was du weißt.«
    Er nahm das Foto vom Schreibtisch und betrachtete es. »Kein
sehr gutes Bild«, bemerkte er, »aber es ist Kayles, da bin ich ganz
sicher. Kayles ist einer von diesen vergammelten Skippern, bei denen
niemand so recht weiß, wovon sie leben. Er geistert auf den Bahamas
herum und in der Karibik. Überall und nirgends, würde ich sagen. Vor
zwei Jahren hatte er sein Boot in New Providence liegen.«
    »Was für ein Boot?«
    »Ein Neunmeterboot, englische Werft, Glasfiber. Kayles fährt
immer allein. Als er in New Providence lag, sagte er mir, er wäre
gerade durch den Panamakanal geschippert, auf dem Rückweg von den
Galapagosinseln. Er war nach Florida unterwegs. Ein geschickter
Skipper, würde ich sagen, Kayles versteht was von Booten.«
    »Wie heißt sein Boot?«
    Sam runzelte die Stirn. »Das ist komisch«, sagte er. »Kayles
hat den Namen gewechselt, niemand sonst tut das. Die meisten Skipper
sind abergläubisch, sie glauben, ein neuer Name bringt Unglück. Vor
zwei Jahren hieß das Boot ›Seaglow‹, dann hat er es umgetauft auf
›Green Wave‹.«
    »Vielleicht war's ein anderes Boot«, warf ich ein.
    »Es war das gleiche Boot«, sagte Sam mit Überzeugung.
    Ich konnte ihm glauben, er hatte ein gutes Auge für Boote.
    »Wann ist Kayles denn zum letztenmal in deinem Jachthafen in
New Providence aufgetaucht?«
    »Vor ungefähr drei Monaten.«
    »Wovon lebt er?«
    Sam zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht
verdingt er sich hin und wieder auf anderen Booten als Skipper. Ich
sagte Ihnen ja, er ist ein Gammler. Es gibt viele Typen hier wie er.
Die Jungens hängen auf ihren Booten herum. Irgendwie kratzen sie das
Geld für den nächsten Tag zusammen.« Er verstummte. »Jetzt, wo du mich
fragst, fällt es mir auf. Kayles hat mir eigentlich nie den Eindruck
gemacht, als

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