Bahama-Krise
geändert«, sagte Sam
verwundert. »Warum nur?«
»Liegt das Boot noch im Hafen?« fragte ich, zu Joe gewandt.
»Das läßt sich schnell herausfinden.« Joe betätigte die
Wählscheibe des Telefons, ich hielt den Atem an. Wenn das Boot noch im
Hafen lag, dann war Kayles von der Fahrt mit der ›Lucayan Girl‹ nicht
mehr zurückgekehrt. Er war dann wahrscheinlich tot, und Julie auch.
Wenn das Boot allerdings abgeholt worden war …
»Das Boot ist am fünfundzwanzigsten Dezember ausgelaufen«,
sagte Joe. »Am ersten Weihnachtstag.«
Das war sechs Tage nach dem Auslaufen der ›Lucayan Girl‹.
»Niemand hat die ›Bahama Mama‹ auslaufen sehen, aber am ersten
Weihnachtstag war der Liegeplatz auf einmal leer. Die Leute haben nicht
besonders auf Kayles geachtet. Er hatte den Liegeplatz bis Ende
Dezember bezahlt. Bei dem haben wir sogar noch was verdient.«
»Wartet bitte beide im Vorraum, bis ich euch wieder rufe«,
sagte ich. Dann rief ich Perigord an.
»Ich habe den Namen des Bootsmannes, und ich habe ein Foto.«
Wenn Perigord erstaunt war, ließ er sich nichts anmerken. »Wer
ist es?« fragte er nur.
Ich sagte es ihm.
»Wo sind Sie jetzt, Mr. Mangan?«
»In meinem Büro, im ›Royal Palm Hotel‹.«
»Ich bin in zehn Minuten dort«, sagte er. Dann legte er auf.
Sechstes
Kapitel
P erigord nahm Sam Ford und Joe Cartwright
noch einmal in die Mangel, aber er bekam auch nicht mehr heraus als
ich. Schließlich nahm er die Negative und die Abzüge und verabschiedete
sich. Ich hatte ihm nicht alle Abzüge gegeben, einige hatte ich vorher
in meinen Schreibtisch eingeschlossen. Nachdem ich Perigord
hinausbegleitet hatte, ging ich zu Sam und Joe zurück. »Wenn Kayles
auftaucht, möchte ich sofort verständigt werden. Macht es so, daß er's
nicht merkt, ich muß sofort Bescheid wissen.«
»Worum geht es denn eigentlich bei der ganzen Sache?«
erkundigte sich Sam.
Ich war drauf und dran, ihm die Wahrheit zu sagen. Dann
entschloß ich mich jedoch, lieber vorsichtig zu sein. »Die Polizei
sucht den Mann, mehr kann ich nicht dazu sagen.« Dann wechselte ich das
Thema. »Wir werden die Jachthäfen zu einem eigenen Unternehmensbereich
umorganisieren, Joe«, sagte ich. »Sam wird Bereichsleiter. Du kannst
deinen Leuten sagen, daß wir einige neue Stellen zu besetzen haben.
Niemand wird gefeuert, sag ihnen das! Sam wird dir jetzt die
Einzelheiten erklären.« Ich nickte ihnen aufmunternd zu. »Vielen Dank.«
Sie verließen das Büro. Ich blieb zurück, mit den Fotos von Kayles im
Schubfach.
Die nächsten Wochen vergingen, ohne daß Jack
Kayles auf der Bildfläche erschien. Dafür tauchte Billy Cunningham aus
Houston auf. Und mit ihm eine ganze Armada von Rechtsanwälten und
Wirtschaftsprüfern. Das Team stürzte sich auf die Bücher meiner Holding
und begann die Bilanzen der einzelnen Unternehmensbereiche
durchzukämmen. Die meisten Zahlen, die dort notiert waren, hielten den
Nachprüfungen stand. Als Billy zum Schluß bei mir auftauchte, grinste
er vergnügt. »Du hast den Wert deiner Holding mit 250.000 Dollar zu
niedrig ermittelt«, sagte er. »Trotzdem kriegst du nicht mehr als ein
Fünftel vom Aktienkapital der Theta AG.«
»Das genügt mir.«
»Die Gründung der Gesellschaft ist für Ende dieser Woche
geplant, die Anwälte in Nassau sitzen bereits über den Verträgen.«
»Warum hast du mir vorher nichts davon gesagt?«
»Ich hatte den Eindruck, du hattest andere Sachen um den Kopf,
die dir im Moment wichtiger waren.«
»Da hast du ganz richtig gelegen«, sagte ich.
Er stand auf und reckte sich. »War eine harte Woche«, sagte
er. »Ich könnte ein Glas vertragen. Wo ist die Flasche?«
Ich ging zur Bar, schüttete zwei Gläser ein und gab ihm eins
in die Hand. »Ich trinke auf das Wohl der Theta-Aktiengesellschaft.«
»Auf gute Geschäfte!« entgegnete er. Wir ließen die Gläser
klingen. »Du hast Debbie übrigens einen ganz schönen Floh ins Ohr
gesetzt«, sagte er. »Was war das eigentlich für eine Gehirnwäsche, der
du sie unterzogen hast?«
»Ich habe ihr nur meinen väterlichen Rat gegeben.«
Er verzog das Gesicht. »Deinen väterlichen Rat!« Er setzte
sich. »Jack Cunningham, Vorstandsvorsitzender der Cunningham
Corporation und Vater von Debbie, von Beruf reich, vertritt die
Meinung, daß du ein subversives Element bist, Tom.« Er grinste. »Du
hast seiner Tochter linke Ideen eingepflanzt.«
»Und was ist deine Meinung?«
»Es ist das erste Mal in ihrem Leben, daß meine Kusine
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