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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dass er in der Mitte saß; das ging mittlerweile ganz automatisch. Mein Pferdeschwanz reichte inzwischen bis an die Schulterblätter. Ich schlang das Haargummi darum und richtete mich wieder auf. Quinn und Everett hatten in der Arbeit innegehalten und starrten mich an. Als ich sie ebenfalls ansah, wandten sich die beiden hastig wieder ihren Aufgaben zu.
    Okay, es war mir zwar entgangen, aber anscheinend hatte ich irgendwas Interessantes getan. Ich zuckte die Achseln und verschwand im großen Badezimmer, um mich zu schminken. Nach einem weiteren Blick in den Spiegel fiel mir auf, dass vielleicht alles, was ich in dieser Kleidung tat, für einen normal reagierenden Mann von einem gewissen Interesse sein könnte.
    Als ich wieder herauskam, war Everett gegangen, und Quinn gab mir einen Zettel mit seiner Handynummer. »Er sagt, du sollst anrufen, wenn du noch mehr Kartons brauchst«, sagte Quinn. »Er hat die Müllsäcke mit den Kleidern alle mitgenommen. Sieht aus, als würdest du mich gar nicht brauchen.«
    »Das kann man doch gar nicht vergleichen«, erwiderte ich lächelnd. »Everett hat mir weder Beignets noch Kaffee mitgebracht.«
    »Also, was als Nächstes? Womit kann ich dir helfen?«
    »Okay, als Nächstes ...« Eigentlich hatte ich gar keinen genauen Plan. Alles lief irgendwie auf »Sachen durchsehen und aussortieren« hinaus, und das konnte Quinn schlecht für mich machen.
    »Wie wär's damit? Du räumst die Küchenschränke aus und stellst alles so hin, dass ich es auf einen Blick sehen kann«, schlug ich vor. »Dann entscheide ich, was ich behalte und was nicht, und du kannst es in verschiedene Kartons packen. Was ich nicht mitnehmen will, stellen wir auf die Galerie hinaus. Ich hoffe, der Regen verschont uns noch ein wenig.« Am sonnigen Vormittagshimmel zogen schon einige Wolken auf. »Und bei der Arbeit kann ich dir dann auch erzählen, was hier gestern Abend vor sich gegangen ist.«
    Trotz des drohenden Unwetters arbeiteten wir den restlichen Vormittag, bestellten zum Mittagessen Pizza und arbeiteten nach dem Essen weiter. Alles, was ich nicht brauchte, wanderte in Müllsäcke, und Quinn trainierte seine Muskeln, indem er die vollen Säcke in den Hof hinunter und in den kleinen Geräteschuppen trug. Die Klappstühle, die eigentlich darin aufbewahrt wurden, standen noch im Hof herum. Ich versuchte, Quinns muskulösen Körper nur dann bewundernd zu mustern, wenn er es nicht bemerkte, was mir, glaube ich, auch ganz gut gelang. Quinn interessierte sich sehr für die ektoplasmische Rekonstruktion, und wir redeten darüber, was all das bedeuten mochte, kamen jedoch zu keinem endgültigen Ergebnis. Jake hatte keine Feinde unter den Vampiren, soweit Quinn wusste. Quinn war der Ansicht, dass der Mord an Jake wohl eher Hadley schaden sollte und nichts mit Jakes eigenen Sünden zu tun hatte.
    Amelia sah ich in der ganzen Zeit kein einziges Mal, und ich fragte mich schon, ob sie mit zu Bob, dem Strebertypen, gegangen war. Vielleicht war er auch bei ihr geblieben, und die beiden amüsierten sich prächtig in Amelias Apartment. Wer weiß, unter der Mormonenkluft aus weißem Hemd und schwarzer Hose konnte ja ein feuriger Liebhaber stecken. Ich sah mich im Hof um. Ja, da war Bobs Fahrrad, es lehnte noch immer am Baum. Weil der Himmel von Minute zu Minute dunkler wurde, schob ich es lieber auch in den Geräteschuppen.
    Quinn den ganzen Tag in meiner Nähe zu haben heizte mir ganz schön ein. Zum Arbeiten trug er ein ärmelloses T-Shirt und Jeans, und ich ertappte mich immer wieder mal bei der Frage, wie er wohl ohne das alles aussehen würde. Allerdings war ich nicht die Einzige, die hier Vermutungen über die Nacktheit anderer Leute anstellte. Während er Müllsäcke die Treppe hinuntertrug oder Töpfe und Pfannen in Kartons packte, schnappte ich hin und wieder einen von Quinns Gedanken auf, und diese Gedanken drehten sich eindeutig nicht um seine unerledigte Post oder seine ungewaschene Wäsche.
    Ich besaß noch Geistesgegenwart genug, eine Lampe anzuschalten, als die ersten Donnerschläge aus der Ferne heranrollten. Das Unwetter war da.
    Dann ging der wortlose Flirt mit Quinn weiter - ich achtete darauf, dass er mich gut sehen konnte, wenn ich mich streckte, um ein Glas oben aus dem Küchenschrank zu nehmen, oder wenn ich mich bückte, um das Glas in Zeitungspapier zu wickeln. Zu einem Viertel war es mir peinlich, würde ich sagen, aber der Rest von mir hatte Spaß daran. Und sehr viel Spaß hatte es in meinem Leben

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