Ball der Vampire
draußen sein, aber er brauchte so eine Art Laufburschen.« Drei Umzugskartons hatte er bereits zusammengebaut.
»Was bekommen Sie dafür?«
»Als Gegenleistung darf ich ihm in seinen nächsten fünf Fällen vor Gericht helfen und verdiene dabei auch noch etwas Geld, das ich dringend brauche.«
»Hätten Sie heute Nachmittag Zeit, um mich zur Bank meiner Cousine zu fahren?«
»Aber sicher.«
»Verpassen Sie auch keinen Unterricht?«
»Oh, nein. Ich habe noch genug Zeit, ehe mein nächster Kurs beginnt.«
Er war schon im Unterricht gewesen und hatte all diese Dinge hier besorgt, ehe ich überhaupt aufgestanden war. Na ja, er hatte sich auch nicht die halbe Nacht um die Ohren schlagen müssen, um seiner toten Cousine zuzusehen.
»Diese Müllsäcke voller Kleidung können Sie zur Heilsarmee oder sonst einer Wohltätigkeitsorganisation bringen.« Damit wäre immerhin die Galerie aufgeräumt, und ich hätte das Gefühl, wenigstens schon etwas geschafft zu haben. Ich hatte die Sachen alle sorgfältig durchgesehen und mich vergewissert, dass Hadley nichts darin versteckt hatte. Was wohl die Heilsarmee davon halten würde? Hadley war eindeutig auf dem Trip »Knalleng & Superknapp« gewesen, und das war noch das Netteste, was man über ihren Kleidungsstil sagen konnte.
»Ja, Ma'am«, erwiderte er, zog ein Notizbuch hervor und schrieb etwas hinein. Dann wartete er aufmerksam. »Noch etwas?«
»Ja, es ist nichts zu essen da. Wenn Sie heute Nachmittag wiederkommen, würden Sie dann bitte ein paar Lebensmittel mitbringen?« Ich konnte zwar Leitungswasser trinken, aber aus gar nichts ein Essen zu zaubern war mir nicht möglich.
In diesem Moment hörte ich ein Rufen im Hof und sah von der Galerie hinunter. Dort unten stand Quinn mit einer Tüte vom Bäcker und einem großen Becher in der Hand. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
»Sieht aus, als wäre die Essensfrage schon geregelt«, sagte ich zu Everett und winkte Quinn herauf.
»Kann ich dir helfen?«, rief Quinn. »Deine Cousine hatte sicher weder was zu essen noch Kaffee im Haus. Hier sind ein paar Beignets und ein so starker Kaffee, dass dir Haare auf der Brust wachsen.«
Diesen Ausdruck hatte ich bereits ein paarmal gehört, doch ich musste noch immer darüber lächeln. »Oh, genau das brauche ich«, erwiderte ich. »Komm rauf. Kaffee habe ich, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, welchen zu kochen, weil Everett hier so tatkräftig ist.«
Everett lächelte. Der zehnte Karton war aufgestellt. »Sie wissen, dass das nicht stimmt. Ist aber trotzdem nett.«
Ich stellte die beiden Männer einander vor, und nachdem Quinn mir die Bäckertüte und den Kaffee gegeben hatte, half er Everett. Ich setzte mich an den Esstisch mit der Glasplatte, verschlang die Beignets bis auf den letzten Krümel und trank den Kaffee aus. Ich war ganz voll Puderzucker, doch das störte mich nicht im Geringsten. Quinn drehte sich nach mir um und versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. »Du trägst das Süße an dir, Süße«, sagte er.
Ich sah an meinem Trägertop hinunter. »Aber kein einziges Haar auf der Brust«, stellte ich fest, und er fragte: »Darf ich mal sehen?«
Lachend verschwand ich erst mal ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen und die Haare zu kämmen, zwei unverzichtbare Dinge. Ich sah an Hadleys Sachen hinunter, die ich angezogen hatte. Die schwarzen Radlerhosen bedeckten gut den halben Oberschenkel. Hadley hatte sie vermutlich nie getragen, da sie für ihren Geschmack nicht knapp genug waren. Für mich saßen sie gerade richtig, nicht so eng, dass man sehen konnte, wo jede ... na, lassen wir das. Das knappe rosa Top ließ meine hellrosa BH-Träger aufblitzen, gar nicht zu reden von einigen Zentimetern meines, dank Bräunungscreme, sehr ansehnlichen Ausschnitts. Hadley hätte sicher noch ein Schmuckstück im Bauchnabel getragen. Ich betrachtete mich im Spiegel und versuchte mir vorzustellen, wie ich wohl mit Piercing aussehen würde. Nee, bloß nicht. Ich schlüpfte in ein Paar mit Kristallsteinen verzierte Sandalen und fühlte mich etwa dreißig Sekunden lang geradezu glamourös.
Dann begann ich mit Quinn darüber zu reden, was ich den Tag über so vorhatte, und damit ich nicht schreien musste, ging ich mit Haarbürste und Haargummi in Händen aus dem Schlafzimmer in den Flur. Ich beugte mich vornüber, bürstete mein Haar und fasste es schließlich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Nach all den Jahren, die ich die Haare jetzt schon so trug, war ich sicher,
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