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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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Zerstreuung abgelehnt hatte, war ihm mittlerweile zu einem magischen Ort geworden. Denn hier hatte er Rose zum ersten Mal singen gehört, hatte mit ihr getanzt, hatte heimliche Küsse unter bunten Lampions mit ihr getauscht.
    Er postierte sich seitlich in der Rotunde an eine Stelle, von der aus er die Zuschauer beobachten konnte, ohne den Blick vom Podium zu wenden. In jedem Mann ohne Begleitung sah er eine Gefahr für Rose, in jedem, der eine Maske trug, vermutete er Greythorne. Er entdeckte Wiggins und Smythe im Publikum und zwei Bow Street Runners, die Tanner vor wenigen Stunden gemeldet hatten, dass es ihnen nicht gelungen war, Greythorne aufzuspüren. Flynn entdeckte auch Tanner, der gleichfalls Ausschau nach etwaiger Gefahr hielt.
    Das Orchester spielte das einleitende Stück, und Rose betrat das Podium. Flynn verschlang sie mit Blicken, vergaß alles um sich herum, hatte nur Augen für sie, die anmutige Neigung ihres Kopfes, ihr Lächeln, ihre grazile Erscheinung.
    Sie begann mit„Eileen Aroon“,und Flynn fühlte sich zurückversetzt an den Abend ihrer ersten Begegnung. Sie erschien ihm noch schöner, ihre Stimme klang voller, durchdrungen von süßer Sinnlichkeit. Er ließ sich von ihr berauschen, genauso wie ihre Zärtlichkeiten ihn noch vor Kurzem berauscht hatten.
    Jetzt ließ Rose den Blick über die Zuschauer schweifen, und Flynn wünschte, ihr Blick möge ihn finden wie beim ersten Mal. Damals, als ihre Blicke einander trafen, hatte er das Leuchten in ihren Augen gesehen. In jener Nacht waren sie beide in einen magischen Bann gezogen worden, den sein seliger Großvater den Feen, den alten Mythen und den heidnischen Göttern zugeschrieben hätte.
    Rose sang von der Liebe, ihren Wonnen, ihrem Glück, ihrem Schmerz und ihrem Verlust. Nie zuvor hatte ihre Stimme so hingebungsvoll geklungen, beseelt von einer Inbrunst, die selbst ein Herz aus Eis zum Schmelzen gebracht hätte. Flynn hörte vereinzeltes Schniefen, bemerkte, wie hier und da Augen verstohlen mit einem Taschentuch betupft wurden. Dabei hätte er allen Grund zu weinen gehabt. Er war es, der die Liebe seines Lebens verloren hatte.
    Seltsamerweise spendete ihre Stimme ihm Trost, wirkte wie ein heilsames Elixier auf seine wunde Seele. Als Rose ihr letztes Lied anstimmte, fühlte er sich gestärkt.
    Sie sang die Vertonung eines Gedichts von John Dryden, das Flynn aus seiner Jugend kannte. Es handelte von einem jungen Mädchen, das beteuerte, keine Liebe sei so rein und aufrichtig wie die erste Liebe. Jeder Nachfolger käme nur in den Genuss eines Abglanzes dieser ersten Liebe.
    Und Rose sang in der tiefen Überzeugung einer Frau, die diese erste Liebe kennengelernt hatte. Plötzlich war ihm, als fahre ein Blitz vom Himmel und erfülle sein Herz und seine Seele mit dem Licht der Erkenntnis.
    Sie hatte ihm nicht die Wahrheit gesagt, als sie seinen Antrag zurückwies, das wurde ihm mit einem Mal klar. Aus einem unerfindlichen Grund hatte sie behauptet, es ginge ihr um Tanners Geld und sie würde das Leben einer Mätresse dem einer Ehefrau vorziehen.
    Erfüllt von entschlossener Tatkraft, konnte Flynn kaum abwarten, sie zu sehen und ihr zu sagen, dass er die Wahrheit erkannt hatte.
    Die Wahrheit hatte sie ihm durch ihren Gesang anvertraut.
    Es war nicht mehr von Bedeutung, dass er sich einen Marquess zum Feind machen würde, der ihm seinen Lebenstraum, für eine Königliche Hoheit zu arbeiten, vereiteln würde. Denn tatsächlich begehrte er Rose inniger als die Erfüllung dieses Traumes. Er wollte sie heiraten. Mit ihr nach Irland zurückkehren. Wollte sie seiner Familie vorstellen und von seinem Vater gesegnet werden. Irgendwo auf dem Land würden sie sich ein neues Leben aufbauen, ein glückliches Leben, ein Leben, das sich lohnte, besungen zu werden.
    Young I am and yet unskilled ,
    How to make a lover yield …
    Ja, Rose, meine geliebte Rose, du gehörst mir, mir allein, schwor er sich feierlich.
    Ihr Lied verklang, und tosender Applaus brandete auf wie nie zuvor. Nicht enden wollende Hurra- und Bravorufe erfüllten die Sommernacht. Rose nahm die Ovationen lächelnd entgegen, wirkte wie eine Traumwandlerin, versank in einen anmutigen tiefen Knicks und floh hinter die Kulissen. Die Zuschauer drängten nach vorne und riefen: „Zugabe! Zugabe!“
    Flynn versuchte, sich einen Weg durch die jubelnde Menge zu bahnen. Am Bühneneingang scharten sich weit mehr Bewunderer als sonst. Und dann entdeckte er Tanner, der Rose eilig entführte, den Arm

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