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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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der Hoffnung, die vorausjagende Kutsche zu sehen. Es hatte keinen Sinn, den Kutscher zu größerer Eile anzutreiben, da der alte schnaubende Gaul bereits am Ende seiner Kraft war. Im Übrigen war es nicht ungefährlich, auf der unbeleuchteten Strasse noch schneller zu fahren. Flynn versuchte, einen klaren Kopf zu behalten: nach der Vauxhall-Brücke gab es nur eine Straße am Flussufer entlang.
    Plötzlich tauchten zwei heftig winkende Männer am Straßenrand auf. Der Kutscher aber machte keine Anstalten, das Pferd zu zügeln.
    „Halt“, schrie Flynn. „Halten Sie an!“
    „Das können Räuber sein“, sträubte der Mann sich.
    „Nein, halten Sie sofort an!“
    Als die Kutsche endlich zum Stehen kam, rannte einer der Männer eilig hinterher.
    „Zu Hilfe, Sir!“, rief er. „Wir haben einen Verletzten.“
    Flynn erkannte ihn. „Wiggins!“ Er sprang vom Kutschbock.
    „Mr. Flynn!“, rief der Diener erleichtert. „Nehmen Sie uns mit. Smythe ist verletzt.“
    Flynn rannte mit ihm zurück zu der Stelle, wo er Tanners Kutscher John entdeckte, der neben dem auf der Erde kauernden Smythe stand. Die beiden Männer halfen Smythe auf die Füße und schleppten ihn zur Droschke.
    „Legt ihn ins Wageninnere“, gab Flynn Anweisung. „John, Sie klettern auf den Kutschbock und halten Ausschau nach dem Wagen des Marquess.“
    Er half Wiggins, den Verletzten in die Kutsche zu heben.
    „Es ist der Fuß“, stöhnte er. „Ich glaube, er ist gebrochen.“
    Flynn hatte keine Zeit für Mitleid. „Berichten Sie, was passiert ist.“
    Wiggins blutete an der Hand, die er kaum gebrauchen konnte. „Zwei Reiter zwangen die Karosse anzuhalten, packten die Pferde am Zaumzeug, ein dritter riss John vom Kutschbock …“
    „Wir versuchten, uns zu wehren“, meldete Smythe sich zu Wort.
    Wiggins nickte. „Doch dann kam einer von hinten, zerrte uns vom Bock und warf uns zu Boden.“ Er verzog das Gesicht. „Ich sah, wie seine Lordschaft einen Schlag über den Schädel bekam. Mit einem Holzprügel. Das war dieser Lord Greythorne, darauf verwette ich einen Jahreslohn. Er stieg ein, und der Wagen jagte davon, noch bevor wir wieder auf den Füßen waren.“
    Flynn runzelte die Stirn. Wohin mochte Greythorne seine Gefangenen gebracht haben? Die Bow Street Runners hatten keine Spur von ihm entdeckt, nachdem er sich heimlich aus Brighton davongemacht hatte. Hielt er sich überhaupt in London auf? „Ich bringe euch in die Audley Street und lasse einen Arzt kommen.“
    Noch nie war ihm die Rückfahrt von Vauxhall so endlos lange erschienen. Flynn blieb zu viel Zeit für düstere Grübeleien. Zu viel Zeit, um sich an die Schreckensbilder der grausamen Foltern an den geschundenen Leichen von O’Keefe und Miss Dawes zu erinnern. Zu viel Zeit, um sich das Grauen auszumalen, eine blutüberströmte Rose leblos auf einem groben Holztisch liegen zu sehen.
    Er zwang sich, an etwas anderes zu denken. Vergeblich. Die Schreckensbilder stürmten immer wieder auf ihn ein.
    Als die Droschke endlich am eleganten Stadthaus in der Audley Street vorfuhr, wusste Flynn die Antwort. Er half den Verletzten beim Aussteigen und kramte in seinen Taschen nach dem versprochenen dreifachen Fahrpreis. Während der Kutscher die Peitsche in die Halterung steckte, rieselte Flynn ein eisiger Schauder über den Rücken.
    Er wandte sich an Wiggins. „Holen Sie den Arzt und schicken einen Boten in die Bow Street. Ich brauche noch ein paar Männer zur Unterstützung, die sich ins Haus von Madame Bisou begeben sollen. Dort hinterlasse ich nähere Anweisungen.“ Er drückte dem Mietkutscher das Geld in die Hand. „Ich brauche Sie noch. Los! In die Bennet Street.“ Er stieg wieder ein.
    Auf sein ungeduldiges Klopfen öffnete Cummings die Haustür. „Wo finde ich Madame Bisou? Ich muss sie dringend sprechen.“
    „Im Spielsalon“, antwortete Cummings.
    Die Herren und Damen hoben die Köpfe von ihren Karten, als er hereinstürmte und direkt auf Madame Bisou zusteuerte.
    „Verzeihen Sie die Störung“, murmelte er und nahm sie am Arm.
    Katy stand am Hasardtisch. „Was ist los, Flynn?“, fragte sie und folgte den beiden aus dem Salon. Eilig führte er die beiden Frauen in die Diele. „Greythorne hat Rose und Tannerton überfallen und entführt. Ich muss wissen, welches Ihrer Mädchen Rose berichtet hat, dass er Frauen auspeitscht.“
    Madame Bisou warf Katy einen Blick zu. Flynn fuhr zu ihr herum und sah, dass Katy einen Schritt zurückwich, kalkweiß im Gesicht.
    Er

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