Ballade der Liebe
leise, ein Lachen, das nicht heiter klang. „Ich fürchte, auf diese Idee wären die Burschen nicht gekommen; im Übrigen könnten sie es sich auch gar nicht leisten.“ Er neigte sich ihr wieder zu. „Ich sehne mich brennend nach Ihrer Gesellschaft, Miss O’Keefe, und werde alles tun, was in meiner Macht steht, um mein Ziel zu erreichen.“
Sie vergaß ihren Vorsatz und leerte das Glas.
Greythorne stand auf und nahm sie beim Ellbogen. „Wir wollen tanzen.“
Wieder blickte sie den breiten Kiesweg entlang, ohne eine Menschenseele zu entdecken. Nur dunkle Bäume und Sträucher, tiefe Schatten, wo der Schein der Laternen nicht hinreichte. In der Rotunde wäre sie wenigstens unter Leuten.
Ein wenig benommen erhob sie sich. Ihre Gliedmaßen waren schwer, und trotzdem hatte sie das Gefühl, auf Watte zu gehen, als sie sich an seinem Arm der erleuchteten Rotunde und den Tanzenden näherte. Sie hob den Blick zum Podium und entdeckte ihren Vater, der seine Oboe ansetzte und auf seinen Einsatz wartete, unter den Musikern.
Ein Walzer begann, und Rose musste es ertragen, dass Greythorne den Arm um sie legte und über die Tanzfläche wirbelte. Mit jeder Drehung wuchs ihre Benommenheit, ihr wurde übel, die Knie wurden ihr schwach. Er drehte sie immer schneller im Kreis. Rose hatte Mühe, den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. Die bunten Lichter verschwammen, und dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Plötzlich fand sie sich auf einem dunklen Seitenweg wieder, halb von Greythorne getragen. Sie war wohl ohnmächtig geworden, und er brachte sie offenbar wieder in die Loge zurück.
„Bringen Sie mich bitte in die Rotunde“, murmelte sie schwach, aber er schenkte ihr keine Beachtung.
Der Weg wurde immer dunkler, und bald merkte sie, dass er nicht die Richtung zu den Arkaden eingeschlagen hatte.
„Lassen Sie mich los!“ Sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
Unbeirrt zog er sie unter die Bäume, wo niemand sie sehen konnte. „Jetzt gehörst du mir, Rose. Tannerton glaubt, ich gebe mich geschlagen, aber darin irrt er.“ Er hielt sie mit eisernem Griff an sich gedrückt und presste seinen feuchten Mund auf ihre Lippen. Ihr Magen rebellierte. Erbittert wehrte sie sich gegen ihn, als er seine Erektion an ihr rieb. „Es ist Zeit, dass ich dich nehme …“, keuchte er.
Er begann, ihre Röcke hochzuschieben. Sie versuchte, ihm mit dem Knie hart zwischen die Beine zu fahren und eine Hand frei zu bekommen, um ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu packen, wie Katy es getan hatte. Aber sie hatte keine Kraft, sie war zu schwach, und er hielt sie zu fest gefangen.
„Ich nehme dich jetzt auf der Stelle, und dann bringe ich dich in mein Liebesnest. Tannerton hat keine Chance, und ich werde dir zeigen …“
Irgendwie gelang es ihr, eine Hand zu befreien. Sie drückte ihm die Kehle zu, so fest sie es nur vermochte. Sein Griff um ihre Mitte lockerte sich ein wenig.
Im gleichen Moment, als sie ihm einen Stoß versetzen wollte, nahm sie hinter ihm einen Schatten wahr, einen maskierten Mann. Der Maskierte packte Greythorne am Kragen, riss ihn von ihr los und schleuderte ihn mit großer Wucht auf die vom Regen aufgeweichte lehmige Erde.
Rose flog in die Arme des Maskierten, in dem sie augenblicklich Flynn erkannt hatte. Greythorne versuchte, sich aufzuraffen, rutschte auf dem glitschigen Morast aus und fluchte gotteslästerlich über seine beschmutzten Kleider.
„Komm.“ Flynn legte den Arm um sie und trug sie zurück zum Weg, während Greythorne wüste Beschimpfungen hinter ihnen her brüllte. Unter einer Laterne warteten die beiden Verehrer, die sie vorhin angesprochen hatten, Tannertons Wachleute, wie sich herausstellte.
Die vier eilten im Laufschritt den Weg entlang, bis sie den Wandelgang am South Walk erreichten, und blieben an der letzten Arkade stehen, um Atem zu schöpfen.
„Sie sind gekommen“, flüsterte sie, die Wange an Flynns Brust geborgen, und konnte nur mühsam die Augen offen halten.
„Glauben Sie, er hat Sie erkannt, Mr. Flynn?“, fragte einer der Bewacher.
„Ich hoffe nicht.“ Flynn nahm die Maske ab. „Aber was würde ihm das nützen? Er kann nicht mit Sympathien rechnen, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass er versuchte, Miss O’Keefe Gewalt anzutun.“
Flynn hatte seine Arm immer noch schützend um Rose gelegt, als er den beiden Dienern die Hand schüttelte, die versprachen, noch eine Weile im Park zu bleiben, um Greythorne im Auge zu behalten.
„Vielen Dank“,
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