Ballade der Liebe
murmelte Rose. Nachdem die Männer sich entfernt hatten, legte sie die Hand an ihre Stirn. „Mir ist furchtbar schwindelig.“
„Der Kerl hat Ihnen ein Betäubungsmittel gegeben, Rose.“ Nur Flynns Arme hinderten sie daran, zu Boden zu sinken. „Ich bringe Sie weg von hier.“
13. KAPITEL
Flynn nannte dem Kutscher die Adresse von Madame Bisou. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Rose zu ihrem Vater zu bringen, der seine Tochter genötigt hatte, Greythornes Einladung anzunehmen.
In der Kutsche schmiegte sie sich an ihren Retter, barg die Wange an seiner Brust und war bereits eingeschlafen, bevor die Pferde sich in den Straßenverkehr einfädelten. Gelegentlich murmelte sie etwas Unverständliches, was Flynn als beruhigendes Zeichen nahm, dass sie nur schlief und nicht das Bewusstsein verloren hatte.
Bei aller Besorgnis genoss er das Gefühl, sie vertrauensvoll in den Armen zu halten. Es war eine Wohltat, ihre Wärme zu spüren, ihre regelmäßigen Atemzüge zu hören, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Als die Droschke in der Bennet Street anhielt, trug Flynn die Schlafende zum Haus. Der Diener öffnete auf sein Klopfen und erkannte beide augenblicklich.
„Was ist der Miss zugestoßen?“, fragte er.
Flynn hatte weder Zeit noch den Wunsch, die Geschichte zu erklären. „Sie ist krank, vermutlich betäubt. Gibt es ein Bett für sie?“
„Betäubt!“, entfuhr es dem Hünen. Und dann dachte er lange nach. Sehr lange.
„Ich brauche ein Bett für sie“, wiederholte Flynn eindringlich. „Sagen Sie Madame Bescheid. Rasch!“
Der Riese nickte. „Folgen Sie mir. Das Gästezimmer liegt im obersten Stock.“
Flynn folgte ihm drei Stockwerke hinauf in ein kleines Zimmer mit Bett, Tisch und zwei Stühlen. Mittlerweile taten ihm die Arme weh, und er legte die Schlafende vorsichtig aufs Bett, während der Diener zwei Kerzen an der Gaslampe im Flur anzündete.
„Ich sage Madame Bescheid.“ Der Riese ging.
Behutsam nahm Flynn Rose den Umhang von den Schultern, streifte ihr die ellbogenlangen Handschuhe ab und zog ihr die Schuhe aus. Zuletzt entfernte er die Haarnadeln und lockerte ihr Haar mit gespreizten Fingern.
Nach einem kurzen Klopfen trat Madame Bisou ein. „Was ist passiert?“
„Sie hatte eine Verabredung mit einem Mann, der ihr offenbar ein Betäubungsmittel in den Wein getan hat. Ich kam gerade noch rechtzeitig“, erklärte er knapp.
„Mon dieu.“ Madame rang die Hände. „Ich habe sie immer wieder vor solchen Gefahrengewarnt. Warum hören die Mädchen nur nicht auf mich?“
Flynn begriff nicht recht, doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Fragen. „Darf ich bei ihr bleiben?“, fragte er. „Es war ihr Vater, der diese Verabredung arrangierte, verstehen Sie. Ich will sie nicht zu ihm zurückbringen.“
„Dieser verdammte Bastard“, knurrte Madame und vergaß ihren französischen Akzent. „Natürlich bleiben Sie bei ihr.“
Wenig später flog die Tür auf, und Katy stürmte herein. „Cummings sagt, Rose ist krank!“
Madame Bisou legte den Finger an den Mund. „Pscht! Sie ist nicht krank. Man hat sie betäubt.“
„Betäubt!“, rief Katy so laut, dass Rose sich unruhig bewegte. „Was ist passiert?“
„Sie muss viel trinken, um das Gift auszuschwemmen“, erklärte Flynn. „Wir müssen ihr Wasser einflößen.“
„Ich hole Wasser.“ Madame rauschte aus dem Zimmer.
Katy ging neben dem Bett in die Knie. „Was ist passiert, Mr. Flynn?“
„Ihr Vater traf für sie eine Verabredung mit Lord Greythorne, der O’Keefe Geld dafür gegeben hat. Ich … vielmehr der Marquess … schöpfte Verdacht, deshalb ließen wir das Paar beschatten. Greythorne schüttete ihr etwas in ihren Wein, um sie sich gefügig zu machen.“
Katy sah Flynn in die Augen. „Greythorne“, wiederholte sie mit leiser, tonloser Stimme. „Der Teufel soll ihn holen.“
„Genau“, pflichtete Flynn ihr bei. „Wir … also Lord Tannerton … wird sie vor ihm beschützen.“
Katy wandte den Blick ab. „Ist ja auch Zeit, dass der Marquess etwas unternimmt. Wo ist Seine Lordschaft eigentlich? Ich sehe ihn nicht.“
„Ich vertrete ihn“, antwortete Flynn höflich.
Katy wandte sich wieder Rose zu. „Wir müssen ihr die Kleider ausziehen, damit sie besser schlafen kann.“
Flynn erstarrte zur Salzsäule. Sie ausziehen?
Katy schmunzelte. „Nur Mut, Flynn! Ich ziehe sie aus, und Sie heben sie hoch.“
Katy streifte Rose die Strümpfe ab, ehe sie die Schlafende
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