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Ballast oder Eva lernt fliegen

Ballast oder Eva lernt fliegen

Titel: Ballast oder Eva lernt fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Jeuk
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war das schon. Und danach: wochenlang verkatert. Jetzt war der richtige Augenblick, diesmal würde es klappen. Das Kribbeln wurde stärker, fordernder, womit konnte man es füttern? Sie brauchte jetzt den Kick, jetzt sofort, aber der Job allein genügte nicht.
    Also suchen: Wo war er, der Ballast, der sie am Atmen hindern wollte? In der Wohnung nichts, was den Blick festhielte. Nicht die Liege, die schrie nur nach mehr Zeit. Nicht die Yogamatte, die in ihrer Ecke Staub ansetzte. Die ganze Woche nur Stress und Hektik. Seit ihrer Flucht aus Boskops Haus war kaum mehr Luft zum Atmen geblieben. Seit Scham sie aus seinem Garten vertrieben hatte…
    Denk an deine Liste. Denken. Hunger stört beim Denken. Kochen vielleicht später, danach. Da waren noch Äpfel. Saftig und süß. Ein gutes Gefühl: In einen Apfel zu beißen und zu spüren, wie der Saft sich im Mund sammelte und die Kehle hinabrann.
    Jetzt noch den leichten Kaftan, Luft an die Haut lassen und ans Gehirn.
    Der eingeschlagene Weg war gut und richtig. Ohne den Job wäre es leichter, ihn aufrecht zu gehen. Aufrecht und aufrichtig. Keine Lügen mehr: Es war möglich, wenn der ständige Stress, die Hektik nicht mehr waren.
    Stress und Hektik, auf die Liste damit. Feste, ausgiebige Ruhezeiten für Meditation und Yoga, statt Gehetze von morgens bis abends. Mehr Zeit auch für Küche und Haushalt. Was hinderte sie daran? Was fraß die Zeit?
    Das Handy: Übelst-Täter, macht immer und überall zum Sklaven. Auf die Liste! Ja, so war es richtig. Es wirkte bereits: Das Hochgefühl füllte den Brustkorb, stieg zu Kopf. Weiter so! Was war so übel wie die ständige Verfügbarkeit? Natürlich: uneingeschränkte Mobilität. Drei Termine an einem Tag: ohne Auto unmöglich. Das Auto auf die Liste! Auf die Liste damit, das war herrlich! Jetzt wurde der Blick klar, fokussierte und fand den Fernseher. Zeitvernichter der allerübelsten Sorte, auf die Liste! Das gab Nahrung, sehr gut: Receiver – auf die Liste! DVD-Player – auf die Liste! Alle DVDs – auf die Liste! Fernbedienungen und Fernsehzeitung – auf die Liste, auf die Liste! Alles auf die Liste! Was noch? Mehr! Der Sucher wanderte weiter, stoppte bei der Musikanlage, stellte scharf. Auf die Liste: mitsamt den Kabeln, verstaubte Schlangennester. CDs: weg damit, auch die von Abba. Weil sie zu einem anderen, früheren Leben gehörten.
    Auch eine Art der Wiedergeburt. Nur Buddhisten mussten sterben, um wiedergeboren zu werden.
    Da, endlich, war es: das Lachen. Leises Kichern erst, Vorbote der Lawine, die in der Brust wuchs, wuchs und heraus musste. Laut und hemmungslos: Lachen! Und Glück! Jetzt Bäume ausreißen und Berge versetzen. Nichts konnte leichter sein.

    Dann war die Liste fertig und siehe, sie war gut.
    Als nächstes: Heinrich anrufen. Die Sachen mussten weg. Sofort. Krankes herausschneiden, um Gesundes zu schützen. Oder doch erst all die Kündigungen schreiben? Für Job, Handyvertrag, Fernsehzeitung – und, natürlich, wie konnte sie die vergessen: die Tageszeitung. Auf die Liste mit der elenden Zeitdiebin!
    Also schnell den PC hochfahren. Was brauchte der so lange? Das ging von Hand ja schneller! – Halt! Ganz ruhig! Diese Ungeduld zerstörte das Hochgefühl! Jede einzelne Kündigung genießen.
    Jede einzelne ein Schritt in die Freiheit.
    Der Erfolg setzt eine fröhliche Geistesverfassung voraus. Kein negativer Gedanke darf sich deinem Verlangen nach Erfolg entgegenstellen.
    Mit jedem Schritt fiel ein tonnenschwerer Panzer.
    Und jeder neue Schritt wurde leichter.

    ***

    Heinrich: „Bis du dir sicher? Ich meine, eigentlich finde ich ja, du hast Recht. Ohne Handy und Auto, das hat schon was! Fernseher, weißt du ja, was ich von halte. Und überhaupt: Wenn du zu deinen Terminen mit den Öffentlichen anreist, also ich finde, das passt doch richtig gut! Wenn es mal knapp wird, kann ich den Chauffeur für dich spielen...“

    Ariane (stöhnend): „Eben hat mir das Baby einen Tritt in den Magen verpasst, und du mir einen mitten ins Nervenzentrum. Du machst mir meinen Job nicht leicht, echt jetzt. Aber ansonsten ist die Idee genial.“

    Bernd: „ – – – äh... wieso die Musikanlage? Aber, klar: Du hast Recht! Du hast Recht! Das ist genial. Du bist genial! Mein Gott! Du machst wirklich ernst, was? Ich wollte, ich könnte... – Das mit dem Job, ich bin so froh, dass du den endlich kündigst. Das war alles viel zu viel. Und finanziell brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen, ich verdiene genug für

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