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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Arthur in dieser Hinsicht als eine Autorität bezeichnen kann.”
    “Was hat er denn damit zu tun?”
    “Ihr möchtet ihn doch heiraten, oder nicht?” Ralph lächelte ironisch. “Ich kann mir gut vorstellen, dass er in dieser Angelegenheit gern ein Wörtchen mitreden möchte, wenn ihm Eure Eskapaden bekannt wären – die heutige und noch andere.”
    “Zweifellos werdet Ihr dafür sorgen, dass er es erfährt.”
    “Ganz im Gegenteil. Ich möchte nicht, dass Euer Ruf durch Klatsch und Tratsch beschädigt wird. Aber es scheint mir, als würdet Ihr eben dieses Ergebnis auch ohne fremde Hilfe erreichen. Wenn Ihr wünscht, dass Eure Hochzeit, wie geplant, vonstattengeht, wäre es bei Weitem vernünftiger, Ihr würdet nachts daheim bleiben.”
    “Und Ihr habt natürlich auch ein Interesse an meiner Hochzeit. Denn je früher sie stattfindet, desto eher verschwinde ich von hier und durchkreuze nicht länger Eure Absichten.”
    Ralph neigte zustimmend den Kopf. In der Tat, Lydia durchkreuzte ständig seine Absichten. “Wie Ihr sagt. Doch mein Interesse bezieht sich nicht nur auf Eure Mondscheinspaziergänge. Ich habe etwas dagegen, dass Schmuggler mein Land betreten und mein Eigentum dazu missbrauchen, ihre Konterbande zu verstecken. Das habe ich Euch bereits gesagt.”
    “Und was habe ich mit den Schmugglern zu schaffen?”
    “Oh, ich denke, das wisst Ihr sehr genau.”
    “Nein, das weiß ich nicht. Und sie tun ja auch niemandem etwas zuleide. Es sind einfach arme Männer, die ihre Frauen und Kinder irgendwie ernähren müssen. Und da die Steuern so hoch sind, kann man ihnen keinen Vorwurf daraus machen, dass sie sich ein paar Dinge beschaffen, für die sie keine Steuern bezahlen müssen.”
    “So kennt Ihr sie also?”
    “Nein, ich kenne sie nicht.”
    “Woher wisst Ihr dann, dass es arme Dorfbewohner sind?”
    “Was sollten sie sonst sein?”
    “Sie können von irgendwoher kommen – Männer mit finsteren Absichten, die die Leute von Colston auf Abwege locken. Einige sind zweifellos Franzosen, und sie tun mehr, als nur Konterbande ins Land zu bringen …”
    “Meint Ihr vielleicht Spione?”, fragte Lydia erschrocken und dachte dabei an den Mann, der mit französischem Akzent gesprochen hatte. “Aber der Krieg ist doch vorbei.”
    “Es gibt seit einiger Zeit in Amerika Schwierigkeiten, und nichts würde die Franzosen mehr freuen, als dass wir dort unsere Kolonien verlieren. Und die jakobinische Gefahr ist auch noch nicht vollständig gebannt. Die Anhänger des Enkels von König Jakob II. können jederzeit ihre Rückkehr planen. Leute, die mit ihnen gemeinsame Sache machen, sind Verräter.”
    “Oh nein!” Lydia war aufrichtig entsetzt. Wenn der Mann vor ihr irgendein anderer und Freddie nicht in die Angelegenheit verwickelt wäre, hätte sie zu gern von dem Päckchen erzählt, das sie gefunden hatte, um die Last von ihren Schultern zu nehmen. Aber jetzt hatte sie Angst und war müde, und wenn sie nicht bald nach Haus ginge, würde man sie vermissen, und was sollte sie dann der Mutter sagen?
    Sie erhob sich und blickte den Earl störrisch an. “Nur wer so lange weg gewesen ist, kann glauben, dass die guten Leute von Colston zum Verräter werden könnten”, sagte sie herausfordernd.
    “Mag sein”, erwiderte Ralph gelassen. “Doch wessen Schuld ist das?”
    “Meine nicht und bestimmt auch nicht die meines Bruders. Ihr hättet ihn niemals derart reizen dürfen, denn Ihr kanntet Freddie gut genug, um zu wissen, wie impulsiv und dickköpfig er sein konnte …”
    Ralph lächelte. “Diese Eigenart scheint in der Familie zu liegen. Impulsiv und dickköpfig – besser könnte man es nicht beschreiben.”
    “Wir haben nicht von mir gesprochen …”
    “Nein, aber ich würde viel lieber über Euch reden als über diesen ungeratenen Kerl von Bruder.”
    “Ungeratenen Kerl?” wiederholte Lydia scharf. “Wie könnt Ihr so etwas sagen!”
    “Oh, man ist ja rasch bei der Hand mit seiner Verteidigung.”
    “Warum auch nicht. Er ist schließlich mein Bruder.”
    “Den Ihr zehn Jahre lang nicht mehr gesehen habt, wie man mich glauben machen will.”
    Hat er Freddie etwa auch schon gesehen, dachte Lydia angstvoll. Weiß er, dass mein Bruder wieder zurückgekommen ist? Es klang ja ganz so, als wisse der Earl, was Freddie in der Zwischenzeit gemacht hat. Spionieren? Niemals! Nie würde sie das glauben! “Zehn Jahre!” Sie nickte. “Zehn Jahre sind es her, seit Euer Vater ihn fortgeschickt hat, und wofür?

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