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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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gehen, oder ob er seine eigene, durchgedrehte Schwester Charity abschütteln wollte: Er schätzte die Möglichkeit unterzutauchen, wann immer er es wollte, hoch ein.
    Nun allerdings, wo nicht er derjenige war, dem jemand auf den Fersen war, sondern wo er selber jemandem auf die Spur kommen wollte, fand er die ganze Sache nicht mehr ganz so furchtbar praktisch.
    Den ganzen Tag über hatte er sich im Wald umgesehen und sich an die mühsame Aufgabe gemacht, nach getöteten Tieren Ausschau zu halten. Schon an schönen Tagen verbarg der Wald seine Geheimnisse gut, und bei diesem kalten Wetter, wo der Schnee den Boden unter sich begraben hatte, war es schwer, die toten Tierleiber zu sehen oder zu riechen. Obwohl er stundenlang das Unterholz durchkämmt und nach Spuren im Schnee gesucht hatte, hatte er bislang nur ein einziges weiteres Tier entdeckt, das einem Vampir zum Opfer gefallen war. Auch dieser Kadaver wies grausame Bisswunden auf, aber seine Kehle war nicht aufgerissen, wie es der Fall gewesen wäre, wenn es sich bei ihm um Redgraves Beute gehandelt hätte. Balthazar kam zu dem Schluss, dass der Fuchs vor höchstens einer Stunde verendet war.
    Lorenzo ist im Moment allein , dachte Balthazar. Allerdings war Redgrave zuvor mit ihm in dieser Gegend unterwegs gewesen, und wahrscheinlich hatte er noch einige andere im Schlepptau gehabt: Die Zahl der Mitglieder seines Clans veränderte sich über die Jahre; mal waren es nur fünf oder sechs andere Vampire, manchmal aber auch fünfundzwanzig. Wen könnte Balthazar wohl im Augenblick in Redgraves Gesellschaft antreffen? Constantia? Charity?
    Denk nicht darüber nach. Konzentrier dich . Lorenzo war im Augenblick allein, und das war alles, was zählte.
    Balthazar beugte sich tief über den Fuchskadaver und sog die Luft ein. Lorenzos Geruch hatte sich in seinem Jagdgedächtnis festgesetzt. Es fühlte sich gut an, eine Entschuldigung dafür zu haben, wieder ein Jäger zu sein und zuzulassen, dass seine machtvollen Instinkte erneut zum Vorschein kamen.
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Balthazar den Boden. Die Schneedecke war hier zu ungleichmäßig, als dass er Lorenzo anhand seiner Spuren hätte verfolgen können, aber sein Geruch würde ausreichen. Balthazar machte sich daran, dem Pfad zu folgen, und er bewegte sich immer schneller und schneller, je sicherer er sich bei der Route wurde. Sein Weg führte ihn den Hügel empor auf irgendeinen öffentlichen Platz zu; das Brummen von Autos kam näher und wurde lauter als der Wind, der durch die kahlen Äste der Bäume fegte.
    Dann umrundete Balthazar den Hügel, sah, was dahinter lag, und sog scharf die Luft ein: eine Schule. Und auf dem Schild am Anfang der Auffahrt war zu lesen DARBY GLEN HIGH SCHOOL.
    Skyes Schule. Also war Lorenzo ihr doch gefolgt.
    Balthazar rannte nun, so schnell er konnte, schneller als die meisten Menschen, und es war ihm vollkommen egal, ob ihn irgendjemand dabei beobachten konnte. Skye war in Gefahr, und es war inzwischen so später Nachmittag, dass sie beinahe mit Sicherheit bereits das Schulgebäude verlassen hatte.
    War es denkbar, dass sie den Bus genommen hatte, so wie heute Morgen, als er sie aus der Ferne beobachtet hatte? Das hoffte er. Trotzdem preschte er weiter und folgte Lorenzos Geruch die Hauptstraße entlang, auf der dichter Verkehr herrschte. Selbst wenn Lorenzo Skye nicht gefunden haben sollte, war Balthazar dieses Mal wild entschlossen, ihn sich vorzuknöpfen.
    Während er weiterrannte, witterte er plötzlich auch Skyes Geruch.
    Balthazar hatte eine kurze Vision von Skye, wie sie zusammengekrümmt und blutüberströmt dalag wie der Fuchs, den er im Schnee gefunden hatte, und das Bild reichte aus, um Übelkeit in ihm aufsteigen zu lassen. Seine übermenschliche Geschwindigkeit war ihm nicht genug.
    Lorenzos Weg führte ihn nun von der Hauptstraße fort, weg von Skye, was Balthazar jedoch kein bisschen Mut machte. Wenn Lorenzo aufgehört hatte, Skye zu verfolgen, dann nur, um sie zu überholen und sich zwischen sie und ihr sicheres Zuhause zu schieben. Balthazar zögerte nur einen kurzen Moment lang, um sich zu entscheiden, dann nahm er Skyes Spur auf. So sehr es ihn auch danach verlangte, Lorenzo in die Finger zu bekommen, war Skyes Sicherheit im Augenblick wichtiger.
    Als Balthazar schließlich um eine weitere Straßenecke bog, sah er sie, lebendig und auf beiden Beinen, wie sie Lorenzo anstarrte, der ihr gegenüber auf dem Weg stand. Er war näher bei ihr, als Balthazar an ihnen

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