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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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dem Huf auf, aber er blieb stehen und warf sie nicht ab. Skye griff nach den Zügeln, schnalzte ein-, zweimal und trieb Eb zum Galopp den Fluss hinauf an.
    Das Flutbecken , dachte sie. Sie und Dakota hatten dort unten gespielt, ehe ihre Eltern sie dabei erwischt und es verboten hatten. Danach hatte es sie allerdings keineswegs seltener dort hingezogen.
    Sie hatten herausgefunden, dass praktisch alles, was man am oberen Teil des Flusses ins Wasser warf, also Frisbees, Trinkflaschen und anderer Kram, am Ende im Flutbassin landete. Wenn Balthazar nicht schwimmen konnte oder zu benommen dazu war, dann würde er vermutlich dort angeschwemmt werden. Auf jeden Fall würde sie dort die besten Chancen haben, ihn zu retten.
    Dann hörte sie es: Nicht nur eine Person, sondern gleich mehrere bahnten sich hinter ihr einen Weg durch den Wald. Skye wusste, dass Redgrave nicht alle ihre Verfolger hatte aufhalten können.
    Skye trieb Eb noch unbarmherziger an und wünschte, sie müsste das nicht tun. Vielleicht war es auch tatsächlich unnötig, denn ihr Pferd wollte ebenso schnell davon wie sie. Während Skye den Abhang hinabritt, der zur Mulde führte, schaute sie sich verzweifelt um. Fast auf der Stelle fand sie, wonach sie suchte. Ein Baum in der Nähe hatte während des letzten strengen Frosteinbruchs einige Äste verloren, und einer davon lag in Reichweite für sie in der Nähe des Stamms; er war beinahe so dick wie ihr Arm und zweimal so lang. Skye rüttelte ihn frei und klemmte ihn sich so unter den Arm, dass ein Ende vor ihrem Körper hervorstach.
    Lorenzo schoss aus dem Wald und rannte mit einer Geschwindigkeit, wie sie nur Vampire haben, auf sie zu, sodass sie nur einen verschwommenen Streifen sah. Beinahe ohne darüber nachzudenken, trieb Skye Eb an, und zwar auf Lorenzo zu, anstatt von ihm fort. Sie beugte sich tief über Ebs Körper, die Astspitze nach vorne gerichtet.
    Vielleicht wollte sie dem Vampir Angst einjagen, vielleicht wollte sie ihn niedertrampeln – Skye war sich nicht sicher. Auf alle Fälle hatte sie nicht vor, Lorenzo den Pflock in die Brust zu rammen – aber genau das tat sie.
    Er … fiel einfach um. Vor einer Sekunde war er noch ein mordlustiger Vampir gewesen, in der nächsten war er ein Leichnam, mehr nicht. Der Ast glitt Skye aus dem zitternden Arm, während Lorenzo schlaff zu Boden sank.
    Einen Moment lang konnte sie ihn nur anstarren und denken: Den Ast bräuchte ich noch einmal . Aber ihn herauszuziehen war natürlich eine schlechte Idee: Balthazar hatte gesagt, dass ein Vampir dann aufwachen würde. Lorenzo war nur so lange außer Gefecht gesetzt, wie sie den Pflock in seinem Herzen ließ.
    Skye wendete Eb und schnalzte erneut, während sie sich nach einem anderen Ast umschaute. Ihr Blick wanderte über die Mulde, und sie rang nach Atem, als sie sah, was unmittelbar unter der Wasseroberfläche trieb. Etwas, das wie ein toter Körper aussah …
    Genau das ist es, was Balthazar im Moment ist. Und das wird er auch bleiben, wenn du nicht irgendetwas dagegen unternimmst.
    Sie stieg ab und durchkämmte das Unterholz auf der Suche nach einem anderen Stück Holz, das ihr als Werkzeug dienen könnte. Bald schon fand sie einen Ast, der zwar weniger fest als der erste war, aber immerhin lang genug für ihr Vorhaben. Vorsichtig stapfte sie an den vereisten Rändern der Mulde entlang; ihre ledernen Reitstiefel hinterließen kaum Spuren im hart gefrorenen Schlamm. Als rings um ihre Füße das Eis zu knirschen begann, holte sie tief Luft und beugte sich vor.
    Dort, unter der Oberfläche des trüben Wassers, konnte sie Balthazars Gesicht sehen. Seine Züge waren vollkommen reglos, seine Augen weit aufgerissen. Skye hatte noch nie eine Wasserleiche gesehen, aber nun wusste sie, wie jemand aussah, der ertrunken war. Ein eisiger Schauer durchlief sie, der nichts mit der bitteren Kälte zu tun hatte.
    Möglicherweise war Balthazar bei Bewusstsein und konnte sie sehen, aber er war handlungsunfähig und vermochte nicht einmal, ihr ein Zeichen zu geben. Skye beugte sich noch weiter vor und versuchte, den Ast an der Schulterpartie seines langen Mantels einzuhaken. Das Holz war nicht annähernd stabil genug, um Balthazar ans Ufer zu ziehen, und die Strömung der Flutmulde ließ ihn weitertreiben. Vielleicht würde es Skye gelingen, Balthazar näher ans Ufer zu lenken.
    Es funktionierte einigermaßen. Balthazar wurde näher ans Ufer getragen und lag stocksteif unmittelbar unter der Wasseroberfläche vor ihr wie die

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