Baltrumer Bitter (German Edition)
Sie.
Richtig?« Luiken wollte für sich Ordnung in den Vorgang bekommen. »Wissen Sie,
wem die Immobilie gehört?«
»Nein, keine Ahnung. Wir haben uns vor Klaras Abreise nur kurz
gesehen. Fragen Sie sie doch. Dann wird sie mit der Wahrheit herausrücken müssen.
Oder rufen Sie ihren Chef, diesen Wybrands, an. Der kann Ihnen sicher Auskunft
geben. Und was unsere Beziehung angeht: Zumindest bis gestern stimmte das mit
dem Liebespaar. Glaubte ich zumindest. Aber dann hat sie mich abgemeldet und
mit dem Visser rumgemacht. Und das lasse ich mir nicht bieten, das können Sie
mir glauben. Aber warum sie dann den Visser …« Sonja Bartels schaute ihn
aufgebracht an. »Dass sie allerdings so weit geht, hätte ich nie von ihr
gedacht. Aber ich habe es gesehen, wie er da in der Wohnung gelegen hat!« Die
letzten Worte schrie sie, dass es von den Wänden der Wache widerhallte.
Er musste sie beruhigen. Ihr sagen, dass es für viele Dinge,
die man meint gesehen zu haben, oftmals mehrere Erklärungen gibt, aber er
schwieg. Irgendwie kamen ihm einige Dinge, die sie angeschnitten hatte, nicht
so ganz stimmig vor. Was war, wenn nicht Frau Ufken, sondern die Frau, die hier
ihrer Empörung Luft machte, hinter dem Verschwinden des Mannes steckte?
Immerhin war sie nach ihrer Aussage die verlassene Geliebte.
»Frau Bartels, wo haben Sie die letzte Nacht verbracht?«,
fragte er bedächtig.
Sonja Bartels blickte ihn konsterniert an. »Wieso? Was hat das
mit Klara und dem Mord zu tun?«
»Ob es Mord war, wird sich noch herausstellen. Also, wo haben
Sie die Nacht verbracht?«
»Das geht Sie überhaupt nichts an.« Sonja Bartels sprang auf. »Es
geht hier nicht um mich. Wenn das alles ist, was die Polizei zu bieten hat,
wenn man versucht zu helfen, dann bitteschön.« Sie öffnete die Tür der Wache,
doch Luiken war schneller.
»Sie bleiben, bis meine Kollegen wieder da sind. Ich bestehe
darauf. Es kann sich um einige Minuten handeln. Es wäre gut, wenn Sie ihnen
Ihre Geschichte noch einmal erzählen.«
»Wieso noch einmal? Sie haben alles säuberlich aufgeschrieben.«
Sie griff den Zettel und las laut vor. »Da steht es doch: Wybrands’ Leute –
Streit – blutüberströmt … Was wollen Sie denn noch mehr?«
»Bitte, nehmen Sie wieder Platz. Es ist wichtig.« Auch Luiken
hatte sich wieder hinter den abgenutzten Schreibtisch gesetzt, der fast den
ganzen Raum ausfüllte. »Darf ich ein paar weitere Fragen zu Ihrer Person
stellen?«, sagte er vorsichtig. Er hatte keine Lust, ein zweites Mal mitzuerleben,
wie die junge Frau an die Decke ging. Dann doch lieber auf die sanfte Tour. So
lange, bis es nicht mehr funktionierte. Er konnte auch anders.
Aber tatsächlich: Es wirkte. Sonja Bartels erzählte ihm
stockend, was er von ihr wissen wollte.
»Dann sind Sie den beiden heimlich auf die Insel gefolgt?«,
fragte er zum Abschluss.
»Ja. Ich dachte, es wäre eine super Überraschung, weil das mit
Klara und mir und dem Baggersee nicht geklappt hat. Das habe ich zumindest versucht,
mir einzureden. Das habe ich Ihnen eben schon erzählt. Aber wenn ich ehrlich
bin, gab es einen anderen Grund. Ich habe denen nicht über den Weg getraut.
Klara mit diesem schicken Herrn Visser auf einer Bude, wenn Sie verstehen … «
»Ja und nein«, ließ sich Luiken nun doch zu einer Einschätzung
hinreißen. »Ihre Freundin kann mit Männern nichts anfangen. Warum also mit Visser?
Es ist doch nicht an der Tagesordnung, dass man mal eben so und mal eben so
schwenkt in seinen sexuellen Vorlieben. Bis auf einige Ausnahmen vielleicht …«
»Genau deswegen!« Ihre Stimme war wieder lauter geworden.
»Hatten Sie im Vorfeld dieser Sache denn schon einmal Anlass,
gegenüber Ihrer Freundin misstrauisch zu sein?«
»Ich werde einen Teufel tun und hier meine Beziehungsgeschichte
vor Ihnen ausbreiten. Kann ich jetzt endlich gehen?«
Im gleichen Moment erschien Kleemann.
»Gut, dass du kommst«, empfing ihn Berend Luiken. »Darf ich
vorstellen? Sonja Bartels. Sie hat Anzeige gegen ihre Lebensgefährtin Klara
Ufken erstattet. Wegen Mordes!«
»Und nun kann ich die ganze Story noch mal erzählen, oder?«
Arndt Kleemann streckte ihr die Hand entgegen und stellte sich
vor. »Ich weiß nicht, was mein Kollege inzwischen weiß. Aber ich weiß, dass ich
auch gerne wüsste, was Sie hergeführt hat. Was Sie zu der Annahme bringt, dass
Ihre Freundin einen Mord begangen haben soll. Also bitte. Noch einmal das
Ganze.« Die beiden Männer zogen sich Stühle heran und
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