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Bamberger Verrat

Bamberger Verrat

Titel: Bamberger Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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Marty gekillt hat, sondern der Mann, mit dem Charly verabredet war, und dass der vielleicht einer von den anderen Dealern sein könnte, die sich an uns rächen wollten.
    Benno druckte den Bericht aus. Was ist denn das für ein Geeiere?, dachte er mürrisch.
    Er rief Werner an, der sich auch tatsächlich schon nach dreimaligem Läuten meldete.
    Â»Sag mal, wer hat denn dieses Protokoll geschrieben?«
    Werner lachte. »Ich weiß, was du meinst. Dippold macht aus diesen Zusammenfassungen immer so nette kleine Erlebnisaufsätze. In Wirklichkeit war es eine Sauarbeit, die Geschichte aus Schechinger herauszubekommen. Das Verhör hat fast zwei Stunden gedauert, und der Knabe hat eine etwas weniger sanfte Sprache, als sie in diesem Protokoll verwendet wird, das kannst du mir glauben. Und seinen Dialekt versteh sogar ich manchmal kaum. Aber den Ablauf der Ereignisse und die wichtigsten Tatsachen hat Dippold schon korrekt dargestellt.«
    Benno blies verächtlich durch die Nase. »Das klingt fast, als würdest du diese Geschichte glauben!«
    Â»Weißt du, ich denke, die beiden sind nicht intelligent genug, um sich so eine komplizierte Geschichte auszudenken.«
    Â»Und du bist dir sicher, dass die da nicht mit drinstecken?«
    Â»Du meinst, ob sie was mit dem Mord zu tun haben? Haben sie nicht. Vor zwei Stunden wurde Kostners Handy in einem Gebüsch im Hain gefunden. Es wird gerade ausgewertet. Waitz freut sich schon wie ein Schneekönig. Aber die letzten zehn, zwölf Anrufe waren eindeutig von Harry und Manno, auch noch heute früh. Und dass die diese Anrufe getätigt hätten, um sich sozusagen ein Alibi zu verschaffen – dazu haben sie eindeutig zu wenig Grips.«
    Â»Als Verdächtige bleiben also Vater Kostner, Charly Baumann und der unbekannte Drogendealer.« Allmählich begann Benno die Geschichte doch wieder zu interessieren.
    Â»Nö, du vergisst den Brief, den Schechinger bei sich hatte. Warum sollte Kostner seinen Sohn mit so einer Nachricht in den Hain bestellen, um ihn dort zu erschießen? Und ihm dann auch noch einen Zettel mit der Aufschrift ›Lebenslanges Leid‹ und so weiter in die Hand drücken? Und außerdem ist der dazu überhaupt nicht der Typ. Dass er im Affekt zuschlägt, das kann ich mir vorstellen. Aber so eine kaltblütig-raffinierte Planung – nie im Leben.«
    Â»Aber was ist mit seinem Alibi? Da hat er doch glatt gelogen!«
    Â»Er hat vorhin zugegeben, dass er bei einer Prostituierten war. Die Aussicht auf eine Nacht in der Zelle hat ihn etwas gesprächiger gemacht. Wir überprüfen das gerade.«
    Benno rieb sich die Nasenwurzel und sagte nachdenklich: »Dieser Brief – der stellt irgendwie die ganze Situation auf den Kopf, nicht wahr? Könnte es sein, dass Charly Baumann ihn selbst geschrieben hat?«
    Â»Um Kostner an einen abgelegenen Ort zu locken? Hm, ja, das wäre vorstellbar. Den Gedanken sollte man weiterverfolgen … Aber entschuldige, ich muss jetzt die Sitzung vorbereiten. Wir sehen uns nachher, dann können wir darüber diskutieren, okay?«
    Â»Okay, bis nachher.«
    Benno beugte sich in seinem Stuhl zurück und dachte nach. Irgendetwas war merkwürdig an diesem Fall. Ihn störte die Melodramatik, die überall zum Vorschein kam: die Aufbahrung der Leiche, der Zettel und jetzt dieser Brief. Warum sollte jemand Charly Baumann nachts in den Hain bestellt haben, und warum sollte der darauf eingegangen sein? Was für ein Spiel war denn das?
    Benno saß da, das Kinn in die offene Rechte gestützt, und stierte ins Leere. Doch es fiel ihm keine einzige mögliche Antwort auf seine Fragen ein. Schließlich fuhr er den PC herunter, schaltete die Schreibtischlampe aus und stand auf.
    Was war denn nur mit seinen Füßen los? Die fühlten sich komisch an. Oh Gott, die Schuhe! Er hatte ja neue Schuhe. Und die beiden anderen Paare hatte er in der Umkleidekabine bei Ali vergessen! Aber was viel schlimmer war: Bei dem mittäglichen Sprint von der Oberen Brücke zum Gericht hatte er bei allen Heiligen geschworen, sich seine alten Schuhe aus dem Schuhgeschäft wiederzuholen. Wie hatte er nur so dumm sein und seine braven, alten, bequemen Begleiter so vieler Jahre treulos zurücklassen können?
    Auch ein Kompliment der Richterin über seine »schicken neuen Schuhe« nach der Verhandlung heute hatte ihn nicht über die Blasen an

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