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Bambule am Boul Mich

Bambule am Boul Mich

Titel: Bambule am Boul Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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herum der Lärm aus einem Musikautomaten
und das Stimmengewirr von gestikulierenden Negern am Tisch nebenan. Da spürte
ich einen verfluchten Schmerz im Nacken. Normalerweise brauch ich zwar keine
Entschuldigung, um in ein Bistro zu gehen, aber diesmal hatte ich eine. Ich
fühlte mich hundeelend, und es wurde immer schlimmer. Schüttelfrost, kalter
Schweiß auf der Stirn. Wie im Tran fuhr ich nach Hause. 37 Grad ist für mich
keine normale Temperatur. Meine normale Temperatur ist 37,5. Immer unter Dampf.
Bei 39 lauf ich noch rum, als wär nichts. Bei 40,1 wird’s erst interessant. Und
das las ich auf dem Thermometer: 40,1. Alles klar, Nestor. Ich nahm den Hörer.
    „Hélène?“
    „Ja.
    „Glückwunsch, mein Schatz. Sie
haben mich mit einer üblen Krankheit angesteckt.“
    „Ach, hören Sie auf!“
    „Ihre gemeine Grippe! Die ist
unanständiger als alles andere.“
    Als nächstes rief ich meinen
Freund Dr. Harlez an. Ich legte ihm meinen Fall klar und bat ihn, mir eine
Roßkur zu verschreiben. Hatte weder Zeit noch Lust, krank im Bett zu liegen.
    „Legen Sie sich hin“, sagte er.
„Vorher holen Sie sich noch folgendes aus der Apotheke...“
    Ich notierte mir die
abenteuerlichen Namen von drei Mittelchen.
     
    Ich hatte Ohrensausen und einen
schweren Kopf. Außerdem schwitzte ich wie ein Affe. Meine Laken konnte ich
auswringen. Ich hatte Durst. „Heiße Getränke“, hatte Dr. Harlez geraten. Zum
Kotzen! Man kann’s auch übertreiben. Ich knipste das Licht an, schnappte mir
die Flasche vom Nachttisch und verpaßte mir eine ordentliche Dosis, für einen
Kranken eben. Mein Wecker zeigte kurz nach Mitternacht. Bei Colin des Cayeux
warf Jacqueline gerade ihren Büstenhalter von sich. Nestor Burma kam langsam
aus der dunklen Tiefe des Raumes und setzte sich ans Fußende.
    „Dieser Van Straeten“, sagte
er.
    „Ja.“
    „Hat die Nachfolge von Alexandre
angetreten.“
    „Mehr schlecht als recht.“
    „Er hat Paul Leverrier mit in
die Rue Broca genommen, in diese Opiumhöhle.“
    „Ja.“
    „Und als Paul wieder rauskam,
hat er sich das Leben genommen.“
    „Ja.“
    „Vielleicht hatte Van Straeten
dieselben Waffen gegen ihn in der Hand, mit denen er auch Bugemont gedroht hat.
Bei Gefahr, bei Drohungen, reagiert jeder anders. Bugemont haut dem falschen
Propheten was in die Fresse. Paul hat sich umgebracht.“
    „Vielleicht.“
    „Hier gibt’s kein Vielleicht!
Der Selbstmord ist erwiesen.“
    „Einfach toll! Ich meine nicht
den Selbstmord. Möglicherweise hat Van Straeten Paul in irgendein krummes Ding
verwickelt. Nur die Flics haben leider nichts gefunden. Alles leeres Geschwätz. Bist ziemlich fertig, was, Nestor?“
    „Von 41 Grad an geht’s mir erst
so richtig gut.“
    „Wirst du Van Straeten
beschatten lassen?“
    „Ich glaub, ich werde Roger
Zavatter auf ihn ansetzen, den Lackaffen von der Agentur Fiat Lux. Aber was
könnte dabei rauskommen? Er würde den ,Holländer “
erwischen, wie er eine Sexparty mit versteckten Kameras organisiert? Das bringt
uns nicht weiter. Er würde Van Straeten zu einem der Opfer folgen? Interessiert
mich nicht. Wenn ich erst mal wieder aufstehe, werde ich ihn überwachen.
Werd mich bei ihm einschleichen und rumschnüffeln, wenn er nicht zu Hause ist.“
    „Suchst du was Bestimmtes?“
    „Keine Ahnung. Das wird sich
zeigen.“
    „Glaubst du, er hat Mauguio den
Genickschlag verpaßt?“
    „Keine Ahnung.“
    „Hast du Yolande gesehen?“
    „Die ist mir scheißegal.“
    „Vielleicht enthält ihr Buch
einen Hinweis. Hélène meinte...“
    „Geh mir mit Hélène weg! Die
würde ich mir gerne vornehmen.“
    „Du bist nicht alleine hier...“
    „Die Kleine läßt sich ihre
Schnapsideen teuer bezahlen.“
    „Vielleicht ist das gar keine
Schnapsidee. Warten wir’s ab.“
    „Wir werden sehen.“
    „Komischer Kerl.“
    „Ich hab Fieber.“
    „Ich meinte Van Straeten.“
    „Ja, wirklich, ein widerlicher
kleiner Ganove. Wenn er sich nur auf seinen Hokuspokus beschränken würde...
Aber Erpressung! Paul kannte den Kerl kaum, sagen die Flics. Die irren sich
zwar oft, aber im allgemeinen wissen sie, was sie
sagen. Wenn Paul mit Van Straeten eng befreundet gewesen wäre, hätten sie’s
erfahren. Also, Paul kannte ihn kaum. Er war der Letzte, den Paul in diesem
Leben gesehen hat.“
    „Nachprüfen.“
    „Genau das hab ich vor, sobald
es mir wieder besser geht.“
    „Wird dir bald besser gehen.“
    „Hoffentlich. Ich hab zu Harlez
gesagt: eine Roßkur.“
    „Warum

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