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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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schwieriger wird es für sie, zurückzukehren und so etwas wie ein bürgerliches Leben zu beginnen. Die Frustrationsschwelle ist gesunken, sodass jedes kleine Ärgernis – ein Strafzettel wegen Falschparkens, die Abfuhr eines Menschen, den man gut findet, oder eine leichte Form von Alltagsmonotonie – den Impuls auslöst, sofort alles stehen- und liegenzulassen und wieder in ein fremdes Land zu fahren. Langzeitbackpacker, Leute also, die länger als ein Jahr mit dem Rucksack unterwegs waren, sind meistens versaut für ein Leben mit 9-to-5-Job, Kindern und Golden Retriever im Einfamilienhaus. Sie können nicht mehr zurück – außer, um drei Monate lang etwas Geld zu verdienen.
    Langzeitbackpacker haben aber auch den Banana-Pancake-Pfad verlassen. Sie sind genervt von all den naiv-lebenshungrigen Abiturienten – oft zehn Jahre jünger als sie selbst – und den Teilzeitaussteigern, die nach zwei Wochen Vietnam wieder nach Deutschland zurückfahren, um bei VW zu arbeiten. Viele dieser Dauergestrandeten erliegen der Illusion, in armen Ländern seien die Menschen nicht so materialistisch und viel weniger auf Geld und Statussymbole fixiert. Das stimmt leider nicht. Für die Einheimischen jedoch sind sie vielmehr eher unerwünschte Gäste, da sie nur einen Bruchteil des Geldes ausgeben, den normale Backpacker vor Ort lassen. Sie ernähren sich in Thailand ausschließlich vom Billigessen Pad Thai, wollen Tempel auf eigene Faust anstatt mit dem Tourguide des Hotels anschauen und fahren mit Einheimischenbus anstatt mit dem Taxi. Sie sparen, wo sie nur können, denn fünf gesparte Euro bedeuten für sie einen Tag länger nicht in ihre Heimat zurückzumüssen. Sie versuchen außerdem, sich mit selbstgebasteltem Schmuck etwas dazuzuverdienen, und machen damit den Einheimischen Konkurrenz.
    Langzeitbackpacker haben es also nicht leicht. Sie wollen bzw. können nicht in ihre Heimat zurück, sie sind gelangweilt von den überlaufenen Punkten des Banana-Pancake-Trails, und Touristen hassen sie ohnehin wie der Teufel das Weihwasser. An die Kultur der Einheimischen passen sie sich aber auch nicht an. Nur unter ihresgleichen fühlen sich Langzeitbackpacker dauerhaft wohl. So rotten sie sich an bestimmten Orten zusammen. Als Otto-Normal-Backpacker auf solche Orte zu stoßen ist großes Glück. Von den Hängengebliebenen wird man mit offenen Armen aufgenommen. Sie sind ihrer kleinen Gruppe überdrüssig, lästern übereinander und sehen in jedem Neuankömmling einen potenziellen Verbündeten. Die Gestrandeten sind freilich ein wenig verlottert und ihre Synapsen vom Cannabis verklebt, aber alles in allem handelt es sich fast immer um sehr freundliche, sympathische Zeitgenossen, die ein bisschen verrückt sind (aber das fällt einem immer erst später auf). Und alle haben eine besondere Geschichte zu erzählen.
    Dylan, der Australier mit den langen Dreads, spielt «Buffalo soldier» auf der Gitarre. Die israelischen Mädchen applaudieren begeistert. Der Spanier springt auf und sagt, heute Abend sei eine Party im Bad Monkey. Liz murrt etwas, wirft sich dann aber ein Cape über, trottet nach drinnen und kehrt kurz darauf mit einem Zettel zurück, auf dem in krakeliger Schrift ein paar Zahlen geschrieben stehen. Es ist die Rechnung des heutigen Abends. Als Erste zahlen die beiden israelischen Mädchen – ohne zu diskutieren. Dylan sagt, er habe bereits gestern bezahlt, was Liz anscheinend als Argument gelten lässt. Der Spanier kramt aus einem Lederbeutel umgerechnet 50 Cent hervor, verspricht aber im Gegenzug, auf der nächsten Party bei Liz aufzulegen. Thomas bezahlt gar nichts. Liz bläst die Kerzen aus, wirft dabei eine um und beginnt hysterisch zu kichern, als das Wachs über die Rechnung des heutigen Abends läuft. Der Spanier sammelt die Bierflaschen ein und bringt sie nach drinnen. Thomas schaltet die Musik ab, während Liz noch immer lachend in ihrem Gartenstuhl sitzt.
    «What is this fucking mango smell?», fragt eines der israelischen Mädchen. Es riecht immer stärker nach Mango.
    Wir gehen vorbei an einem Shao Kao, einem chinesischen Straßengrill, und biegen rechts in eine andere Gasse ein. Dali ist eine der wenigen chinesischen Städte, deren Altstadt nicht im Modernisierungswahn der letzten beiden Dekaden plattgemacht und durch 80-stöckige Hochhäuser ersetzt worden ist. Die Stadt ist ein Quadrat, das eine Stadtmauer umgibt. Alle Straßen sind im rechten Winkel angeordnet, durch die Mitte rauscht ein kleiner Bach. Kein

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