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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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in meinem Leben gesehen habe». Der andere Grund ist: Boaz kann im Moment nicht gehen. Sein Fuß ist auf die doppelte Größe angeschwollen. Mehrere Gäste haben Boaz bereits nahegelegt, einen Arzt aufzusuchen.
    Aber Boaz hasst Ärzte. Er sagt: «Ärzte machen Menschen krank.» Er ist der festen Überzeugung, sein Fuß werde sich von selbst regenerieren. «Schau dir die Sadhus an», sagt er auf Englisch mit hartem israelischem Akzent. «Die gehen nie zum Arzt. Sie beten, warten und rauchen Ganja. Und es geht ihnen gut.»
    Boaz hat wie fast alle durch Indien reisenden Israelis vor ein paar Monaten seinen Militärdienst beendet, der dort drei Jahre dauert und nicht mit dem deutschen Wehr- und Stubendienst zu vergleichen ist. Die Israelis sagen, nach dieser Zeit müsse man unbedingt den Kopf freikriegen. Man müsse nach all der Scheiße, die man erlebt habe, die «Festplatte neu formatieren». Deswegen reisen sie alle mit ihrem Entlassungsgeld durch die Welt. Die Kulturbeflissenen und Individualisten fahren nach Mittel- und Südamerika, lernen Spanisch und sehen sich die Pyramiden und Tempel der Inkas, Mayas und Azteken an. Die Partyfixierten fliegen nach Südostasien, um sich biertrinkend in einem alten Lkw-Reifen den Mekong hinuntertreiben zu lassen. Und die Druffis, Freaks und Hippies verschlägt es eben nach Indien.
    Lakshmi bringt den Chai und den Bananenpfannkuchen; das Wasser hat er vergessen. Er grinst und wackelt mit dem Kopf, als er verspricht, es sofort nachzuliefern.
    Ein anderer Gast des Hostels ist Elaine aus England. Sie trägt eine hellgrüne Pluderhose, einen drei Meter breiten Schal und diverse Arm- und Fußreifen. Die Haut ihrer Arme ist mit Tattoos übersät, darunter ein riesiges Om-Zeichen auf dem Handballen. Sie spielt die meiste Zeit des Tages mit einem fluoreszierenden Ball herum, den sie immer wieder über ihre Oberarme und Schultern rollen lässt und ihn mit den Händen auffängt, um ihn für ein paar Sekunden auf dem Kopf zu balancieren. Elaine spricht stets mit sanfter Stimme. Sie redet viel über Shiva, die Kundalini-Schlange und das Aufplatzen des Hinterkopfs beim plötzlichen Austritt kosmischer Energie. Dann lässt sie wieder den Ball über ihre tätowierten Schultern rollen oder vollführt einen halbwegs elegant aussehenden Sprung. Es sieht aus wie eine Karateübung. Wenn Elaine nicht mit dem Ball spielt oder über Energie redet, lächelt sie wissend. Ganz so, als hätte sie etwas ganz Besonderes in sich entdeckt. Irgendwo da drinnen.
    «Jeder Mensch», sagt Elaine, «hat eine individuelle Traumzeit.»
    Boaz stopft ein Stück Bananenpfannkuchen in sich hinein und fragt schmatzend, was das denn sein solle, eine «Traumzeit».
    Elaine lächelt.
    «Bedeuten Träume überhaupt etwas?», will Boaz weiter wissen. «Oder träumt man einfach irgendeinen Scheiß? Ich habe heute von einem Skorpion geträumt, der mich in den Fuß gestochen hat. Kannst du mir sagen, was das bedeutet?»
    Elaine spielt jetzt wieder mit dem Ball. Ohne Boaz anzuschauen, antwortet sie: «Ich kenne dich nicht gut genug, um dir zu sagen, was dein Traum bedeutet. Aber ich habe heute geträumt, dass ich einen ‹cosmic day› haben werde!»
    Shiva, erzählt Elaine, habe ihr ein Geschenk gemacht. Sie habe nämlich im Ort eine Apotheke für Veterinärmedizin entdeckt. Dort habe sie den arglosen Inder nach Ketamin gefragt. Ursprünglich war das ein Pferdebetäubungsmittel, das sich mittlerweile großer Beliebtheit in der Clubszene Europas erfreut. Der Inder habe sie mit großen Augen angestarrt und es ihr für 80 Rupien verkauft.
    Pushkar boomt. Weil immer mehr Pilger, vor allem aber immer mehr Backpacker und Hippies hierherkommen, werden immer mehr Hostels gebaut. Vor allem am Südrand des Ortes, wo früher Wald war. Im Wald lebten Affen. Die Affen sehen nicht ein, weshalb jetzt Menschen da leben, wo sie einmal lebten.
    Affen, sagt Lakshmi, sind die größte Gefahr in Pushkar.
    «Affen sind heilig», erwidert Elaine. «Hanuman ist der Gott der Affen!»
    «Aber wenn die Affen angreifen, hast du ein Problem», sagt Lakshmi, «auch wenn sie heilig sind.»
    Lakshmi hasst Affen, was keiner der Anwesenden, weder Elaine, Boaz noch ich, nachvollziehen kann. Im Lonely Planet steht, dass die Hindus glauben, der Gott Hanuman verkörpere sich in den Hanuman-Languren, einer in Nordindien heimischen Affenart. Hanuman-Languren sind schlank, haben ein graues Fell und ein schwarzes Gesicht.
    Am Abend kommen sie. Es ist ein organisierter

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