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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Mattheis
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prangen. Ich finde eine düstere Absteige drei Blöcke vom Strand entfernt für 200 Baht die Nacht und mache anschließend einen Spaziergang.
    «Hey, sexyyyyyyy man!», kreischt mich etwas von der Seite an. Drei grell geschminkte Mädchen in sehr knappen Kleidern rennen aus einer «Boom-Boom-Bar» auf mich zu. Sie packen mich an Händen und Armen und versuchen, mich in die rosarote glitzernde Bar zu zerren. Aus dem Inneren dröhnt Thai-Pop, der wie eine Mischung aus DJ Bobo und Pekingoper klingt.
    Ich grinse, aber nur, weil ich gelernt habe, dass man in Thailand ohne Grinsen gar nichts erreicht, und sage höflich: «No, thanks!»
    Die drei Mädchen ziehen eine Schnute.
    «Oh, come on!»
    «Very cheap!»
    «You are so handsome!»
    Ich schüttle den Kopf und gehe weiter.
    Die nächste Bar ist etwa 30 Meter entfernt.
    «Hey youuuuuuuuuuuuu!», brüllt eine Mittdreißigerin und winkt mit einem Eimer, der normalerweise mit Red Bull und Wodka gefüllt wird.
    Ihre Kollegin, ein sehr jung aussehendes Mädchen in einem traditionellen thailändischen Seidenkleid, plärrt einfach nur: «Sexyyyyyy!»
    Die beiden, eine Dritte in einem sehr knappen neongrünen Bikini im Schlepptau, stürmen auf mich zu und reißen umstandslos an meinen Unterarmen, Händen und an meinem T-Shirt.
    «Oh, come on!»
    «Very cheap!»
    «You are so goodlooking!»
    «Thanks», sage ich und glaube, dass das noch viel zu höflich ist.
    «Come on, you make boom boom very cheap!», sagt das Mädchen in dem knappen neongrünen Bikini.
    «You can make boom boom with two or three of us», sagt die Mittdreißigerin, und die Junge in dem traditionellen Kleid grinst.
    Ich schüttle ihre Hände ab und gehe weiter.
    Für drei Minuten ist Ruhe. Ich kann den Strand und das Meer und einen Wasserskifahrer sehen. Plötzlich packt mich eine kühle Hand von hinten. Ich erschrecke, drehe mich um und blicke in ein bleich geschminktes Gesicht.
    «So good to see you again! How are you?»
    «Okay», antworte ich.
    «You look awesome. I am so happy that you came back to me. I love you, let us have a drink!»
    Ich habe diese Person noch nie zuvor gesehen, aber für diese Erkenntnis brauche ich einige Sekunden. Sie hat meine Hand genommen und zerrt mich in Richtung Bar.
    «I forgot your name», sage ich, obwohl ich ihren Namen noch nie gehört habe.
    «Doesn’t matter. Very cheap!», sagt sie, und ihre Kollegin stellt zwei Singha-Bier auf den Tresen. Gerade, als sie die Flaschen öffnen will, reiße ich mich los.
    «Please, stay!», ruft die Bleichgeschminkte. «Please, I love you very cheap! You are so sexyyyy!»
    Natürlich komme ich ins Grübeln. Auch wenn das Argument «Jeder denkt daran, und wer behauptet, nicht daran zu denken, lügt» nicht zu widerlegen ist und deshalb als Argumentationsstrategie ausscheiden sollte, glaube ich: Jeder denkt daran, und wer behauptet, nicht daran zu denken, lügt. Ich bin allein, niemand kennt mich, niemand würde je davon erfahren, dass ich mit drei thailändischen Mädchen geschlafen habe und ihnen anschließend dafür einen Betrag gegeben habe, der als quantité négligeable in der Erinnerung erst gar nicht auftaucht. Es gäbe keinen Zeugen, und würde ich mich im Nachhinein für dieses Erlebnis schämen, könnte ich es nach Belieben verdrängen, vergessen und mir einreden, es sei nie geschehen. Ich würde niemandem davon erzählen (außer vielleicht meinen besten Freunden und im Vollrausch jedem Fremden, den es interessiert oder auch nicht) und mich klammheimlich an diesem Erlebnis berauschen. Moralisch gesehen ist das natürlich eine Sauerei, aber auch nicht verwerflicher als Aktien leer zu verkaufen, Waffen zu exportieren oder Billigkaffee aus Dritte-Welt-Ländern zu erstehen. Das Elend kommt durch mich nicht in die Welt und hört durch mich nicht auf.
    Was Backpacker viel mehr abschreckt als moralische Überlegungen, ist die ästhetische Dimension des Sextourismus. Ich sitze bei Klaus. Klaus lebt seit zwölf Jahren in Pattaya. Er verkauft Brathendl. Klaus trägt nichts außer Badeshorts und einer Hornbrille, die ihn aggressiver aussehen lässt, als er vielleicht ist. Auf dem Tresen liegt die Bild -Zeitung von vorgestern. Warum er Brathendl an einem Ort verkauft, dessen Durchschnittstemperatur bei 30 Grad Celsius liegt? «Die Asiaten lieben Hühnchen», sagt er.
    Klaus ist hier wegen einer Thailänderin. Dabei hasst er Thai-Frauen. Mittlerweile. «Die sind alle verschlagen, verlogen und total berechnend. Die wickeln dich erst um den

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