Band 2 - Blutspiel
ein Empfangstisch. Sara Janes Arbeitsplatz war genau so ordentlich und gepflegt wie die Frau selbst. Mit klopfendem Herzen erreichte ich die Tür und griff nach der Klinke, wich aber dann zurück, da Jonathan neben mir auftauchte. Er warf mir einen Blick zu, der selbst einen tol wütigen Hund gezähmt hätte, klopfte an und wartete, bis Trents Stimme gedämpft durch die schwere Tür drang, bevor er öffnete.
Jetzt hatte auch Edden mich eingeholt und warf mir einen verärgerten Blick zu, der sich jedoch in Überraschung verwandelte, als er meine Bril e entdeckte. Nervös rückte ich mir meine Kappe zurecht und strich meine Jacke glatt.
Viel eicht hätte ich doch Ivy anpumpen und mir etwas Schickeres zulegen sol en. Aus dem Büro war das Geräusch von plätscherndem Wasser zu hören, als ich direkt hinter Jonathan den Raum betrat.
Trent erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Ich setzte zu einer Begrüßung an, die sowohl selbstsicher als auch abfäl ig werden sol te. Ich wol te ihm sagen, dass ich wusste, dass er Dr. Anders umgebracht hatte. Ich wol te ihm sagen, dass er nichts als Abschaum war. Ich wol te ihn anschreien, ihm klarmachen, dass ich besser war als er, dass er ein manipulativer Bastard war, dass er mich niemals kleinkriegen würde, sondern dass ich ihn fertigmachen würde. Aber ich sagte gar nichts. Seine Ruhe und diese unheimliche innere Kraft nahmen mir den Wind aus den Segeln. Ich kannte niemanden, der über ein solches Maß an Selbstbeherrschung verfügte. Schweigend beobachtete ich, wie er seine Aufmerksamkeit von anderen Angelegenheiten löste und auf mich richtete. Und nein, er benutzte keine Kraftlinienmagie, um sein Aussehen zu verändern. Er sah wirklich so gut aus.
Jede Strähne seines weichen, fast durchsichtigen Haars war an ihrem Platz. Der graue Seidenanzug war vol kommen faltenfrei und betonte seine schmale Hüfte und die breiten Schultern, die ich als Nerz drei Tage lang gebührend bewundert hatte. Nun schenkte er mir sein typisches Lächeln, eine wohldosierte Mischung aus Wärme und professionel em Interesse, und knöpfte sich mit lässiger Eleganz das Jackett zu. Wie gebannt starrte ich auf die langen Finger, während sie einen Knopf nach dem anderen berührten. Er trug er nur einen Ring, an der rechten Hand, und verzichtete genau wie ich auf eine Armbanduhr.
Trent war angeblich nur drei Jahre älter als ich - und einer der reichsten Junggesel en auf dem ganzen verdammten Planeten -, aber durch den stilvol en Anzug wirkte er älter.
Trotzdem passte das feingeschnittene Gesicht mit den glatten Wangen und der schmalen Nase eher zu einem Beachboy als zu einem Großunternehmer.
Er lächelte noch immer vol er Wärme, als er nun den Kopf neigte, die Bril e abnahm, und sie lässig auf den Tisch warf.
Dadurch wurde mir bewusst, dass ich immer noch diese Monstrosität auf der Nase trug, und ließ sie schnel in dem harten Lederetui verschwinden. Als er um den Schreibtisch herum auf uns zukam, heftete sich mein Blick auf seinen rechten Arm. Bei unserer letzten Begegnung war er eingegipst gewesen, weshalb mich wohl auch die Kugel verfehlt hatte, die Trent auf mich abgefeuert hatte. An seinem Handgelenk entdeckte ich einen weißen Streifen, wo die Haut noch nicht wieder gebräunt war.
Mir lief ein Schauer über den Rücken, als er mich musterte
- zunächst den Ring an meinem kleinen Finger, den er mir gestohlen und dann zurückgeschickt hatte, einfach um zu zeigen, wozu er fähig war, und dann die kaum sichtbare Dämonennarbe an meinem Hals. »Ms. Morgan, mir war gar nicht bewusst, dass Sie auch für das FIB arbeiten«, begrüßte er mich freundlich, machte aber keine Anstalten, mir die Hand zu geben.
»Ich bin eine Art Beraterin«, erwiderte ich und versuchte zu verbergen, welche Wirkung seine Stimme auf mich hatte.
Das hatte ich vergessen, diese Stimme wie Bernstein und Honig, fal s Farbe und Geschmack einen Klang beschreiben können. Sie klang tief und vol , jede Silbe war sorgfältig geformt und ging trotzdem fließend in die nächste über.
Diese Stimme war betörend wie die eines alten Vampirs, und es gefiel mit überhaupt nicht, dass ich sie so mochte.
Ich sah ihm direkt in die Augen und versuchte genauso viel Selbstbewusstsein in meinen Blick zu legen wie er. Dann streckte ich meine zitternde Hand aus, um einen Handschlag zu erzwingen. Nach einem kaum merklichen Zögern ging er darauf ein, was für mich unheimlich befriedigend war, denn ich hatte ihn dazu gebracht, etwas zu
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