Band 2 - Blutspiel
der ganzen Zeit nie besser geschlafen. Ich öffnete die Augen. Das war so ziemlich die einzige Nacht gewesen, in der ich durchgeschlafen hatte, ebenso Jasmin. Und das blasse Mädchen hatte den Schlaf dringend gebraucht. Jasmin! Das war der Name des dunkelhaarigen Mädchens gewesen, Jasmin.
Das Knistern der Funkgeräte ließ mich aufblicken, vertrieb aber nicht die unerwartete Melancholie der Erinnerungen.
Sie hatte einen inoperablen Gehirntumor gehabt. Das hatten wahrscheinlich nicht einmal die il egalen Methoden von Trents Vater heilen können.
Ich zwang mich, meine Konzentration wieder auf Trent zu richten, der mich unablässig beobachtete, während er mit Edden sprach. Demonstrativ zog ich mir die Kappe in die Stirn, schob mir eine Locke hinters Ohr, und starrte zurück.
So leicht würde er mich nicht aus der Ruhe bringen. Doch dann schaute er über meine Schulter hinweg, und ich drehte mich um. Sara Janes roter Wagen kam in einer Wolke aus Sägespänen neben den FIB-Fahrzeugen zum Stehen.
Die zierliche Frau sprang aus dem Auto; in Jeans und Bluse wirkte sie wie ein vol kommen anderer Mensch, sozusagen.
Sie schlug die Tür zu und marschierte auf mich zu.
»Sie!«, rief sie wutentbrannt und baute sich vor mir auf.
Überrascht trat ich einen Schritt zurück.
»Das ist doch auf Ihrem Mist gewachsen, oder?«, schrie sie mich an.
Ich war ratlos. »Bitte?«
Sie lehnte sich so weit vor, dass ich noch einen Schritt zurückweichen musste. »Sie sol ten meinen Freund finden«, zeterte sie schril , und ihre Augen funkelten wütend. »Und was machen Sie? Sie beschuldigen meinen Arbeitgeber des Mordes! Sie sind eine böse Hexe, so böse, dass Sie. . Gott feuern würden!«
»Äh. .« Hilfe suchend sah ich mich nach Edden um. Er kam gerade mit Trent auf uns zu, und ich ging vorsichtshalber noch weiter zurück, die Tasche fest an den Körper gepresst.
Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen.
»Hören Sie, Sara Jane«, versuchte Trent sie schon von Weitem zu beruhigen. »Es ist al es in Ordnung.«
Sie drehte sich so heftig zu ihm um, dass ihr blondes Haar flog. »Mr. Kalamack«, seufzte sie. Ihre Wut verwandelte sich in Sorge, als sie händeringend vor ihm stand. »Es tut mir so leid, als ich das von der Durchsuchung gehört habe, bin ich sofort losgefahren. Ich habe ihr nicht gesagt, dass sie herkommen sol , ich, ich. .«Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
Mir blieb die Spucke weg. Machte sie sich nun Sorgen um ihren Job, um ihren Freund oder um Trent?
Letzterer starrte mich finster an, so als wäre ich Schuld an ihrem Zusammenbruch. Dann wurden seine Züge weich, und er legte den Arm um die zitternden Schultern der zarten Frau.
Er neigte den Kopf, um ihr in die Augen sehen zu können.
»Sie dürfen sich nun wirklich nicht schuldig fühlen, Sara Jane.
Ms. Morgans Anschuldigungen haben überhaupt nichts damit zu tun, dass Sie sich wegen Dan an das FIB gewandt haben.« Seine wunderbare Stimme umschmeichelte sie wie Seide.
»A-aber sie glaubt doch, dass Sie al diese Leute umgebracht haben«, stotterte Sara Jane unter Tränen, als sie den Kopf hob. Das verschmierte Make-up bildete dunkle Flecken auf ihren Wangen.
Edden trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
Die Funkgeräusche aus den Einsatzwagen nahmen zu und übertönten das Zirpen der Gril en. Ich weigerte mich, mich schuldig zu fühlen, weil ich Sara Jane zum Weinen gebracht hatte. Ihr Boss war der reinste Abschaum, und je eher ihr das klar wurde, desto besser. Trent hatte die Opfer zwar nicht eigenhändig umgebracht, aber er hatte die Morde arrangiert und war damit ebenso schuldig, als wenn er sie selbst aufgeschlitzt hätte. Das Bild des ersten Opfers fiel mir wieder ein und machte es mir leicht, jedes Schuldgefühl zu unterdrücken.
Trent berührte sanft Sara Janes Kinn, damit sie ihn ansah.
Sein Mitgefühl kam unerwartet. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er so sanft mit mir spräche, wenn diese atemberaubende Stimme mir versprechen würde, dass al es gut wird. Dann kehrte ich zu der alten Frage zurück, ob Sara Jane auch nur die geringste Chance hatte, lebendig von ihm loszukommen.
»Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse«, redete Trent beruhigend auf sie ein und reichte ihr ein Leinentaschentuch mit seinem Monogramm. »Es wurden keinerlei Anschuldigungen erhoben. Aber Sie müssen wirklich nicht hierbleiben, warum fahren Sie nicht nach Hause? Dieses unangenehme Schauspiel wird beendet sein,
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