Band 2 - Blutspiel
den Babysitter spielt.«
Edden stel te den Kanister auf den Rücksitz. »Seien Sie bitte nicht al zu hart zu ihm.«
»Sie hören mir nicht zu«, protestierte ich frustriert. »Sie haben mir diesen Fal gegeben. Meine Partner und ich schätzen Ihre Hilfsbereitschaft, aber Sie haben mich herbestel t. Also lassen Sie uns in Ruhe unseren Job machen.«
»Großartig«, meinte Edden und knal te die Hintertür zu.
»Vielen Dank, dass Sie Detective Glenn zu Piscarys mitnehmen.«
Jetzt hatte ich endgültig genug. »Edden!« Die Passanten warfen mir schon schräge Blicke zu. »Ich habe Nein gesagt!
Ein Wort, vier Buchstaben, Missverständnis ausgeschlossen: Nein!«
Edden öffnete die Vordertür und forderte mich auf, Platz zu nehmen. »Tausend Dank, Morgan.« Mit einem Blick auf den Rücksitz fragte er: »Ach, was ich noch wissen wol te, warum sind Sie eigentlich vor den Tiermenschen geflohen?«
Ich holte tief Luft. Verdammt.
Edden kicherte, als ich in den Wagen stieg, die Tür zuknal te, und dabei versuchte, seine Wurstfinger einzuklemmen. Wütend drehte ich mich zum Fahrer um. Es war Glenn, und er sah genauso glücklich aus, wie ich mich fühlte. Eine unangenehme Stil e breitete sich aus. Ich musste etwas sagen. »Sie sehen Ihrem Vater überhaupt nicht ähnlich«, stel te ich schnippisch fest.
Er blickte unbewegt durch die Windschutzscheibe. »Als er meine Mutter geheiratet hat, hat er mich adoptiert«, erklärte er widerwil ig.
Jenks fegte von der Decke herab, einen leuchtenden Strahl Pixiestaub hinter sich herziehend. »Du bist also Eddens Sohn?«
»Hast du ein Problem damit?«
Der Pixie landete auf dem Armaturenbrett und stemmte wieder einmal herausfordernd die Hände in die Hüften. »Nö, für mich sehen sowieso al e Menschen gleich aus.«
Edden beugte sich runter und schob sein rundes Gesicht in das geöffnete Fenster. Er grinste breit.
»Hier ist Ihr Stundenplan.« Er reichte mir einen gelben Zettel. »Montag, Mittwoch und Freitag. Glenn wird Ihnen die nötigen Bücher kaufen.«
»Moment mal.« Mir wurde ganz anders, als ich das knisternde Papier in den Fingern hielt. »Ich dachte, ich sol te in der Universität nur herumschnüffeln. Ich wil nicht in den Unterricht.«
»Es sind exakt die Kurse, die auch Mr. Smather besucht hat. Gehen Sie hin, oder es gibt kein Geld.«
Mir wurde klar, dass ihm die Situation eine diebische Freude bereitete. »Verdammt, Edden«, rief ich, während er auf den Bürgersteig zurücktrat.
»Glenn, bring Ms. Morgan und Jenks zu ihrem Büro. Und gib mir Bescheid, wenn du in Dan Smathers Apartment etwas gefunden hast.«
»Ja, Sir«, bel te er zurück. Waren wir hier in einem Trainingscamp der Army? Glenns Hände, die das Lenkrad hielten, waren total verkrampft, seine Handgelenke und der Nacken waren mit pinken Antial ergika-Pflastern übersät. Mir war es ziemlich egal, dass er einen Großteil des Gesprächs gehört hatte. Ich wol te ihn nicht dabeihaben, und je eher er das verstand, desto besser für ihn.
4
»Biegen Sie an der nächsten Ecke rechts ab.« Ich ließ den Arm aus dem offenen Fenster des FIB-Wagens hängen.
Glenn fuhr sich durch das kurz geschnittene Haar und kratzte sich den Kopf. Er hatte die ganze Zeit kein einziges Wort rausbekommen. Als er merkte, dass ich ihn nicht in ein Gespräch verwickeln wol te, hörte er zumindest auf, mit den Zähnen zu knirschen. Hinter uns war niemand, aber er setzte trotzdem den Blinker, als wir in meine Straße einbogen.
Durch seine Sonnenbril e hindurch inspizierte er die Häuser der Nachbarschaft, den schattigen Bürgersteig und die vereinzelten Rasenflächen. Wir befanden uns im Herzen der Hol ows. Sie waren seit dem Wandel der Rückzugsort für den Großteil von Cincinnatis Inderlandern. Damals flohen die überlebenden Menschen in die Stadt mit ihrer trügerischen Sicherheit. Zwar hatte es immer wieder Begegnungen und Freundschaften gegeben, aber seit dem Wandel arbeiteten und lebten die Menschen hauptsächlich in Cincinnati und die Inderlander arbeiteten und, äh, amüsierten sich in den Hol ows.
Wahrscheinlich überraschte es Glenn, dass dieser Vor-Orl genauso aussah wie jeder x-beliebige Außenbezirk -mal abgesehen von den bunten Kreiderunen, die den Gehweg zierten und dem Basketbal korb, der um ein Drittel höher hing als es die NBA-Vorschriften vorsahen. Auf den Straßen herrschte eine friedliche Atmosphäre. Ruhe.
Zum Teil ließ sich das auch auf die Inderlanderschulen zurückführen, in denen der Unterricht fast
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