Band 2 - Blutspiel
keuchte wie unter Schmerzen. Auf meinem Bademantel entdeckte ich eine dunkle Schliere. Ich sah genauer hin. »Ivy, du blutest ja!«
Mir lief ein Schauer über den Rücken, als sie ihre neueste Litanei von »Er hat gesagt, es wäre in Ordnung« unterbrach und anfing zu kichern. Es war ein kehliges, gruseliges Geräusch. Mein Mund wurde trocken.
»Ja«, sagte sie lasziv, »ich blute. Wil st du mal kosten?«
Entsetzt beobachtete ich, wie sie das Gesicht verzog und sich das Kichern in ein verzweifeltes Stöhnen verwandelte. »Jeder sol te es kosten«, wimmerte sie. »Es spielt sowieso keine Rol e mehr.«
Ich biss die Zähne zusammen und verstärkte meinen Griff um ihre Schultern. Jemand hatte sie benutzt. Jemand hatte sie gegen ihren Wil en gezwungen, Blut zu trinken. Sie war nicht zurechnungsfähig, wie ein Drogensüchtiger, der von einem Trip runterkommt.
»Rachel?«, fragte sie unsicher und wol te stehen bleiben.
»Ich glaube, mir wird schlecht. .«
»Wir sind schon fast da«, erwiderte ich grimmig. »Halt durch. Halt einfach durch.« Wir schafften es gerade noch rechtzeitig, und ich hielt ihr die verklebten Haare aus dem Gesicht, während sie sich würgend in ihre schwarze Toilette übergab. Im Schein der Nachttischlampe aus dem Nebenraum sah ich undeutlich, wie das zähflüssige schwarze Blut aus ihrem Mund brach und schloss die Augen. Jetzt schluchzte sie wieder so heftig, dass ihr ganzer Körper bebte.
Als sie fertig war, betätigte ich schnel die Spülung, damit wenigstens ein Teil des Grauens verschwand.
Ich schaltete das Licht ein, und in der sanften Beleuchtung sah ich das ganze Ausmaß ihres Elends. Ivy hockte weinend auf dem Boden und presste die Stirn gegen den Rand der Toilette. Ihre lederne Hose war bis zu den Knien mit Blut beschmiert, und die Seidenbluse unter ihrer Jacke war zerrissen. Die Fetzen klebten an ihrem Körper, feucht von dem Blut, das von ihrem Hals tropfte. Ich ignorierte die warnende Stimme in meinem Hinterkopf und strich ihr behutsam das Haar aus dem Nacken, um sie besser zu untersuchen.
Mein Magen verknotete sich. Ivys makel oser Hals war brutal ausgerissen worden, der lange, tiefe Riss leuchtete auf ihrer ansonsten bleichen Haut. Er blutete immer noch, und ich hielt den Atem an, denn fal s noch Vampirspeichel in der Wunde war, konnte selbst dieser sanfte Lufthauch sie stimulieren.
Schockiert ließ ich ihre Haare los und wich zurück. In der Welt der Vampire entsprach das einer Vergewaltigung.
»Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht wil «, schluchzte Ivy wieder, beruhigte sich aber ein wenig, als sie merkte, dass ich nicht mehr ganz so nah bei ihr stand. »Ich habe nein gesagt.«
Ich schaute in den Spiegel, und ein kreidebleiches, verängstigtes Gesicht starrte mich an. Ich holte tief Luft.
Plötzlich wol te ich einfach nur, dass al es vorbei war. Aber erst musste ich ihr das Blut abwaschen. Ich musste sie ins Bett bringen und ihr ein Kissen zum Reinheulen geben. Ich musste ihr eine Tasse heiße Schokolade machen und einen guten Psychiater besorgen. Gab es überhaupt Psychiater für vergewaltigte Vampire?
Ich legte ihr behutsam die Hand auf die Schulter. »Komm, Ivy. Wir machen dich erst mal sauber.« Ich schaute zweifelnd auf die Badewanne, in der inzwischen wieder der blöde Fisch herumdümpelte. Nein, sie brauchte eine ordentliche Dusche, kein Bad. Da würde sie nur in dem Dreck sitzen, den sie loswerden musste. »Na los, Ivy«, sagte ich aufmunternd. »Du gehst jetzt in mein Bad und stel st dich unter die Dusche. Ich hole dir in der Zwischenzeit dein Nachthemd. Also, gehen wir. .«
»Nein«, sagte sie abwehrend. Ihre Augen waren wieder glasig geworden, und sie blieb vol kommen apathisch, als ich sie auf die Beine zog. »Ich konnte nicht aufhören, ich habe doch nein gesagt, warum hat er nicht aufgehört?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte ich, und in mir begann es zu brodeln. Ich schleppte sie über den Flur in mein Badezimmer und machte mit dem El bogen das Licht an. Dann stel te ich Ivy neben dem Trockner ab und stel te die Dusche an.
Das Rauschen des Wassers schien sie wiederzubeleben.
»Ich stinke«, flüsterte sie tonlos und schaute an sich herab.
Sie konnte mir nicht in die Augen sehen. »Meinst du, du schaffst es, al ein zu duschen?«, fragte ich in der Hoffnung, irgendeinen Impuls auszulösen.
Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass ihre Kleidung mit erbrochenem Blut getränkt war. Vorsichtig tunkte sie den Finger in die klebrige Flüssigkeit, führte ihn
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