Band 2 - Blutspiel
Strategie-besprechungen, und auch nicht für Spekulationen.«
»Für mich hört sich das so an, als würden Sie mir gar nichts bezahlen! Ich habe Ihnen gesagt, dass es Piscary war.
Aber für lausige zwanzigtausend Dol ar werde ich bestimmt nicht in den Schlupfwinkel eines über vierhundertjährigen Vampirs marschieren und ihn fragen, ob er einen Dämon losschickt, um die Bürger von Cincinnati umzubringen!«
»Wenn Sie den Auftrag ablehnen, erwarte ich, dass Sie mir meinen Vorschuss zurückerstatten.«
Kommentarlos beendete ich das Gespräch.
Ich löste meinen verkrampften Griff um das Telefon und legte es vorsichtig auf den Sims zwischen Küche und Wohnzimmer. Am liebsten hätte ich es an die Wand geschleudert. »Fährst du mich bitte nach Hause?«, fragte ich gepresst.
Nick starrte wie gebannt in sein Bücherregal und ließ den Finger über die Buchrücken gleiten.
»Nick«, rief ich gereizt. »Ich wil jetzt wirklich nach Hause.«
»Warte kurz«, murmelte er, ohne sich von den Büchern ablenken zu lassen.
»Nick!« Ich schrie jetzt und verschränkte aggressiv die Arme vor der Brust. »Du kannst dir deine Bettlektüre ja wohl auch später aussuchen. Ich wil jetzt endlich nach Hause!«
Endlich drehte er sich um. In seinem Gesicht stand blankes Entsetzen. »Er hat es mitgenommen.«
»Was mitgenommen?«
»Ich dachte, er meint das Buch, das er in der Hand hatte.
Aber er das Buch mitgenommen, mit dem du mich zu deinem Schutzgeist gemacht hast.«
Ich zog einen Schmol mund. »AI hat ein Buch über die Bindung von Menschen als Schutzgeister geschrieben? Sol er es doch haben.«
Nick schüttelte erschöpft den Kopf. »Dann verrate mir mal, wie wir ohne das Buch den Bund rückgängig machen sol en?
Mir fiel die Kinnlade runter. »Oh.« Daran hatte ich nicht gedacht.
25
Als draußen ein Motorengeräusch laut wurde, sah ich von meinem Buch auf. Dem typischen rhythmischen Tuckern nach zu urteilen war es Kists Motorrad. Ich rol te mich enger zusammen, zog die Decke bis ans Kinn und schaltete die Nachttischlampe aus. Hinter den angelehnten Buntglasfenstern wurde die Dunkelheit von einem Scheinwerfer durchbrochen.
Ivy war zurück. Fal s Kist mit reinkam, würde ich einfach vorgeben zu schlafen, bis er wieder ging. Doch das Motorrad hielt nur kurz, bevor es sich wieder entfernte. Ich schaute auf die leuchtenden Neonziffern der Uhr. Vier Uhr morgens. Sie war früh dran.
Ich klemmte einen Finger in mein Buch und lauschte auf ihre Schritte auf dem Gehweg. Die Kälte des frühen Septembermorgens hatte sich in meinem Zimmer ausgebreitet. Es wäre wohl schlauer, aufzustehen und das Fenster zu schließen, Ivy würde sowieso gleich die Heizung anmachen.
Ich dankte al en Heiligen dafür, dass mein Schlafzimmer zum ursprünglichen Teil der Kirche gehörte und sich somit auf gesegnetem Boden befand - garantierter Schutz gegen untote Vampire, Dämonen und böse Schwiegermütter. Bis zum Sonnenaufgang war ich in meinem Bett also sicher. Kist war dann zwar immer noch eine Gefahr, aber er würde mich nicht anrühren, solange Ivy lebte. Und wohl auch nicht, wenn sie tot war. Ein ungutes Gefühl stieg in mir auf.
Ich zog den Finger aus dem Buch und legte es auf die mit einem Tuch bedeckte Kiste, die ich als Tisch benutzte. Ivy war immer noch nicht reingekommen. Aber ich hatte doch gehört, wie Kists Bike weggefahren war. .
Mit klopfendem Herzen wartete ich darauf, Ivys leise Schritte zu hören, oder das Geräusch der zufal enden Kirchentür. Aber ich hörte nur leise Würgegeräusche, die durch die Stil e der Nacht drangen.
»Ivy?« Ich warf die Decke zurück, stieg fröstelnd aus dem Bett, schlüpfte in meinen Bademantel, schob die Füße in die pinken Plüschslipper und eilte in den Flur. Schon halb aus der Tür, kam ich rutschend zum Stehen und ging in mein Badezimmer. Hastig suchte ich in der Dunkelheit aus der Parfümauswahl auf der schäbigen Kommode den richtigen Flakon heraus. Endlich fand ich den neuen Duft, der erst gestern hier aufgetaucht war, und nebelte mich damit ein.
Ein stechender Zitrusgeruch stieg auf, während ich die Flasche so hektisch abstel te, dass dabei die Hälfte der anderen umgestoßen wurde. Ich rannte durch den Altarraum und band mir dabei den Bademantel zu. Hoffentlich funktionierte dieses Zeug besser als das letzte.
Mit einem scharfen Flügelklappern stürzte plötzlich Jenks von der Decke herab und stoppte direkt vor meinem Gesicht.
Ein schwarzes Glühen ging von ihm aus. Ich blinzelte
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