Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
seine Frau Matalina kennengelernt hatte. Der brünstige Pixie hörte erst damit auf, als wir die Außenbezirke von Cincinnati erreichten. Ich war die ganze Fahrt über damit beschäftigt, diverse Lagen Make-up aufzutragen und begutachtete mein Werk kritisch im Spiegel der Sonnenblende.
    »Da vorne links«, wies ich Nick an, während ich versuchte, mir die Schminke von den Fingern zu wischen. »Es ist das dritte Haus auf der rechten Seite.«
    Schweigend parkte Nick am Bordstein. Meine Mutter hatte das Verandalicht für uns angelassen, und ich hätte schwören können, dass die Gardinen sich bewegten. Ich war schon ein paar Wochen nicht mehr hier gewesen, und der Baum, den ich vor zwölf Jahren über der Asche meines Vaters gepflanzt hatte, begann schon seine Blätter zu verlieren. Seine Äste überschatteten bereits einen Teil der Garage.
    Jenks hatte sich schon durch das offene Fenster verdrückt, und als Nick ihm folgen wol te, packte ich ihn am Arm.
    »Nick?« Die Besorgnis in meiner Stimme hielt ihn zurück, und er lehnte sich wieder in den Sitz. Ich zog meine Hand zurück und starrte verlegen auf meine Knie. »Hm, ich wil mich für meine Mutter entschuldigen, im Voraus«, platzte ich schließlich heraus.
    Er lächelte zärtlich und gab mir einen Kuss. »Mütter sind eben schrecklich.« Er stieg aus, und ich wartete ungeduldig, bis er um den Wagen herumkam und gewaltsam meine Tür aufriss.
    Er nahm meine Hand, und wir gingen den schmalen Gehweg zum Haus hinauf. »Ich meine das ernst, Nick. Sie hat eine Menge durchgemacht, der Tod meines Vaters hat sie sehr mitgenommen. Sie ist keine Psychopathin oder so was, aber sie denkt nicht lange nach, bevor sie etwas sagt. Wenn ihr etwas in den Kopf kommt, lässt sie es sofort raus.«

    Er wurde zusehends entspannter. »Hast du mich ihr deshalb noch nicht vorgestel t? Ich dachte, es läge an mir.«
    »An dir?«, fragte ich begriffsstutzig, aber dann wurde mir klar, worum es hier ging. »Du meinst die Sache mit Mensch und Hexe?«, sprach ich es aus, damit er es nicht tun muss-te.
    »Nein, damit hat das überhaupt nichts zu tun.« Tatsächlich hatte ich das komplett vergessen, aber jetzt wurde ich nervös. Ich zupfte an meinen Haaren herum und griff nach meiner nicht vorhandenen Tasche.
    Jenks wartete auf der Veranda und umkreiste wie eine überdimensionale Motte die Lampe. Ich drückte auf die Klingel und stel te mich dann neben Nick auf. Lieber Gott, bitte mach, dass es einer ihrer guten Tage ist.
    »Ich bin froh, dass es nicht an mir gelegen hat«, meinte Nick.
    »Genau«, unterstützte Jenks ihn, als er auf meiner Schulter landete. »Deine Mum sol te ihn wirklich mal kennenlernen, wo er doch ihre Tochter vögelt und so.«
    »Jenks«, zischte ich warnend, aber da öffnete sich auch schon die Tür, und ich rang mir ein Lächeln ab.
    »Rachel«, begrüßte mich Mum freudig, stürzte auf mich zu und drückte mich. Ich schloss die Augen und erwiderte die Umarmung. Da sie ein ganzes Stück kleiner war als ich, fühlte es sich merkwürdig an. Der Geruch von Haarspray stach mir in die Nase, der ihren leichten Rotholzduft überdeckte. Ich fühlte mich immer noch schlecht, da ich ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte über meinen Ausstieg bei der LS. und die folgenden Mordanschläge. Aber ich hatte sie nicht beunruhigen wol en.
    »Hi, Mum«, sagte ich und löste mich von ihr. »Darf ich dir Nick Sparagmos vorstel en, und du erinnerst dich sicher noch an Jenks?«
    »Natürlich erinnere ich mich an ihn. Es freut mich dich wieder zu sehen, Jenks.« Sie trat zurück ins Haus und strich sich mit einer Hand über das glatte, rote Haar, in dem sich die ersten grauen Strähnen zeigten. Mit der anderen fuhr sie glättend über ihr schlichtes dreiviertel anges Kleid. Der Knoten in meinem Magen löste sich. Sie sah gut aus, viel besser als beim letzten Mal. Das verschmitzte Funkeln, das ich von früher kannte, war in ihre Augen zurückgekehrt, und sie bewegte sich flink und sicher, als sie uns ins Haus führte.
    »Kommt rein, kommt rein«, drängelte sie und schob Nick vor sich her. »Schnel , bevor die ganzen Insekten reinkommen.« Zwar war das Licht eingeschaltet, doch es reichte nicht aus, um den düsteren grünen Flur zu erhel en.
    Überal an den Wänden hingen Bilder, und ich bekam ein wenig Platzangst, als sie mich ein zweites Mal drückte.
    Schließlich trat sie einen Schritt zurück, und ich konnte sehen, dass sie regelrecht strahlte. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher