Band 3 - Blutjagd
befestigen konnte, aber er würde seine Finger zwischen die Nadel und mich schieben müssen. Ich atmete aus, um ihm ein wenig mehr Raum zu geben.
»Danke«, sagte er sanft. <•
Sein Handrücken war kalt, und ich unterdrückte einen Schauder. In dem Versuch nicht herumzuzappeln starrte ich an die Decke. Ein leises Lächeln erschien auf meinem Mund und wurde breiter, als er die Orchidee befestigt hatte und mit einem erleichterten Aufatmen zurücktrat.
»Was ist so witzig, Morgan?«, fragte er säuerlich.
Ich senkte den Kopf und beobachtete ihn nur durch meine Ponyfransen. »Eigentlich nichts. Sie haben mich nur für einen Moment an meinen Vater erinnert.«
Quen sah mich gleichzeitig ungläubig und fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf, schnappte mir meine Tasche vom Tisch und setzte mich vor den Schminktisch neben dem Paravent. »Wir hatten diesen großen Highschool-Bal , und ich trug ein trägerloses Kleid«, erklärte ich, während ich mein Make-up rauskramte. »Mein Dad wol te meinem Date nicht erlauben, die Blume anzustecken, also hat er es selbst getan.« Meine Sicht verschwamm, und ich schlug schnel die Beine übereinander. »Meinen Abschlussbal hat er verpasst.«
Quen blieb unbewegt stehen. Ich konnte nicht anders als zu bemerken, dass er genau so positioniert war, dass er sowohl mich als auch die Tür im Blick hatte. »Ihr Vater war ein guter Mann. Er wäre heute Abend stolz auf Sie.«
Mein Atem stockte, und es tat weh. Langsam atmete ich aus, und meine Hände machten mit ihrer Verschönerungsaufgabe weiter. Ich war nicht wirklich überrascht, dass Quen ihn gekannt hatte - sie waren ungefähr gleich alt -, aber es tat trotzdem weh. »Sie kannten ihn?« Ich konnte die Frage einfach nicht zurückhalten.
Der Blick, den er mir über den Umweg des Spiegels zuwarf, war unlesbar. »Er hatte einen guten Tod.«
Einen guten Tod? Gott, was war nur mit diesen Leuten los?
Wütend drehte ich mich um, um ihn direkt anzusehen. »Er starb in einem schäbigen kleinen Krankenhauszimmer mit Dreck in den Ecken«, sagte ich angespannt. »Er hätte am Leben bleiben sol en, verdammt noch mal.« Meine Stimme klang noch normal, aber ich wusste, so würde es nicht bleiben. »Er hätte da sein sol en, als ich meinen ersten Job bekommen habe, nur um ihn drei Tage später zu verlieren, weil ich dem Sohn des Chefs eine reingehauen hatte, nachdem der versucht hatte, mich anzufingern. Er hätte da sein sol en, als ich erst die Highschool und dann das Col ege abgeschlossen habe. Er hätte da sein sol en, um meine Dates einzuschüchtern, damit ich nicht immer wieder al ein den Weg nach Hause hätte finden müssen, von wo immer der Kerl mich rausgeschmissen hatte, nachdem er rausgefunden hatte, dass ich mich wehren würde. Aber das war er nicht, oder? Nein. Er starb, weil er zusammen mit Trents Vater irgendwas getan hat, und keiner hat den Mumm mir zu sagen, was diese große Sache war, die es angeblich wert war, dafür mein Leben zu versauen.«
Mein Herz klopfte, und ich starrte in Quens ruhiges, pockennarbiges Gesicht. »Sie mussten schon lange Ihr eigener Hüter sein«, sagte er.
»Yeah.« Ich presste die Lippen zusammen und drehte mich wieder zum Spiegel. Mein Fuß wippte nervös.
»Was uns nicht umbringt -«
»Tut weh.« Ich beobachtete sein Spiegelbild. »Es tut weh.
Es tut richtig weg.«
Mein blaues Auge pochte durch meinen erhöhten Blutdruck, und ich berührte es vorsichtig. »Ich bin hart genug«, sagte ich bitter. »Ich wil nicht noch härter werden.
Piscary ist ein Hurensohn, und fal s er aus dem Gefängnis kommen sol te, wird er zweimal sterben.« Ich dachte an Skimmer und hoffte, dass sie als Anwalt so schlecht war wie sie als Ivys Freundin glänzte.
Quen verlagerte sein Gewicht, bewegte sich aber nicht.
»Piscary?«
Sein fragender Tonfal ließ mich den Kopf heben. »Er hat gesagt, dass er meinen Vater getötet hat. Hat er mich angelogen?« Ich musste es wissen. War Quen auch endlich der Meinung, dass ich »es wissen musste«?
»Ja und nein.« Die Augen des Elfen schossen zur Tür.
Ich drehte mich in meinem Stuhl. Er konnte es mir sagen.
Und ich glaubte, dass er es wol te. »Was jetzt?«
Quen zog den Kopf ein und trat einen symbolischen Schritt zurück. »Das steht mir nicht zu.«
Mein Herz raste, als ich mit gebal ten Fäusten aufstand.
»Was ist passiert?«, forderte ich.
Wieder sah Quen in Richtung Badezimmer. Eine Lampe flackerte, und ein Lichtstrahl ergoss sich in den Raum. In einiger
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