Band 3 - Blutjagd
noch mehr sagen würde, aber er schwieg, also ging ich Ivy suchen, unbeholfen und deprimiert. Er hatte kein Wort über Jenks verloren, aber seine Missbil igung war deutlich zu spüren.
Ivy war mit ihren Karten und Stiften beschäftigt, als ich hereinkam und erst mir, dann ihr, eine Tasse Kaffee einschenkte. »Was hältst du von David?«, fragte ich und stel te die Tasse vor ihr ab.
Sie senkte den Kopf und klopfte mit einem farbigen Stift auf den Tisch. »Ich denke, dass du klarkommen wirst. Er scheint zu wissen, was er tut. Und es ist ja nicht so, als wäre ich nicht da.«
Ich lehnte mich gegen die Kücheninsel, hielt meine Tasse in beiden Händen und nippte. Der Kaffee glitt durch meine Kehle und beruhigte mich. Etwas in Ivys Haltung erregte meine Aufmerksamkeit; ihre Wangen waren leicht gerötet.
»Ich glaube, du magst ihn«, sagte ich, woraufhin sie den Kopf hochriss. »Ich glaube, du magst ältere Männer«, fügte ich hinzu. »Besonders ältere Männer in Anzügen, die beißen und besser planen können als du.«
Bei dem Satz errötete sie. »Und ich glaube, du sol test den Mund halten.«
Wir beide zuckten leicht zusammen, als an der Küchentür ein leises Klopfen ertönte. Es war Mrs. Aver, und es war peinlich, dass keiner von uns gehört hatte, wie sie aus dem Badezimmer kam. Sie trug meinen Bademantel und hatte ihre Kleider über den Arm gelegt. »Hier, meine Liebe«, sagte sie, als sie mir das graue Kostüm überreichte.
»Danke.« Ich stel te meine Kaffeetasse ab und nahm es.
»Es wäre sehr freundlich, wenn Sie es hinterher bei der Weres-'n-Tears-Reinigung abgeben könnten. Die sind sehr gut darin, Blutflecken zu entfernen und kleine Risse zu flicken. Wissen Sie, wo das ist?«
Ich schaute verblüfft die mütterliche Frau an, die in meinem flauschigen blauen Bademantel vor mir stand. Ihr langes braunes Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Sie hatte ungefähr meine Größe, wenn auch ein bisschen mehr Hüfte.
Mein Haar war ein bisschen dunkler, aber es war nah genug dran. »Sicher«, sagte ich.
Sie lächelte. Ivy hatte sich wieder ihren Karten gewidmet und ignorierte uns, während ihr Fuß lautlos wippte.
»Fantastisch«, sagte die Werwölfin. »Ich werde mich verwandeln und David auf Wiedersehen sagen, bevor ich Sie auf vier Pfoten verlasse.« Sie warf mir ein zahnreiches Lächeln zu, bevor sie in den Flur stolzierte, wo sie kurz zögerte. »Wo ist Ihre Hintertür?«
Ivy schob deutlich hörbar ihren Stuhl zurück und stand auf.
»Sie ist kaputt. Ich öffne sie für Sie.«
»Danke«, sagte Mrs. Avers mit einem weiteren höflichen Lächeln. Sie gingen, und ich hob langsam die Kleidung der Frau an meine Nase. Sie war noch warm von ihrem Körper, und ein leiser Moschusgeruch mischte sich mit einem leichten wiesenartigen Duft. Ich verzog den Mund bei der Vorstel ung, fremde Klamotten zu tragen, aber die ganze Idee war ja, wie ein Tiermensch zu riechen. Und es war ja nicht so, als hätte sie mir Fetzen zum Anziehen gebracht. Das gefütterte Wol kostüm musste sie eine Menge gekostet haben.
Mit langsamen Schritten ging ich in mein Zimmer. Das Dating-Handbuch lag immer noch auf meiner Kommode, und ich musterte es mit einer Mischung aus Trauer und Schuld. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, es noch mal lesen zu wol en, um Kisten wahnsinnig machen zu können?
Unglücklich schob ich es wieder in die Tiefen meines Kleiderschranks. Gott helfe mir, ich war ein Idiot.
Schicksalsergeben schlüpfte ich aus meiner Jeans und dem Sweater. Bald hörte ich das Klacken von Kral en auf dem Flurboden, und als ich meine Nylon-Strumpfhose anzog, konnte ich das unangenehme Geräusch von Kral en auf Sperrholz hören. Die neue Tür würde erst morgen eingebaut werden, und es war ja nicht so, als könnte sie einfach aus einem Fenster schlüpfen.
Ich fühlte mich bei der ganzen Sache sehr unsicher, aber ich konnte nicht wirklich ausmachen, woran es lag. Ich gehe ja nicht zauberlos da rein, dachte ich, als ich in den grauen Rock schlüpfte und die weiße Bluse in den Bund schob. Ivy und Kisten würden al es reinbringen, was ich brauchte; mein Seesack vol er Amulette war bereits gepackt und wartete in der Küche. Und es war auch nicht, weil ich gegen jemanden antrat, der viel besser in Kraftlinienmagie war als ich. Das tat ich ununterbrochen.
Ich zog mir die Jacke an, schob den Haftbefehl für Lee in eine Innentasche und meine Füße in Pumps mit halbhohen Absätzen. Dann starrte ich mein Spiegelbild an. Besser, aber es
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